Lebenswichtige Tipps

Achtung, Geisterfahrer! Was sie tun und dringend vermeiden sollten

Katrin Wiersch

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25.4.2022, 09:12 Uhr
Solche Schilder sollen Falschfahrer beim Auffahren auf die Autobahn hindern.

© Armin Weigel (dpa) Solche Schilder sollen Falschfahrer beim Auffahren auf die Autobahn hindern.

In der Gesamtzahl aller Unfälle machen die Geisterfahrer-Unfälle nur einen kleinen Anteil aus. Doch die Zahl der Meldungen nahm nach Angaben des ADAC im vergangenen Jahr wieder deutlich zu. 1732 Meldungen zu Geisterfahrern zählten 2020 die ADAC Verkehrsexperten auf Autobahnen - 2021 waren es 1826-Falschfahrer-Warnmeldungen. Im Jahr 2019 waren es in Summe 1903 Warnmeldungen.

Meistens gehen diese Fahrten glimpflich aus. Doch wenn es zu einer Kollision kommt, enden diese tödlich oder mit Schwerverletzten. Wegen Falschfahrens gab es 2019 laut einer amtlichen Statistik 61 Unfälle bundesweit. Neun Kollisionen verliefen tödlich, elf Menschen kamen dabei ums Leben. Im folgenden Überblick haben wir die wichtigsten Fragen und Antworten zusammengestellt.

Sind eigentlich Frauen oder Männer öfter als Geisterfahrer unterwegs?

Es gibt eine klare Tendenz beim Geschlecht: Unter den Geisterfahrern sind rund drei Viertel männlich.

Und wie alt sind die Falschfahrer im Schnitt?

Neue Statistiken gibt es nicht. Auch, weil Geisterfahrten im Vergleich zu anderen Unfällen nur einen niedrigen Anteil ausmachen. Von 2005 bis 2011 fasste das Statistische Bundesamt alle Geisterfahrten auf deutschen Autobahnen sowie Land- und Bundesstraßen zusammen und ermittelte, dass rund ein Drittel aller Falschfahrer über 65 Jahre alt war (genau: 31 Prozent). Bei einem weiteren Drittel war das Alter nicht bekannt. Die unter 25-Jährigen machten nur einen Anteil von fünf Prozent aus.

Um welche Uhrzeit am Tag passieren die meisten Geisterfahrten?

Nach bisherigen Auswertungen des ADAC sind Falschfahrer besonders an Wochenenden unterwegs. So wurden an Sonntagen 21 Prozent aller Falschfahrten registriert, an Samstagen 19 Prozent. Die anderen Wochentage kamen auf Anteile von elf bis 13 Prozent. Zwischen 5 und 10 Uhr morgens besteht das geringste Risiko, einem Falschfahrer zu begegnen. Abends und nachts ist die Gefahr am größten.

Wo passieren die meisten Geisterfahrten in Deutschland?

Die meisten Meldungen gingen 2020 laut ADAC für Straßen in Bayern ein (315 Meldungen), gefolgt von Nordrhein-Westfalen (309), Niedersachsen (198) und Hessen (185). Bezogen auf die Länge des Autobahnnetzes gibt es jedoch für die Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen die meisten Falschfahrermeldungen. Grundsätzlich gilt: Je höher die Anschlussstellendichte der Autobahnen desto mehr Falschfahrermeldungen lassen sich erkennen. In Franken gibt es laut Autobahndirektion Nordbayern 203 Anschlussstellen, zehn Autobahnkreuze und sechs Autobahndreiecke.

Welche Autobahnen in Franken und der Oberpfalz sind besonders betroffen?

Viele Autobahnen durch Franken und der Oberpfalz sind auffällig oft von Falschfahrer-Warnmeldungen betroffen: Ganz oben in der Statistik des ADAC steht die A3 mit 45 Warnungen im Jahr 2021. Jeweils 38 Meldungen zu Falschfahrern gab es auf der A7, der A9 und der A8 in Oberbayern. Die A73 ist mit 30 Warnmeldungen vertreten.
Weitere Zahlen: A70: 15 Meldungen - A6: 14 Meldungen - A71: 6 Meldungen

Ich bekomme eine Warnung von einem Geisterfahrer auf meiner Autobahn: Wie verhalte ich mich?

Der ADAC gibt folgende Tipps, die Sie beachten sollten:

- Verringern Sie Ihre Geschwindigkeit
- Schalten Sie die Warnblinkanlage an
- Fahren Sie auf dem äußeren rechten Fahrstreifen
- Überholen Sie nicht
- Halten Sie ausreichend Abstand zum Vordermann
- Fahren Sie, wenn möglich, den nächsten Parkplatz an oder nehmen Sie die nächste Ausfahrt, um eine Kollision zu vermeiden
- Weichen Sie notfalls auf den Seitenstreifen aus

Ich sehe den Geisterfahrer auf mich zukommen: Was mache ich jetzt?

Versuchen Sie auf keinen Fall, den Falschfahrer selbst aufzuhalten. Drosseln Sie das Tempo, schalten Sie die Warnblinkanlage an und halten Sie soweit wie möglich Abstand zum Geisterfahrer und anderen Fahrzeugen. Betätigen Sie die Lichthupe, um den Falschfahrer auf seinen Fehler aufmerksam zu machen.

