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Autoreinigung: Sieben Tipps für einen top gepflegten Innenraum

31.1.2024, 15:55 Uhr
Zu viel Reinigung kann der Imprägnierung schaden.

© Franziska Gabbert/dpa-tmn Zu viel Reinigung kann der Imprägnierung schaden.

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Nach der Waschstraße noch schnell zum SB-Sauger gegriffen, dann etwas Cockpitspray versprüht und fertig? Wer den Innenraum seines Autos auf diese Weise sauber macht, ist zwar schnell fertig - aber das Ergebnis ist nicht optimal. Eine gründliche Pflege des Interieurs sieht anders aus.

Faustregel: Erst sauber machen, dann mit Pflegemitteln arbeiten. Wer Cockpitspray auf dreckigen Armaturen verwische, könne kein wirklich sauberes Ergebnis erwarten, sagt der Lack- und Pflegeprofi Christian Petzoldt, der auf jahrzehntelange Erfahrung zurückblickt.

Zweite Regel: Lieber etwas häufiger mit milden Mitteln arbeiten als alles verdrecken lassen. Sonst ist der Schmutz irgendwann nur noch aufwendig zu beseitigen. Dieser Grundsatz gilt für die Autopflege generell und speziell für eine effiziente Innenraumreinigung. Wer ihn befolgt, muss nicht unbedingt viel Zeit investieren.

Welche Pflegeprodukte brauche ich?

"Im Innenraum kommen viele verschiedene Materialien zusammen", sagt der Experte Bernd Volkens von der Zeitschrift "Auto Bild". Daher ist auf die Materialverträglichkeit jedes Mittels zu achten. "Das muss natürlich farbecht sein und darf keine Schäden hinterlassen."

Wer ein neues Mittel zum ersten Mal benutzt, sollte es im Zweifel zunächst an einer unauffälligen Stelle ausprobieren - Teppichreiniger etwa im Bereich unter den Sitzen.

Volkens rät zu Produkten bekannter Marken, um auf der sicheren Seite zu sein. "Da wird wirklich ausgiebig getestet, und es gibt eine gute Qualitätssicherung."

Bevor man Cockpit-Spray verwendet, sollte man die Armaturen gründlich reinigen.

Bevor man Cockpit-Spray verwendet, sollte man die Armaturen gründlich reinigen. © Christin Klose/dpa-tmn

Noch etwas ist wichtig: "Zuviel Pflege mit den falschen Mitteln kann genauso schädlich sein wie keine Pflege", sagt Markus Herrmann, Präsident des Bundesverbands Fahrzeugaufbereitung. Die Mittel am Markt seien im Grunde alle okay. Oft ist der Anwender das Problem.

Wie wendet man die Produkte richtig an?

Das gründliche Aussaugen des Innenraums ist dem ADAC zufolge der erste Schritt. Fußmatten raus und loslegen. Dabei aufpassen, dass die Staubsaugerdüse und andere Aufsätze bei weicheren oder empfindlichen Oberflächen keine Spuren oder Kratzer verursachen.

Für die Sitze kann eine weiche Bürste zum Einsatz kommen, mit der man die Ritzen vorsichtig ausbürstet und dann den Schmutz absaugt, erklärt Christian Petzoldt. Sitzt der Schmutz tief, kann laut ADAC ein Nasssauger helfen, der die entsprechenden Stellen nass macht - und die Feuchtigkeit samt Dreck gleich wieder herauszieht.

Hier ist aber Vorsicht angebracht. Je häufiger man Polstersitze reinige, desto schneller könnten sie verschmutzen, sagt Markus Herrmann. Denn bei jeder Reinigung trägt man die Imprägnierung Stück für Stück ab. Faustregel: "Viel Wasser schadet viel."

Der Mix aus Reinigungsmittel, Feuchtigkeit und Schmutz kann im schlimmsten Fall in den Polsterkern sickern und diesen angreifen - genauso wie etwaige Elektronik in den Sitzen.

Tipp: Bei sehr kalkhaltigem Leitungswasser greift man am besten zu destilliertem Wasser, etwa aus dem Baumarkt. Kalk kann laut Herrmann sehr aggressiv wirken und die Oberflächen angreifen.

