Neue Aufgabe für den Europameister

Umbau im Unterbau: Sellin bleibt Erlangen doch erhalten

Andreas Pöllinger

Sport-Redaktion

zur Autorenseite

1.4.2023, 09:59 Uhr
An der Seitenlinie gerne ein Faktor: Erlangens Bald-Trainer Johannes Sellin.

© Sportfoto Zink / Daniel Marr An der Seitenlinie gerne ein Faktor: Erlangens Bald-Trainer Johannes Sellin.

Dass man miteinander weiter arbeiten will, hatte der HC Erlangen Sellin früh schon in Aussicht gestellt. Inzwischen hat der in der Bundesliga auf Platz elf notierte Handballclub die Entscheidung darüber auch verschriftlicht.

Für den 32 Jahre alten Rechtsaußen bedeutet das eine neue Rolle, nach 14 Erstliga-Spielzeiten den Einstieg ins Trainergeschäft. Von der kommenden Saison an soll Sellin die in Deutschlands dritthöchster Spielklasse beheimatete U23 als Chefcoach anleiten, ihr die Lust am Tore-Werfen und beste Vorgehensweise dabei vermitteln.

Füchse Berlin und spürbarer Ehrgeiz

Die Identifikation von Hochbegabten und ihre Vorbereitung auf Deutschlands Eliteklasse, teilt der HCE mit, wird dann zur zentralen Aufgabe des Mannes, der – aus dem Nachwuchsleistungszentrum der Füchse Berlin hochgezogen – 2009 seine Bundesliga-Karriere begann. Der sie nach sechseinhalb Jahren in Erlangen bald beendet. "Seinen Ehrgeiz, die Dinge voranzubringen, spürt man bei jedem Gespräch", erklärt Carsten Bissel, auch Präsident des e.V., der große Hoffnungen in den Umbau im Unterbau setzt. Und darauf, dass sich Jugendkoordinator Tobias Wannenmacher, der die rot-blaue Zweitvertretung zuvor jahrelang trainierte, nun stärker um die Administration des Vereins mit seinen 30 Nachwuchsteams im Allgemeinen und um die B-Junioren als Coach im Speziellen kümmern wird.

"Wir sind sehr zufrieden mit unseren Nachwuchsmannschaften und dem, was Tobi Wannenmacher mit viel Fleiß daraus gemacht hat", lässt Carsten Bissel wissen. Man habe "große Talente" beim HCE, ergänzt der Aufsichtsratsvorsitzende. Fördern und fordern wolle man diese. Sie künftig stringent an den Erstliga-Kader heranführen.

Zuletzt nur Christopher Bissel

"Das Ziel, konzeptionell Bundesliga-Spieler zu entwickeln, muss noch mehr in den Mittelpunkt rücken", postuliert Carsten Bissel, der freilich auch weiß, dass dies mit Blick auf das aktuelle Erlanger Erstliga-Aufgebot nur bei seinem Sohn Christopher wirklich gut gelungen ist. Aufgrund auch ungleicher Bedingungen bereits im Jugendbereich braucht es großen Ehrgeiz und die Bereitschaft zum Verzicht, um den Sprung ins Handball-Oberhaus zu schaffen und sich dort zu etablieren.

Die U23, die Sellin nun übernimmt, liefert dem Erlanger Bundesliga-Team noch zu selten tragende Bestandteile zu. Benedikt Kellner, der unter Michael Haas noch als Spielmacher der Zukunft galt, auch aufgrund seines Medizinstudiums aber kürzertreten wollte, verlässt diese nach Fürstenfeldbruck. Daran, dass Stephan Seitz, der von dort kam, und Tarek Marschall, der über den Sommer hinaus an den Zweitligisten Nordhorn-Lingen ausgeliehen bleibt, perspektivisch tragende Rollen beim fränkischen Erstligisten spielen, glaubt man beim HCE weiterhin.

Eine tragende Rolle hatten sie auch dem Europameister Johannes Sellin, dessen Karriere als Aktiver nach 54 Länderspielen und wahrscheinlich über 500 Toren für den HCE im Sommer zu Ende geht, zugeschrieben. Anfang 2017, unter anderen Vorzeichen natürlich. Auch und vor allem verletzungsbedingt konnte Sellin die damit verbundenen Hoffnungen nur teilweise erfüllen.

Wachsende Verantwortung, wachsende Quote

Posterboy und Publikumsliebling war der Zopfträger über diese gesamte Zeit hinweg trotzdem. Einer, der die Zuschauer mit seiner emotionalen Spielweise in der Arena pushte. Der Klartext auf und neben der Platte sprach. Dessen Quote und Selbstsicherheit über der Verantwortung, die er sich auf und neben dem Spielfeld nahm, nach Verletzungen und Unsicherheiten im Abschluss im Anschluss wieder anwuchs.

Als Ansprech-und-Abklatschpartner ist der Zopfträger auf und neben der Platte wichtig. 

Als Ansprech-und-Abklatschpartner ist der Zopfträger auf und neben der Platte wichtig.  © Sportfoto Zink / Daniel Marr

Johannes Sellin ist in Franken heimisch geworden, seine Tochter Victoria wurde hier geboren. Vom Sommer an freut er sich darauf, Erlangen von der Seitenlinie aus weiterzuhelfen. "Ich kann es kaum erwarten, loszulegen. Aber vorher möchte ich noch einen schönen Abschluss als Spieler in dieser Saison erreichen", erklärt Johannes Sellin. Gemeinsam mit seinen Kollegen vom HCE.

Verwandte Themen


Keine Kommentare