Ist der Geisterfahrer vorbeigefahren, suchen Sie sich einen sicheren Standort und wählen Sie den Polizeinotruf 110. Geben Sie den Beamten so viele Informationen wie möglich wie Position, Fahrtrichtung, Fahrzeugtyp des Geisterfahrers. Als Tipp: Notrufsäulen geben automatisch den Standort weiter. Dies kann in der Stresssituation helfen, wenn man den genauen Standort nicht kennt. Auch das Smartphone zeigt den genauen Standort an, wenn man die Standortfunktion aktiviert hat und zum Beispiel GoogleMaps aufruft.

Ich bin selbst Geisterfahrer: Was tun?

Unvorstellbar, aber Stress, schlechte Sichtverhältnisse oder eine komplizierte Beschilderung können jeden zum Geisterfahrer machen. Sollten Sie Ihren Fehler bemerken, sind folgende Regeln vom ADAC nun lebenswichtig:

- Schalten Sie sofort Licht und Warnblinkanlage ein.
- Fahren Sie umgehend an den nächstgelegenen Fahrbahnrand: Fahren Sie aus Ihrer Sicht auf der rechten Seite, halten Sie soweit wie möglich an der Mittelleitplanke aber noch so weit weg, dass Sie die Beifahrertür öffnen können, um sich selbst und Mitfahrer aus dem Fahrzeug zu retten.

Ziehen Sie die Warnweste an und bleiben Sie mit Abstand hinter Ihrem Fahrzeug stehen oder begeben Sie sich hinter die Mittelleitplanke. Laufen Sie auf keinen Fall über die Autobahn zum Seitenstreifen.

- Fahren Sie aus Ihrer Sicht auf der linken Seite, halten Sie möglichst am Standstreifen oder auf der Grünfläche.
- Rufen Sie die Polizei unter dem Notruf 110 an und warten Sie auf Hilfe.
- Versuchen Sie auf keinen Fall zu wenden.
- Auch, wenn der Fehler bereits auf der Autobahnauffahrt bemerkt wird: Stehenbleiben und den Notruf wählen. Auch hier gilt: Nicht wenden. Es besteht große Gefahr, dass Sie dadurch einen schweren Unfall verursachen.

Was sollte ich vor Fahrtbeginn beachten?

Ein Blick auf die aktuelle Verkehrslage auf der Strecke hilft vor allem, sich nicht gleich in den nächsten Stau zu stellen. Vor Geisterfahrern auf der Strecke hilft jedoch eine Warnfunktion des Navis oder die Aktivierung des sogenannten "Radio Data System" (RDS). Diese Funktion unterbricht bei einer aktuellen Verkehrswarnung automatisch das laufende Programm – egal, ob Radio, CD- oder MP3-Player – und schaltet auf den Verkehrsfunk um. RDS funktioniert auch, wenn man das Radio auf ganz leise stellt. Die RDS-Funktion informiert automatisch in hörbarer Lautstärke über aktuelle Verkehrsmeldungen.

Wie verhindere ich, selbst zum Falschfahrer zu werden?

- Nicht alkoholisiert oder unter Drogen ans Steuer setzen.
- Wichtig ist auch, kurz in sich zu gehen und sich selbst kritisch zu hinterfragen, ob man fahrtauglich ist: Bei Krankheit, Übermüdung oder Einnahme von Medikamenten wird die Reaktions- und Konzentrationsfähigkeit erheblich eingeschränkt.
- Konzentriert bleiben, wenn die Straßenführung kompliziert erscheint, meckernde Kinder, Telefonanrufe oder andere interessante Dinge außerhalb des Autos zum Trotz.
- Und wichtig ist auch: Nicht blind auf den Navi vertrauen sondern auf den gesunden Menschenverstand. Die meisten Navigationsgeräte haben beispielsweise die aktuelle Baustellenführung auf den Autobahnen nicht gespeichert und können mehr verwirren als helfen.

Warum kommt es zu Geisterfahrten?

Auffällig ist laut ADAC, dass viele Geisterfahrten an oder auf der Autobahn beginnen. Insbesondere an Anschlussstellen, Autobahnkreuzen oder am Beginn einer Autobahn. Auch auf Rastplätzen kommt es vor, dass die Autofahrer in der falschen Richtung auf die Autobahn auffahren.

Die Ursachen für diese Falschfahrten sind ganz unterschiedlich und nicht immer steckt eine Absicht dahinter. Die häufigsten Ursachen für Geisterfahrten sind: Unübersichtliche Beschilderung, starke Sichtbehinderungen, Unachtsamkeit, unerlaubtes Wenden oder wenn ein Autofahrer Linksverkehr gewöhnt ist.

Auch Suizidversuche und Mutproben zählen zu den Ursachen für Geisterfahrten, sind aber laut Statistik die Ausnahme.

Welche Strafe erwartet Falschfahrer?

Entsteht die Falschfahrt absichtlich, begeht der Fahrer eine Straftat. Diese kann mit Freiheitsstrafen von bis zu fünf Jahren oder hohen Geldstrafen geahndet werden. So oder so muss der Betroffene mit einem mehrmonatigen Führerscheinentzug rechnen.

Die Höhe der Strafe richtet sich nach dem Vorsatz der Tat. So werden unabsichtliche Geisterfahrer geringer bestraft als Fahrer, die mit Vorsatz in die falsche Richtung fahren.

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