Leitl lobt seine Mannschaft

Versprechen eingelöst: Das Kleeblatt schenkt seinen Fans einen Heimsieg

Michael Fischer

Nürnberger Nachrichten

E-Mail zur Autorenseite

13.2.2022, 11:58 Uhr
Ausgelassene Freude am historischen Tag: Geschäftsführer Rachid Azzouzi herzt Julian Green nach dem Schlusspfiff.

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink Ausgelassene Freude am historischen Tag: Geschäftsführer Rachid Azzouzi herzt Julian Green nach dem Schlusspfiff.

Am späten Samstagnachmittag löste Stefan Leitl ein fast sechs Monate altes Versprechen ein. Im August 2021 war der Trainer des Kleeblatts bei der Saisoneröffnung von 1000 Fans frenetisch gefeiert worden - am Tag nach einem 1:5 beim VfB Stuttgart. Leitl strahlte angesichts dieser Zuneigung - und versicherte, dass er den Menschen in Fürth ihren großen Wunsch erfüllen wird. Den Wunsch, endlich mal einen Heimsieg in der Bundesliga zu feiern.

Als der Schiedsrichter um 17.22 Uhr zum letzten Mal pfiff, da spürte man, wie groß die Sehnsucht nach diesem Moment gewesen war. Ein lauter Jubelschrei fegte durch den Ronhof, auf den Tribünen lagen sich die Menschen in den Armen und auch unten auf dem Rasen wurde ausgelassen gefeiert. Nach zwei erfolgreichen Geisterspielen gegen Union Berlin und den FSV Mainz 05 gewann das Kleeblatt zum ersten Mal in seiner Historie ein Bundesliga-Heimspiel vor Zuschauern - und das beim 2:1 gegen Hertha BSC auch noch vollkommen verdient.

Schnellstes Tor dieser Bundesliga-Saison

"Es freut mich für alle Fürther, dass uns das heute gelungen ist", sagte Stefan Leitl kurz darauf. "Wir haben der Mannschaft gesagt, dass wir diesen Auftrag haben, vor Fans ein Heimspiel zu gewinnen." Die Ansprache vor dem Spiel hatte offenbar Wirkung gezeigt, denn dass diese Mannschaft gewinnen wollte, war vom Anpfiff weg zu sehen. Bereits nach knapp 20 Sekunden zog Paul Seguin bei einem Pressschlag ohne Rücksicht auf Verluste voll durch, der Ball landete bei Branimir Hrgota, der nach 26 Sekunden das 1:0 erzielte - und damit das schnellste Tor dieser Bundesliga-Saison.

Die frühe Führung half den Fürthern natürlich, bei denen mit Marco Meyerhöfer, Luca Itter und Torhüter Andreas Linde drei neue Spieler in der Startelf standen. Linde strahlte enorme Ruhe aus und hielt, was zu halten war, die beiden Außenverteidiger hielten ihre Seite dicht und schalteten sich immer wieder auch mit nach vorne ein. Wie ein Tabellenletzter spielte das Kleeblatt erneut nicht, bis zur Halbzeit hätten die Fürther problemlos ein oder zwei Tore mehr schießen können - oder angesichts der Chancenqualität sogar müssen.

"Man hat gesehen, dass wir einen ziemlich guten Ball spielen können", lobte Leitl, der viele "gute Abläufe" gesehen hatte, durch die seine Spieler "immer wieder gefährlich vors Tor gekommen" seien. Zu hoch wollte der Trainer die vergebenen Möglichkeiten im ersten Durchgang aber nicht hängen. "Wichtig war, nach der Niederlage in Wolfsburg eine Reaktion zu zeigen", betonte er. "Wir waren sehr diszipliniert im Spiel gegen den Ball und hatten eine hohe Intensität auf dem Platz, was die Basis für unser Spiel sein muss."

Natürlich hätte er sich als Freund des offensiven Fußballs und des schönen Spiels gewünscht, dass seine Mannschaft noch dominanter auftritt und die Partie bereits im ersten Durchgang entscheidet. "Wenn Du mit einem 1:4 ins Spiel gehst, ist es aber auch menschlich, dass Du nicht komplettes Risiko gehst", sagte der Trainer, der insgesamt trotzdem sehr zufrieden war mit dem Auftreten seiner Spieler.

Die mussten nach der Pause zwar ein heftige Druckphase der Berliner überstehen, taten das aber wieder mit viel Leidenschaft - und angetrieben vom Willen, dieses Spiel zu gewinnen. "Wir hatten insgesamt eine gute Ordnung, waren sehr kompakt und hatten viele Beine hinter dem Ball", lobte der Trainer. "Die Qualität der Chancen war auch in der zweiten Hälfte gut. Es war ein tolles Spiel für die Zuschauer - und ich bin glücklich, dass wir es gewinnen konnten."

Das taten die Fürther, weil sie sich, wie schon gegen Mainz, mit dem 2:0 belohnten. Marco Meyerhöfer schoss dem Berliner Maximilian Mittelstädt den Ball an die Hand, den fälligen Elfmeter verwandelte Branimir Hrgota 20 Minuten vor Schluss zum 2:0. Der Kapitän hätte das Spiel wenig später mit seinem dritten Treffer sogar entscheiden können, doch dann traf die Hertha, weil Paul Seguin seinen Gegenspieler Linus Gechter nach einer Flanke aus den Augen verlor (82.).

Die Schlussphase inklusive vier Minuten Nachspielzeit wurde also nochmal spannender als nötig, doch an diesem Nachmittag konnte es nur einen Sieger geben. Den, der diesen Erfolg mehr wollte - weil es ein historischer für seine Fans war. "Ein Sieg fühlt sich immer gut an", sagte Stefan Leitl. Dieser eine, der erste in der Bundesliga vor Zuschauern, sei dann aber doch "speziell. Ich würde jetzt gerne durch die Gustavstraße fahren, muss ich gestehen."

Verwandte Themen


4 Kommentare