28:31 beim Meister

Verbessert in der Börde: Der HCE ackert in Magdeburg - verliert aber trotzdem

Andreas Pöllinger

Sport-Redaktion

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17.12.2022, 20:12 Uhr

Seinem Ärger über den vollkommen missratenen Heimauftritt gegen Gummersbach hatte Raul Alonso maximalen Ausdruck verliehen. Und nach der schwächsten Saisonleistung des HCE eine schonungslose Analyse angekündigt. "Uns hat an diesem Tag schlichtweg die Qualität gefehlt", teilte Erlangens Trainer deren ernüchterndes Ergebnis mit. An Willenskraft und Einsatzbereitschaft habe es nicht gemangelt. Wohl aber am Können und daran, dieses auf die Platte bringen, erklärte Alonso, den der erstmalige Komplettausfall in dieser Runde wie alle beim HC Erlangen ziemlich "geschockt und überrascht" hatte.

Gegen Meister Magdeburg zeigte sich Alonsos Team in keiner Schockstarre mehr, sondern zu Gast beim aufstrebenden Tabellenvierten wieder deutlich verbessert. Um die siebte Niederlage in Folge abzuwenden und kurz vor Weihnachten einen Überraschungscoup in der Berliner Chaussee zu landen, reichte Erlangens wiederentdeckte Qualität beim 28:31 (13:16) allerdings nicht.

Vor der Mammutaufgabe in Magdeburg hatten sich dem HCE schon einige Personalprobleme entgegengestellt: Neben Nico Büdel, Johannes Sellin, Christopher Bissel und Tim Zechel hatten auch beide Torhüter unter der Woche mindestens zeitweise pausieren müssen. "Was wir haben, werden wir am Samstag hineinwerfen", hatte Chefcoach Raul Alonso gleichwohl kämpferisch betont. Etwas, was mit Klemen Ferlin zwischen den Pfosten und Christopher Bissel in der Startformation beinahe optimal begann. Nachdem Steinert den Ausgleich markiert und Firnhaber den Ball vom Kreis aus abspringend ins Tor gepresst hatte, stellte Lutz Heiny mit viel Tempo und noch mehr Zielgenauigkeit auf 3:1 für gefällig agierende Gäste (4.).

Der erfreuliche Zwischenstand sollte gegen einen gewohnt dominant auftretenden SCM aber nicht lange Bestand haben. Heinys Dynamik und Jeppssons Wurfgewalt hielten den HCE trotzdem noch eine Zeit lang im Vordertreffen. Magdeburg allerdings? Drängte die Franken mit seinem vehementen Angriffsspiel, hoher Passgeschwindigkeit und den gewohnt auffälligen Isländern Omar Ingi Magnusson und Gisli Kristjansson tief in die Abwehr, erzwang Zeitstrafen und konnte sich zudem dauerhaft auf den zuletzt schon beim Champions-League-Coup in Paris blendend aufgelegten Mike Jensen im Tor verlassen.

Dass Mitte des ersten Durchgangs auch Klemen Ferlin Mitte damit begann, Würfe zu parieren, erwies sich als vorteilhaft für den HCE, der Magdeburg so daran hinderte, davonzuziehen. Nach einer weiteren Ferlin-Parade fand Jeppsson Rückkehrer Hampus Olsson, der von weit außen nach weit innen sprang und nach einer Viertelstunde das 7:7 erzielte.

Jeppsson kann's auch filigran

Gegen einen aufgrund des Magdeburger Angriffstempos oft etwas zu spät in der Abwehrordnung befindlichen HCE schob sich der SCM jedoch nun immer wieder nach vorne. Dass Jeppsson das Spielgerät nach flotter Ballzirkulation über Zehnder und Firnhaber ins Tor drehte, hielt den HCE jedoch ebenso in Schlagdistanz wie Bissel, der nach Ferlins mutigem und präzisem Zuspiel auf direktem Weg vollstreckte (23.). Auch weil Bissels Aufsetzer über den Kasten rauschte und für den SCM das Aluminium und Jensen in aus Erlanger Sicht unschöner Regelmäßigkeit retteten, hieß es aus Gäste-Sicht gleichwohl 13:16 zur Pause.

Pech im Abschluss sollte auch nach Wiederbeginn ein Begleiter bleiben. Ein Wurf von Jeppsson sauste an den linken Pfosten. Nachdem Magdeburgs Scharfschütze Michael Darmgaard auf der Gegenseite getroffen hatte, war der HCE erstmals vier Tore hinten, worauf Heiny mit dem 14:17 eine Antwort fand. Nach einer wilden Phase und Zehnders Pfostentreffer ließ sich Erlangen am eigenen Kreis ein weiteres Mal zu leicht auseinanderziehen, was Magnus Saugstrup mit Magdeburgs 19:14 quittierte.

Die von Grippe und Verletzungen in Mitleidenschaft gezogene Widerstandsfähigkeit des HCE war damit aber noch nicht gebrochen. Ein im Vergleich zu den Vorwochen deutlich verbesserter Jeppsson und ein schwungvoller Zehnder brachten Erlangen wieder auf zwei Tore heran, was nach wiederholten Obling-Paraden später auch Heiny und Sellin gelingen sollte.

Saugstrup schraubt den Deckel drauf

Immer, wenn ein in der Börde unermüdlich ackernder HCE allerdings kurz vor dem Anschluss stand, glückte ihm dieser auch aufgrund Magdeburgs Torhüterleistung nicht. Saugstrup, nach flottem Balltransport der Hausherren wieder einmal völlig frei am Kreis, schraubte mit dem 29:25 und einer erneuten Vier-Tore-Führung in der 57. Minute den Deckel auf den SCM-Sieg. Jeppsson und dem mehrfach von Heiny am Kreis gekonnt eingesetzten Justin Kurch gelang für tapfere Erlanger immerhin noch Ergebniskosmetik. Es war ein Abend, an an dem man sich nicht über den HCE ärgern musste.

HC Erlangen: Ferlin, Obling; Jeppsson 6, Heiny 5, Kurch 4, Firnhaber 3, Steinert 3/1, Zehnder 3, Olsson 2, Bissel 1, Sellin 1.

Verbessert heißt nicht siegreich: Simon Jeppssons Erlanger mussten sich trotz teilweiser Vorteile im Luftkampf beim haushohen Favoriten in Magdeburg beugen. 

Verbessert heißt nicht siegreich: Simon Jeppssons Erlanger mussten sich trotz teilweiser Vorteile im Luftkampf beim haushohen Favoriten in Magdeburg beugen.  © Sportfoto Zink / Wolfgang Zink

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