Transfers seit 2012

16 Millionen Plus: Studie belegt gute Arbeit der Verantwortlichen des Kleeblatts

Michael Fischer

Nürnberger Nachrichten

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9.2.2022, 09:47 Uhr
Freundliche Verabschiedung: David Raum (links) spielte 15 Jahre beim Kleeblatt, nach dem Aufstieg musste ihn Geschäftsführer Rachid Azzouzi ziehen lassen.

© Sportfoto Zink / Melanie Zink, NN Freundliche Verabschiedung: David Raum (links) spielte 15 Jahre beim Kleeblatt, nach dem Aufstieg musste ihn Geschäftsführer Rachid Azzouzi ziehen lassen.

An den digitalen Stammtischen haben einige Kleeblattfans eine neue These entwickelt. Der "Fürther Weg", der in den vergangenen Jahren so oft beschworen wurde, sei neuerdings der, dass man die besten Spieler ablösefrei abgibt. Mit David Raum verlor die Spielvereinigung im vergangenen Jahr ein Eigengewächs, ohne dafür Geld einzunehmen, im kommenden Sommer wird Maximilian Bauer den Verein nach acht Jahren verlassen - ebenfalls ablösefrei.

Die beiden trugen in dieser Zeit zum sportlichen Erfolg bei – der "Fürther Weg", so liest man in den Kommentarspalten, würde trotzdem in die falsche Richtung führen. Dabei zeigt eine neue Studie, dass der Weg der Spielvereinigung in den vergangenen zehn Jahren ein erfolgreicher war. Laut einem Report des Schweizer "CIES", einem internationalen Zentrum für Sportstudien, hat das Kleeblatt seit 2012 zwölf Millionen Euro für neue Spieler ausgegeben - und 28 Millionen eingenommen.

Im Bundesliga-Vergleich stehen die Fürther mit einem Plus von 16 Millionen zusammen mit dem VfL Bochum (ebenfalls 16) auf Rang 7, den Spitzenplatz nimmt die TSG Hoffenheim mit einem Plus von 108 Millionen Euro ein. Seine vielen Meistertitel hat sich der FC Bayern derweil teuer erkauft, laut der Studie haben die Münchner seit 2012 363 Millionen Euro mehr ausgegeben als eingenommen. Dass man mit viel Geld auch erstaunlich unerfolgreich sein kann, zeigt hingegen Fürths jüngster Gegner aus Wolfsburg, der in der Liste mit einem Minus von 190 Millionen Euro als Vorletzter geführt wird.

Die Verantwortlichen des Kleeblatts wird die Erhebung freuen - und sie in ihrem Tun bestärken. "Wir haben bewiesen, dass wir immer wieder in der Lage sind, die Gesetze des Marktes außer Kraft zu setzen, indem wir mit geringeren Mitteln maximalen Erfolg erreichen", sagte Finanz-Geschäftsführer Holger Schwiewagner vor ein paar Monaten im Interview. Derzeit spielt Fürth zum zweiten Mal seit 2012 in der Bundesliga, ist finanziell weitgehend gesund und schafft es auch immer wieder, mit Spielerverkäufen Geld zu verdienen.

Das wird umso deutlicher, wenn man sich die Transferphasen der vergangenen Jahren genauer anschaut. Im Sommer 2021 verkaufte das Kleeblatt Anton Stach, den man aus der zweiten Mannschaft des VfL Wolfsburg geholt hatte, für 3,5 Millionen Euro (alle Zahlen von www.transfermarkt.de) nach Mainz, im Jahr zuvor Tobias Mohr (aus Aachen) für eine Million nach Heidenheim und 2019 unter anderem Khaled Narey (von Dortmund II) für 1,7 Millionen zum Hamburger SV.

Allein in der Spielzeit 2017/2018 machte das Kleeblatt mit den Verkäufen von Marcel Franke, der für 3,5 Millionen Euro zu Norwich City ging, Veton Berisha (1,5 Millionen zu Rapid Wien) und Philipp Hofmann (700.000 zu Eintracht Braunschweig) ein Plus von 4,6 Millionen. Dabei kamen all diese Spieler bis auf Hofmann ablösefrei in den Ronhof - und entwickelten sich dort weiter.

Das meiste Geld nahm die Spielvereinigung nach dem verpassten Wiederaufstieg 2014 ein, als man gleich sieben Spieler verkaufte (besser: verkaufen musste) und sieben Millionen erlöste. Seitdem hat sich viel geändert, der Trend zu ablösefreien Transfers verstärkte sich in der Corona-Zeit – und ist, entgegen der Meinung an den digitalen Stammtischen, kein reines Fürther Problem.

Stattdessen profitiert das Kleeblatt auch von der schwierigen Marktlage. Laut kicker holte die Spielvereinigung in diesem Winter Afimico Pululu ablösefrei vom FC Basel, Dortmunds Tobias Raschl schloss sich für 100.000 Euro dem "Fürther Weg" an.

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