
Goalie kommt aus München
Kanadier Evan Fitzpatrick: Wird er die neue Nummer eins im Tor der Nürnberg Ice Tigers?
Donielle Briffett wusste genau, was sie tat. Alle anderen schienen sich da nicht so sicher zu sein. „Ich hatte Vertrauen in meinen Sohn. Niemand weiß, wie oft ich ihn bei jedem Torhüter-Camp beobachtet hatte, das er besucht hat. Ich wusste, dass er dazu bestimmt war.“ Bestimmt dazu, sein Geld auf höchstem Niveau als Torhüter zu verdienen. „Er war ein Junge“, erzählte die Kanadierin einst einem Reporter von Yahoo Sports. „der eines Tages mit einem Prospekt über unterklassiges Eishockey nach Hause kam und sagte, dass er irgendwann in der NHL spielen würde. Und ich dachte mir, dafür könnte ich wahrscheinlich ein oder zwei Jahre meines Lebens opfern.“
Also hat sie mit ihrem Sohn den anderen Teil der Familie verlassen und ist mit ihm von Neufundland aus dem äußeren kanadischen Westen nach Halifax gezogen, wo er bessere Trainingsbedingungen hatte – auch wenn das ihre Bedingungen verschlechtert hatte. Ihr neues Appartement nannte er später „trashy“, ein Wort, das Immobilienmakler eher selten verwenden. „Es war ein Abenteuer“, das sich gelohnt hat. 2016 wurde Evan Fitzpatrick in der zweiten Runde des NHL-Drafts von den St. Louis Blues ausgewählt, in die NHL aber hat er es dann doch nicht geschafft. Dafür hat er, inzwischen 27 Jahre alt, das Vertrauen von Stefan Ustorf.
Mit starken Leistungen für die Ice Tigers beworben
Zum ersten Mal seit 2014 (Tyler Weiman) starten die Ice Tigers im August wieder mit einem nordamerikanischen Torhüter in die neue Saison. Jochen Reimer, Andy Jenike, natürlich Niklas Treutle und Leon Hungerecker – in Nürnberg setzte man mehr als ein Jahrzehnt beinahe ausschließlich auf deutsche Schlussmänner. 2015 wurde Tyler Beskorowany während der Saison verpflichtet und verließ die Ice Tigers als Nummer eins. Auch Hungerecker war nach einer von Verletzungen geprägten Spielzeit für Treutle zuletzt gesetzt. Er wechselt aber nach Bremerhaven – und trotz Hungereckers Leistungssteigerung im neuen Jahr, so richtig zufrieden war Sportdirektor Ustorf zuletzt nicht immer mit seinen Torhütern.

Der 1,91 Meter große Fitzpatrick soll das nachhaltig ändern. „Evan ist ein großer, sehr athletischer Torwart, im besten Alter. Er hat mich in seiner ersten Saison in Europa davon überzeugt und ich bin mir sicher, dass er eine konstante Verstärkung sein wird“, ließ Ustorf ausrichten. Um Fitzpatrick beobachten zu können, musste er nicht nach Nordamerika fliegen. Gegen Ende Saison hatte Red Bull München den Kanadier vom Vorletzten der slowakischen Liga geholt. Dass er trotz der Vorherrschaft von Nationaltorhüter Mathias Niederberger auch in den Playoffs in fünf von sieben Viertelfinalspielen zum Einsatz kam, hat Ustorf überzeugt.
Nürnberg ist nicht St. Louis, die DEL ist nicht die NHL. Die Ice Tigers aber brauchen Fitzpatricks Ruhe. Und mit Niklas Treutle haben sie bereits einen Torhüter, der es in die NHL geschafft hat.
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