Nach 0:2 gegen Gladbach

Zu mutlos, zu passiv: Das Kleeblatt sucht nach Gründen für die Niederlage

Michael Fischer

Nürnberger Nachrichten

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10.4.2022, 13:25 Uhr
Schon wieder verloren: Jamie Leweling (links) und Sebastian Griesbeck am Samstagnachmittag im Ronhof.

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink Schon wieder verloren: Jamie Leweling (links) und Sebastian Griesbeck am Samstagnachmittag im Ronhof.

Zu den Aufgaben eines Trainers gehört ja nicht nur, eine Mannschaft auf- und einzustellen, sondern auch deren Handeln zu erklären. Nach Bundesligaspielen ist das oft eine sehr anstrengende Aufgabe, bei der man Stefan Leitl von der Tribüne aus zusehen kann. Dort, wo ein paar Minuten vorher noch Fußball gespielt wurde, stehen dann sehr viele Menschen mit Kameras und Mikrofonen, von denen der Trainer des Kleeblatts meist die gleichen Fragen gestellt bekommt.

Denn im Grunde geht es im Sport ja meist nur um eine Frage - ob nach Sieg oder Niederlage: Warum? Darüber spricht ein Trainer wie Leitl dann beim übertragenden Sender Sky, bei der ARD für die Sportschau und beim ZDF für das Sportstudio. Nach diesem kleinen Interview-Marathon geht es ein paar Schritte weiter in den Pressekonferenzraum, wo Leitl und sein Gegenüber von den schreibenden Journalisten nochmal nach den 90 Minuten gefragt werden.

Oft gleichen sich die Aussagen, wenn man hinterher die Pressekonferenz mit den Gesprächen im Fernsehen vergleicht. Es sind ja doch oft dieselben Themen, über die ein Trainer nach dem Schlusspfiff spricht. Am Samstagabend, nach dem 0:2 seiner Spielvereinigung Greuther Fürth gegen Borussia Mönchengladbach, suchte Stefan Leitl allerdings auch beim vierten Gespräch noch nach Worten. "Ich bin", sagte der Trainer - vier Sekunden Pause - "enttäuscht."

Enttäuscht über das siebte Spiel ohne Sieg, über das dritte Spiel ohne eigenes Tor - und enttäuscht über die Leistung, die zu diesem Ergebnis geführt hatte. Leitl missfiel, "wie wir uns in der ersten Hälfte verhalten haben im Spiel gegen den Ball", sagte er also einleitend. "Wir wussten, dass wir dieses vertikale Spiel der Gladbacher gerade im letzten Drittel unter Kontrolle haben und aktiv aus unseren Halbräumen die Zweikämpfe führen müssen."

Das gelang seinen Spielern allerdings so überhaupt nicht, bereits nach zehn Minuten hatten die Gäste vier Möglichkeiten, das 0:1 zu erzielen. Das Kleeblatt sei "nicht so in die Zweikämpfe gekommen", klagte Leitl, "wir waren immer ein paar Meter zu spät. Die erste Halbzeit haben wir verschlafen", haderte Kapitän Branimir Hrgota. Die Folge dieses Nachmittagsschlafs waren zwei schnelle Tore, die Gladbacher hätten "durch unsere passive Spielweise verdient geführt."

Diese seltsame Passivität war vor allem beim 0:1 zu sehen. Alassane Plea hatte im Mittelfeld erstaunlich viel Platz, um Marcus Thuram zu suchen, der das zögerliche Rausrücken von Sebastian Griesbeck mit einem klugen Laufweg nutzte, um alleine vor Andreas Linde aufzutauchen (18.). Nur zwei Minuten später spielte der ansonsten starke Max Christiansen einen fatalen Fehlpass, ein paar Sekunden später kam Gladbachs Stefan Lainer im Strafraum zu Fall und reklamierte heftig.

Elfmeter? Nein, sagte Schiedsrichter Tobias Stieler, bekam dann aber eine knappe Minute später einen Anruf aus dem Kölner Keller. Videobeweis. Bei der nächsten Unterbrechung joggte Stieler zum TV-Bildschirm, malte ein Viereck in die Luft und gab Elfmeter. Den verwandelte Plea vier (!) Minuten nach dem Foul von Tillman sicher (24.). "Wenn du 0:2 zurückliegst", sagte Leitl, "dann ist es schwer, zurückzukommen."

Vor allem für den abgeschlagenen Tabellenletzten, der in 28 Spielen erst 24 Tore erzielt hatte. Der wurde zwar, wie vom Trainer gewünscht, in der zweiten Hälfte ein bisschen aktiver, gewann mehr Zweikämpfe und erspielte sich auch einige Möglichkeiten, in Gefahr geriet der Gladbacher Sieg aber zu keiner Sekunde mehr. Die Fürther hätten "gezeigt, dass sie auch Qualität haben", lobte Gladbachs Trainer Adi Hütter, "wenn wir das Anschlusstor kriegen, wird es sehr, sehr interessant."

Eben dieses Anschlusstor fiel aber nicht, auch nicht in der Schlussphase, als die Fürther fünf gelernte Stürmer auf dem Platz hatten. "Ich wollte das Offensivste, was mir zur Verfügung steht, auf dem Platz haben, um vielleicht nochmal den Anschlusstreffer zu erzielen", erklärte Leitl, dem die zweite Hälfte zwar deutlich besser gefiel als die erste - der aber trotzdem "enttäuscht" war. "Ich hätte mir gewünscht, dass wir hier zuhause ein bisschen mutiger und aktiver und auch ekliger im Zweikampf sind", betonte er. Diese Mutlosigkeit und Passivität habe, neben der tabellarischen Situation, "sicherlich mit dem Gegner zu tun", so Leitl.

Einem Gegner, dessen Trainer nach dem Spiel nicht viel sagen musste. Erfolge werfen ja meist weniger Fragen auf als Niederlagen. Es sei, urteilte Adi Hütter, "über 90 Minuten gesehen ein verdienter Sieg" seines Teams gewesen.

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