Polsterschaum ist mit Vorsicht zu genießen. Christian Petzoldt rät nur dazu, wenn die Verschmutzungen stark sind. Bei normalen Alltagsverschmutzungen reichen milde Mittel aus.

Für saubere Scheiben: Die Seitenscheibe einen Spalt herunterfahren und mit handelsüblichem Glasreiniger wischen.

Für saubere Scheiben: Die Seitenscheibe einen Spalt herunterfahren und mit handelsüblichem Glasreiniger wischen. © Christin Klose/dpa-tmn

Folgende Ratschläge und Tricks führen zum besten Ergebnis:

  • Ledersitze vor der Pflege immer reinigen: "Keiner würde sich das Gesicht eincremen, ohne es vorher gewaschen haben", sagt Petzoldt. "Denn ansonsten ziehen die Schmutzpartikel mit der Creme in die Haut ein und verstopfen die Poren." Beim Leder ist es genauso. Also erst reinigen, dann Pflegemittel auftragen.
  • In kleinen Abschnitten arbeiten: Mit einem weichen Tuch und etwas in lauwarmem Wasser aufgelöster Lederseife die Sitze abwischen - und zwar "nebelfeucht". Etwa einmal im Jahr brauchen Ledersitze eine Auffrischung, damit sie nicht austrocknen. Wer oft die Sitzheizung anstellt oder im Sommer mit dem Cabrio viel offen fährt, muss häufiger ran - etwa zwei- bis dreimal im Jahr.
  • Daumenprobe machen: "Gibt's beim Reindrücken ein butterweiches, rundes Loch, dann ist es noch gut", sagt Petzoldt. Zeigen sich allerdings starke Knickfalten, ist eine Auffrischung nötig - auch wenn alles noch schön aussieht.
  • Geschmeidiges Leder braucht Geduld: Nach der Reinigung das Pflegemittel dünn auftragen - und warten. "Es dauert bis zu einer Woche, bis das Leder die Öle bis in die Tiefe aufgenommen hat. Da bringt es nichts, jeden Tag nachzulegen", sagt Petzoldt.

Hier können sich herkömmliche Glasreiniger eignen. Wer zu einem Mittel aus dem Haushaltsbereich greift, sollte ein hochwertiges Markenprodukt wählen, rät Petzoldt. Spezielle Mittel aus dem Autozubehör haben auf Autoschmutz optimierte Rezepte.

Bei der Reinigung kommt es darauf an, durch Sprühnebel verursachte Flecken auf Kunststoffen zu verhindern. Also das Armaturenbrett mit Handtüchern abdecken - ganz besonders bei sehr schrägen Scheiben wie etwa bei Sportwagen. Alternativ den Reiniger auf ein Tuch auftragen. Dann mit der feuchten Seite wischen und mit der anderen trocknen.

Darüber hinaus sollten Sie noch folgende Ratschläge beachten:

  • Seitenscheiben einen Spalt runter drehen: So erwischt man auch die Bereiche, die sonst in den Dichtungen stecken.
  • Pickerl weg: Wer den Maut-Aufkleber vom letzten Urlaub loswerden will, kann ihn vorsichtig mit einem Haartrockner aufweichen und eventuelle Klebereste mit Silikonentferner tilgen, so der ADAC.
  • Reinigungsknete für Autolack eignet sich auch gegen Partikel auf der Windschutzscheibe. Die Knete drückt man sich zu einem flachen Riegel zurecht, den man mit ganz leichtem Druck auf dem Wasserfilm über die Fläche gleiten lässt. Nach der Behandlung wird die Scheibe ganz glatt, was die Lebensdauer der Scheibenwischergummis erhöhen kann. Wenn etwa Teer oder Fliegendreck nicht weggehen, kann Spezialentferner zum Einsatz kommen.

Auch hier gilt wieder das Prinzip: Erst säubern, dann pflegen.

