Offensivflaute

Für den Club muss jetzt schon der Gegner die Tore schießen

Fadi Keblawi

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8.11.2022, 06:00 Uhr
Einziger Torschütze für Nürnberg am Sonntag: Magdeburgs Torwart Dominik Reimann.

© Sportfoto Zink / Daniel Marr, Sportfoto Zink / Daniel Marr Einziger Torschütze für Nürnberg am Sonntag: Magdeburgs Torwart Dominik Reimann.

Mittelschweres Problem für Trainer von kriselnden Fußballmannschaften: Sie können während einer Partie, die wieder mal ganz und gar nicht so läuft wie vorgestellt, nicht einfach das komplette Personal austauschen. Fünf Wechsel erlaubt die Deutsche Fußball-Liga und lässt da auch nicht daran rütteln. Leidvoll erfahren musste das am Sonntag der Trainer Markus Weinzierl, seit einigen Wochen Trainer des wieder einmal munter vor sich hinkriselnden 1. FC Nürnberg.

Als es in der Partie gegen den 1. FC Magdeburg mal wieder ganz und gar nicht so lief wie vorgestellt, da hätte Weinzierl wahrscheinlich gerne zehn Wechselmöglichkeiten gehabt. Half aber nichts, es blieb bei den fünf. Zwei davon nutzte er gleich in der Pause, obwohl es da noch einigermaßen erfreulich 0:0 stand. Mats Möller Daehli und Kwadwo Duah mussten trotzdem schon Feierabend machen. Aber natürlich, sagte Weinzierl hinterher, hätte er gerne noch ein paar mehr Spieler vom Platz geholt, so haarsträubend der Auftritt bis dahin war.

Es ging auch nach den ersten Wechseln nicht besser weiter, weshalb Weinzierl im zweiten Durchgang fröhlich weiterwechselte, ohne dass das irgendeinen Einfluss auf das Geschehen auf dem Platz gehabt hätte. Immerhin sah das Publikum so das, was vor der Saison mal als für Zweitliga-Verhältnisse durchaus atemberaubende Offensive vermutet worden war. Es waren viele Menschen.

Das einzige Tor lassen sie schießen

Auf Duah und Möller Daehli folgten Lukas Schleimer und Erik Wekesser. Später kamen dann noch die Angreifer Erik Shuranov, Christoph Daferner und Pascal Köpke zu einem Einsatz. Einfluss auf das Spielgeschehen hatte das alles nicht, das einzige Tor für die Gastgeber ließen die sich vom Gegner selbst schießen: Magdeburgs Torwart Dominik Reimann machte mit seinem kuriosen Eigentor den Fans im Max-Morlock-Stadion aber nur vorübergehend Hoffnung.

Am Ende stand es 1:2 und vor allem die Frage im Raum, warum in aller Welt der 1. FC Nürnberg sich so schwer tut, sich zumindest Torchancen zu erarbeiten. Von Toren war da noch gar nicht die Rede. Davon sind in dieser Spielzeit in 15 Spielen eh nur 15 gelungen - eine historisch schlechte Bilanz, wie die "Süddeutsche Zeitung" nachgerechnet hat. Weniger waren es in der Geschichte des Clubs zu diesem Zeitpunkt einer Saison noch nie.

Konter gegen den Aufsteiger

Antworten gab es nach den 90 traurigen Minuten gegen Magdeburg nicht. Wobei zumindest Christian Mathenia auf mildernde Umstände verweisen konnte: "Als Torwart ist das für mich schwer zu beurteilen." Er versuchte es dann dennoch und was man da hörte, klang wenig mutmachend. Unter anderem verriet Mathenia, dass der Club in die Partie mit den bis zum Spieltag noch schlechter notierten Magdeburgern mit einer etwas kuriosen Taktik gegangen war. Man wollte im eigenen Stadion den Gegner erst einmal machen lassen: "Wir haben auf Konter gelauert", sagte also Mathenia. Das Problem: "Von denen haben wir zu wenige gehabt."

Und auch der zweite Tagesordnungspunkt in Sachen Taktik ging nicht so recht auf. "Wir wollte mehr über das Flankenspiel kommen", sagte Mathenia also auch noch. Wiederum das Problem: "Wir hatten heute gefühlt keine einzige." Mindestens eine war es dann doch: In der Nachspielzeit beendete Köpke die sich erstaunlicherweise bietende Möglichkeit eines Konters mit einer Flanke über die ganze Breite des Feldes ins Seitenaus.

Was ist der Plan?

Der Club im November 2022 ist sich mal wieder ein einziges Rätsel, weshalb jetzt viel von einem Kopfproblem die Rede ist. Ein Begriff, den man ohne sich zu weit aus dem Fenster lehnen darf auch durch Qualitätsproblem ersetzen darf. Sowohl Weinzierl als auch Mathenia betonten zwar, dass es vorne Spieler braucht, die vorne auch einmal "festmachen", wie man das im Fußball-Deutsch nennt. Beide ignorierten aber den Fakt, dass der Club außer weit nach vorne geschlagenen Bälle keinen Plan hat, wie er diesen Ball überhaupt nach vorne bringt. So klang Weinzierl dann auch einigermaßen hilflos, als er sagte: "Wir brauchen Tore und müssen mehr Gefahr ausstrahlen - das war eigentlich alles angesprochen und besprochen." Nur umgesetzt hat es niemand, was dann ein sehr großes Problem ist für die nahe Zukunft.

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