Finne und/oder Deutscher?

Warum der nette Herr Hede in Nürnberg bleibt

Sebastian Böhm

Sportredaktion

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2.5.2023, 17:00 Uhr
Tor: Am 7. Oktober 2022 hinterließ Elis Hede beim 5:4 gegen Schwenningen einen hervorragenden ersten Eindruck.

© Thomas Hahn, Sportfoto Zink Tor: Am 7. Oktober 2022 hinterließ Elis Hede beim 5:4 gegen Schwenningen einen hervorragenden ersten Eindruck.

Eine wirkliche Überraschung war die Meldung nicht mehr. Tom Rowe hatte bereits davon geschwärmt, dass man sich auf die junge Sturmreihe um Danjo Leonhardt und deren Entwicklung auch in der kommenden Saison würde freuen dürfen, da war die aktuelle Saison noch lange nicht Geschichte. Sportdirektor Stefan Ustorf konnte darauf lange nur ausweichend antworten ("Es sieht gut aus."). Zwischen den Saisons aber haben die Ice Tigers jetzt die Ankündigung ihres Cheftrainers bestätigen können.

Danjo Leonhardt hatten die Ice Tigers ohnehin für zwei Spielzeiten unter Vertrag genommen. Kürzlich unterschrieb auch Dennis Lobach einen neuen Vertrag. Und seit diesem Dienstag ist nun klar, dass Elis Hede ebenfalls in Nürnberg bleiben wird, zumindest bis Frühjahr 2024. Aufgrund der frühen Verletzung von Charlie Jahnke hatte Ustorf den jungen Finnen im Frühherbst 2022 in die Stadt geholt.

"You better score tonight"

Schon nach dem ersten Spiel fragte man sich damals, warum Hede bei der Idrottsföreningen Kamraterna i Helsingfors (HIFK Helsinki) nach einem ordentlichen Jahr in der finnischen Liiga zuvor nur noch gelegentlich zum Einsatz gekommen war. Hede überzeugte durch Tempo und Spielwitz und erzielte beim 5:4 gegen Schwenningen den Siegtreffer. „Welcome to Nuremberg, Elis!!!“, war damals auf dem Whiteboard in der Kabine der Ice Tigers gestanden. Und in blauer Schrift darunter: „You better score tonight.“ Urheber der freundlichen Begrüßung: Tom Rowe, natürlich.

Den Schnitt konnte Hede dann doch nicht halten, letztlich kam er auf sechs Treffer und zwölf Vorlagen in 51 Saisonspielen. Für einen Importspieler wären das eher schwache Werte. Ustorf machte in der Pressemitteilung aber auf ein Alleinstellungsmerkmal des Flügelstürmers aufmerksam: "Wir dürfen nicht vergessen, wie jung er noch ist und müssen deshalb auch erkennen, dass er ganz am Anfang seiner Entwicklung steht." Nach dem in Berlin nicht allzu erfolgreichen finnischen Torhüter Juho Markkanen war Hede der zweitjüngste Importspieler der Deutschen Eishockey Liga.

Künftig als Deutscher?

Hede dürfte sein Potenzial in der DEL allenfalls angedeutet haben, wie auch Leonhardt und Lobach fehlte es ihm an Konstanz und an Effizienz. Nicht selten war Nürnbergs nominell vierte Sturmreihe jene, die am meisten Zeit im Drittel des Gegners verbracht und die sich die meisten Chancen erarbeitet hatte. Auch deshalb verzichtete Rowe darauf, Leonhardt (20), Lobach (23) und Hede (22) mit erfahreneren Spielern aufs Eis zu schicken. Dieses Trio ist Rowes Projekt, schon in der kommenden Saison soll der Klub von der Geduld des Coaches profitieren.

Weil Elis Hedes Vater - der in Schweden geborene Ex-DEL-Profi Niklas Hede - über einen deutschen Pass verfügt, war Ustorf früh gefragt worden, ob Hede junior künftig noch immer das Ausländerkontingent belasten solle. Der Sportdirektor antwortete damals, dass sich Spieler und Klub um eine Einbürgerung bemühten. Dass die Ice Tigers eine solche nun nicht vermelden konnten, heißt allerdings nicht, dass der fließend Deutsch, Englisch und Finnisch sprechende Hede ab August nicht doch als Deutscher auflaufen könne.

Außerdem ist er höflich

Die Weiterverpflichtung machten die Ice Tigers ohnehin nicht vom Pass abhängig. „Elis passt mit seiner Spielweise perfekt zu uns. Mit seiner hohen Geschwindigkeit und seinen technischen Fähigkeiten ergänzt er seine Nebenleute und kann in jeder Formation Akzente setzen", urteilt Ustorf.

Und dann verriet der Sportdirektor noch eine Eigenschaft, die mit Eishockeyprofis eher selten in Verbindung gebracht werden: "Außerdem ist Elis einer der höflichsten und nettesten Spieler, mit denen ich je zu tun hatte. Auch deshalb passt er perfekt in unsere Kabine.“