Wieder nix! Fürth verliert 1:2

Leiden an der Leine: Das Kleeblatt verzweifelt auch in Hannover

Andreas Pöllinger

Sport-Redaktion

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28.8.2022, 15:25 Uhr
Eine Pause würde dem Kleeblatt von Dickson Abiama vielleicht gut tun: Auch in Hannover ließen die Fürther gute Möglichkeiten aus, um sich mit mindestens einem Punkt zu belohnen.

© Sportfoto Zink / Melanie Zink, Sportfoto Zink / Melanie Zink Eine Pause würde dem Kleeblatt von Dickson Abiama vielleicht gut tun: Auch in Hannover ließen die Fürther gute Möglichkeiten aus, um sich mit mindestens einem Punkt zu belohnen.

Gute Nachrichten hatten in Fürth zuletzt Seltenheitswert. Dass Kapitän Branimir Hrogta nach langer Bedenkzeit seinen Vertrag bei den Weiß-Grünen unter der Woche bis 2026 verlängert hat, durfte man definitiv dazuzählen. Hrgotas Verbleib - so der Plan - sollte der im bisherigen Saisonverlauf noch sieglosen Spielvereinigung Schwung geben für die anstehenden Aufgaben. Die unglückliche Niederlage in Hannover, wo das Kleeblatt am Sonntag nicht nur Auf- und Abstiegstrainer Stefan Leitl wieder traf, dürfte zuletzt bereits frustrierten Fürther allerdings nicht als emotionales Schwungrad dienen.

Im Vergleich zur seltsamen 1:3-Niederlage gegen Kaiserslautern beorderte Leitl-Nachfolger Marc Schneider in Niedersachsens Kapitale den just erst aus Hoffenheim geliehenen Marco John prompt in die Startformation. Die zumindest zeitweise Beschäftigung des talentierten U-Nationalspielers, der anstelle des angeschlagenen Luca Itter (muskuläre Probleme) als Linksverteidiger agierte, galt in Fürth übrigens auch als gute Nachricht. Dass Jetro Willems wie Itter in Hannover komplett fehlte, dürfte der Niederländer als weiteren Hinweis nehmen, dass man beim Kleeblatt den 28-Jährigen nicht mehr als Option für die linke Außenbahn sieht. Weil Ragnar Ache in den Angriff zurückkehrte und Schneider an Hrgota, Sieb und Abiama im Offensivbereich festhielt, blieb für Timothy Tillman in Hannover derweil nur ein Bankplatz übrig.

Nachdem Stefan Leitl und Co-Trainer Andre Mijatovic Tillmann und die komplette Kleeblatt-Bank abgeklatscht hatten, ging es los. Fürth war gegen formstarke, zuletzt zweimal in Folge siegreiche 96er in der Defensive spürbar um die in der jüngeren Vergangenheit vielfach fehlende Kompaktheit bemüht. Mit entsprechender Manpower verpasste man es aber nicht, frühzeitig selbst eigene Akzente im Vorwärtsgang zu setzen. Der auf der rechten Offensivseite auffällige Dickson Abiama setzte sich einige Male flott in Szene. Obwohl ihm die Hereingaben meist zu ungenau gerieten, verbuchte Hrgota im Anschluss an eine solche Aktion Fürths ersten Abschluss. Der Flachschuss des Kapitäns flitzte ein gutes Stück rechts am Gastgeber-Kasten vorbei (3.).

Abiama hat die Führung auf dem Fuß

In einem durchaus unterhaltsamen Duell wurde jedoch auch Hannover nach flinkem Umschaltspiel rasch gefährlich. Nach Zuspiel des Ex-Fürthers Havard Nielsen blockte Oliver Fobassam den scharfen Schuss von 96-Stürmer Maximilian Beier regelkonform mit dem angelegten Arm (8.). Kurz darauf war es auf der Gegenseite Abiama, der von rechts vehement in den Strafraum steuernd Schlussmann Zieler im Eins-gegen-eins eine anspruchsvolle Arbeitsprobe abverlangte (11.).