  • Reinigung: Zunächst etwas Glycerin- oder Neutralseife in einen Eimer mit lauwarmem Wasser geben. Ein weiches, gröber strukturiertes Mikrofasertuch eintauchen, auswringen und leicht feucht über die Oberflächen gehen. Alles mit einem Tuch abtrocknen.
  • Pflegemittel auftragen: Nach der Reinigung kann etwas Kunststoffpflegemittel mit einem weichen Schwämmchen aufgetragen werden. Auf silikonhaltige, glänzende Mittel besser verzichten. Gute Mittel haben einen UV-Schutz, der die Farbe und die Flexibilität der Oberflächen schützt. Pflegeprofi Christian Petzoldt bevorzugt flüssige Mittel, weil sich diese mit dem Schwamm zielgerichteter auftragen lassen. Reste mit einem Mikrofasertuch nachwischen.
  • Auf sensible Oberflächen aufpassen: Unter anderem Navi-Displays haben eine mattierte Oberfläche. Die wird bei zu viel Reibung durch zu feste Tücher glänzend poliert oder bekommt Kratzer. Das gilt auch für Leisten in Klavierlackoptik - nicht zu verwechseln mit echtem geschliffenen und polierten Klavierlack in Luxusautos. Dort also nur mit einem ganz weichen Tuch leicht drübergehen, so Petzoldt.
  • Vorsicht bei Pedalen und Lenkrad: Solche sicherheitsrelevanten Bedienteile niemals mit öligen oder versiegelnden Mitteln behandeln, warnt Petzoldt. Hier reicht die feuchte Reinigung mit etwas Seife.

Profi-Tipp: Lederlenkräder und -schalthebel freuen sich über etwas rutschfreie Lederpflege aus dem Reitsport. Mit einem Tuch auftragen.

Auch Haushaltsgegenstände lassen sich als nützliche Werkzeuge gegen Staub und Schmutz verwenden.

Auch Haushaltsgegenstände lassen sich als nützliche Werkzeuge gegen Staub und Schmutz verwenden. © Christin Klose/dpa-tmn

Hier heißt es, möglichst schnell aktiv werden. Bei allen Polstern sind je nach Verschmutzung die folgenden Anweisungen zu befolgen:

  • Erbrochenes, Milch oder Saft: Sofort mit feuchten Tüchern abtupfen, um die Flüssigkeiten am Eindringen zu hindern, sagt Fahrzeugaufbereiter Markus Herrmann. Bei großen Mengen rät er zur schnellen Tiefenreinigung mit einem Nass-Sauger. Denn vermehren sich die Bakterien zu stark, fängt alles an zu stinken.
  • Schokolade und Kaugummi: Man kann versuchen, beides mit Vereiserspray zu vereisen, dann abzulösen und wegzusaugen.
  • Hundehaare: Entweder helfen spezielle Tierhaarbürsten oder ein Haushaltshandschuh. Das Gummi zieht die Haare raus.
  • Schlechte Gerüche: Hier kann etwas Kaffeepulver helfen. Allerdings nur gegen leichte Gerüche, so Volkens. Essigwasser kann laut Aufbereiter Herrmann schlechte Gerüche neutralisieren und Bakterien abtöten. Dafür reicht Apfelessig oder Essigessenz in der Verdünnung eins zu eins. Auf vier Schälchen verteilt, stellt man die Mischung vor jeden Sitz im Auto - natürlich nicht beim Fahren.

Starke und anhaltende Gerüche seien aber etwas für Fachleute, sagt Herrmann. Wer mit dem falschen Mittel zu viel Schaden anrichtet, zahlt am Ende mehr als für eine professionelle Reinigung.

Für Preise ab rund 150 Euro ist eine Behandlung mit Ozon zu haben. Das Ozon zerstört die Kohlenstoffverbindungen und somit auch die Geruchsmoleküle. Die Ozonbehandlung dauert zwischen zwei und vier Stunden. Danach muss das Auto etwa eine Stunde lüften. So kann sich das Gas komplett verflüchtigen, erklärt Herrmann.

Zum Schluss können Sie noch drei besondere Werkzeuge nutzen:

  • Wollfaden: "Damit lässt sich mit etwas Übung Schmutz aus Fugen hebeln", sagt Bernd Volkens von der "Auto Bild".
  • Pinsel: "Der kann gut in Richtung Staubsauger Schmutzpartikel pinseln", gibt der Redakteur als Tipp.
  • Zahnstocher: "Wenn man vorne ein bisschen draufkaut, entsteht sowas wie ein Minibürstchen für ganz enge Winkel, sagt Volkens.

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