Auch wenn sich mutige Gäste fortan immer wieder im letzten Drittel zeigten, erarbeitete sich Hannover im Anschluss ein Chancenplus. Nachdem es Nicolo Tresoldi nach Köhns kerniger Hereingabe mit der Hacke probiert hatte, war auch Kleeblatt-Keeper Linde aufgefordert, erstmals mit einer Glanzparade aufzuwarten (14.). Nachdem Oussama Haddadi den Ball an der Torauslinie verschlampt hatte, bediente Tresoldi Nielsen, dessen Abschluss aus vielversrechender Position aber völlig misslang (24.). Muroyas Treffer keine Zeigerumdrehung später zählte aufgrund einer Abseitsposition des Japaners berechtigterweise nicht.

Fürth stand in einer temporeichen Auseinandersetzung unter Druck, meldete sich nach Halbstundenfrist aber wieder mit eigenen Torgelegenheiten zurück. Nach Christiansens saftigem Distanzschuss boxte Zieler das Spielgerät ins Seitenaus, der weiterhin äußerst agile Abiama verpasste dieses nach Hrgotas beinahe perfektem Pass um eine Fußbreite. (32., 35.). Die letzte Chance in Hälfte eins war ebenfalls eine Fürther: Ache platzierte den Ball am linken Kreuzeck vorbei, nachdem dieser von links nach rechts durch den Strafraum und zurück ins Zentrum gesaust war (44.). Ein ansprechend auftretendes Kleeblatt hatte den 96er-Kasten im ersten Durchgang insgesamt achtmal ins Visier genommen.

Dass eine gute erste Hälfte, gegen Kaiserslautern war es sogar eine sehr gute gewesen, keine Garantie für einen Sieg ist, hatte die Spielvereinigung gegen die Roten Teufel schmerzhaft erfahren müssen. Mit unverändertem Personal, unverändertem Engagement in der Vorwärtsbewegung und auch zunächst gleichbleibender Sorgfalt in der Defensive ging Fürth folglich die zweite Hälfte an. Ein energischer Vorstoß von John bedingte eine Ecke, die Zieler jedoch kein Kopfzerbrechen bereiten sollte. Komplizierter wurde es auf der Gegenseite: Bei Nielsens Hammer aus spitzem Winkel kombinierte der reaktionsschnelle Linde Glück und Geschick (51.).

Raschls Ballverlust wird teuer

Keine Minute später klingelte es trotzdem im Kleeblatt-Gehäuse: Leopold eroberte mit rigorosem Einsatz die Kugel von Tobias Raschl und schickte Beier auf die Reise. Auch weil Fobassam zurückwich und der Flachschuss durch die Beine des Fürther Verteidigers zischte, landete das Leder präzise im rechten Eck. Die Spielvereinigung hatte erneut nach der Pause einen Dämpfer hinnehmen müssen, wehrte sich aber nach Kräften. Zieler parierte den verdeckten, aber letztlich zu zentralen Schuss von Simon Asta (62.).

Es wurde gleichwohl eine immer kompliziertere Partie für Fürth. Nach vorne musste das Kleeblatt weiter investieren, wirkte dabei aber zunehmend verkrampfter. 96 konnte derweil kontern. Nachdem zwei Pässe des Ex-Nürnbergers Cedric Teuchert beinahe Hannoveraner Großchancen ermöglicht hatten, flutschte ein Köhn-Schuss Andreas Linde um ein Haar spielentscheidend durch die Finger (76.).

Pululus Knaller reicht nicht zum Punkt

Als ein Punktgewinn zusehends unwahrscheinlicher zu werden schien, kam das Kleeblatt mit einem Knallbonbon zurück: Der eingewechselte Afimico Pululu zimmerte den Ball nach einem grotesken Hannoveraner Fehlpass und einer sich anschließenden Vertikalkombination in den linken Winkel (81.).

Das letzte Wort war an der Leine damit aber noch nicht gesprochen. Als ein Fürther Punktgewinn immer wahrscheinlicher wurde, nutzte der Ex-Fürther Nielsen mit dem Kopf Köhns Maßflanke zum 2:1-Siegtreffer für 96 (86.). Asta und Fobassam waren im Vorfeld des Tores nicht nahe genug an ihren Gegenspielern. Eine Trotzreaktion der Gäste? Gab es. Nach Abiamas Verzweiflugsschuss patschte Zieler das Spielgerät jedoch zurück ins Feld. Auf gute Nachrichten müssen sie in der Kleeblattstadt erst mal wieder warten.

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