Ortsgruppen schlossen sich zusammen

„Horst Füchse“: Pfadfinder feiern Doppel-Jubiläum in Eckental

Scott Johnston

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17.6.2022, 12:02 Uhr
Vor drei Jahren nahmen die Pfadfinder aus Eckental und Umgebung an einem großen Zeltlager in der Slowakei teil.

© PbW Horst Füchse e.V. Vor drei Jahren nahmen die Pfadfinder aus Eckental und Umgebung an einem großen Zeltlager in der Slowakei teil.

Dieser Zusammenschluss entspricht nicht nur der Struktur des deutschlandweiten Pfadfinderbunds der „Weltenbummler“, sondern erleichtert nicht zuletzt durch zahlreiche Synergieeffekte die Organisation. Im Laufe der Jahre hat sich bei den Pfadfindern eine eigene Begriffswelt herausgebildet, die gern auf Bezeichnungen aus der Natur zurückgreift.

So nennt sich die Gruppe der Drei- bis Siebenjährigen die „Kolonie der Biber“. Die Mitglieder grüßen sich mit „Gut Freund!“, was bereits den Ansatz der Pfadfinder deutlich macht: Die Kinder und später die Jugendlichen sollen zentrale Charaktereigenschaften für das Leben in der Gemeinschaft entwickeln.

Mit umfangreichem Gepäck müssen sich die Pfadfinder - wie hier in Frankreich - auch manchmal durch Flüsse und Bäche kämpfen.

Mit umfangreichem Gepäck müssen sich die Pfadfinder - wie hier in Frankreich - auch manchmal durch Flüsse und Bäche kämpfen. © PbW Horst Füchse e.V.

Toleranz, Nächstenliebe, die Pflege von Freundschaften, das Übernehmen von Verantwortung, die Fähigkeit zu geschickter Organisation und souveräner Führung sind Ziele, die altersgerecht nach und nach ausgebildet werden. Freiwilligkeit, der ausgeprägte Einbau spielerischer Elemente und „Learning by Doing“ stellen hierbei wichtige Elemente dar.

Statt Gewinner und Verlierer stehen Freunde im Mittelpunkt

Für die „Meute der Wölflinge“, der Sieben- bis Elfjährigen, ist das Dschungelbuch von Rudyard Kipling, in dem beschrieben wird, wie ein Wolfsrudel das Menschenjunge Mogli aufzieht, Vorbild. Als eingespieltes Team lässt sich auch den Gefahren des Dschungels trotzen. Bei den „New Games“ und bei Wettbewerben wird Wert darauf gelegt, dass bei allem Ehrgeiz das Konkurrenzdenken nicht übertrieben wird und statt der Aufteilung in Gewinner und Verlierer die gemeinsame Freude im Mittelpunkt steht.

„Jungpfadfinder“ heißen die Zwölf- bis 16-Jährigen, die sich mit „Gut Weg!“ begrüßen. Wie die Biber und Wölflinge treffen sie sich zu wöchentlichen Gruppenstunden und widmen sich immer anspruchsvolleren Aufgaben.

Beim Sommerlager vor einem Jahr erkundeten die Pfadfinder die Umgebung von Eckental.

Beim Sommerlager vor einem Jahr erkundeten die Pfadfinder die Umgebung von Eckental. © PbW Horst Füchse e.V

Die erlernten Fähigkeiten können auf Haijks, bei denen zu Fuß, mit dem Kanu oder auf dem Fahrrad über mehrere Tage die Natur erkundet wird, getestet und verfeinert werden. Natürlich sind bei der Navigation längst auch GPS-Geräte im Einsatz, doch muss sich ein guter Pfadfinder genauso anhand von Karte, Kompass, dem Sonnenstand und dem Flechtenbewuchs an Bäumen orientieren können. Schließlich lassen sich nicht überall in der Wildnis Satelliten-Signale empfangen.

Doppelter Palstek, Altweiber- oder Diebesknoten

Mit im Gepäck sind auch Zelte, die so aufgebaut werden müssen, dass sie auch bei einer steifen Brise nicht zusammenklappen. Flink knüpft ein Pfadfinder gleichfalls einen doppelten Palstek, einen Altweiber- oder einen Diebesknoten. Entspannter geht es beim Singen von Liedern am Lagerfeuer zu, wobei neben „Ein Mann, der sich Kolumbus nannt“ oder „Die Tante aus Marokko“ auch „Blowin in the Wind“, „House of the rising Sun“ oder „99 Luftballons“ intoniert werden.

Das Gelernte einschließlich der Bereitschaft zur Teamarbeit wird nach den Übungen auch geprüft. Ist der Test bestanden, gibt es als Anerkennung bei einer feierlichen Verleihung ein Halstuch, an dessen Farbe sich die jeweilige Altersgruppe erkennen lässt.

Dieses Tuch lässt sich zwar auch als Augenbinde beim Blinde-Huh-Spiel oder als Dreieckstuch bei Erster Hilfe einsetzen, vervollständigt aber in erster Linie die typische Kluft der „Weltenbummler“, zu der weiterhin ein dunkelblaues Hemd mit der Lilie als Abzeichen und eine schwarze Hose gehören.

Einmal im Jahr treffen sich Pfadfindergruppen aus ganz Deutschland und dem Ausland zum Lauterburglauf im Coburger Land. In den wärmeren Monaten finden zudem nahezu an jedem Wochenende Ausflüge und Wanderungen mit Zeltlager statt. Längere Fahrten führten die Eckentaler, Schnaittacher, Neunkirchener, Heroldsberger und Kleinsendelbacher Füchse schon nach Kroatien, Schottland, Schweden, Dänemark oder in die Slowakei.

Die 17- bis 27-Jährigen sind bei den „Weltenbummler“ Mitglied der Rover, was im Englischen „Wanderer“ bedeutet und in der Raumfahrt der Name für ein Erkundungsfahrzeug ist. Sie widmen sich hauptsächlich Projekten, bei denen es beispielsweise um Ökologie und interkulturelle Beziehungen geht.

Von Baden-Powell gegründet

Die Gruppe 27+ wird als Mannschaft bezeichnet. Diese agiert vorwiegend im Hintergrund, hilft bei der Organisation und steht den zertifizierten Jugendleitern mit ihrem Rat zur Seite. Ein eigener Förderkreis unterstützt die Füchse finanziell, wofür diese nicht zuletzt bei den Fahrten sehr dankbar sind.

Das erste Pfadfinderlager führte 1907 der britische General Lord Robert Baden-Powell auf der englischen Insel Brownsea Island durch. Aus den Erfahrungen entwickelte er eine Methodik zur Schaffung von Lern- und Erlebnisräumen, die auf das Alter der Kinder und Jugendlichen abgestimmt sind.

„Scouting for Boys“ wurde im Nu ein Bestseller

Sein Buch „Scouting for Boys“ wurde im Nu ein Bestseller, wobei der Titel auf eine Unterschätzung zurückzuführen ist, denn auch viele Mädchen zeigten weltweit an dem Konzept Interesse. Baden-Powells Schwester Agnes und später seine Frau Olave übernahmen daher bald die Führung der Girl Guides. Auch im Raum Eckental-Neunkirchen-Schnaittach engagieren sich viele Füchsinnen; Anja Koch aus Heroldsberg leitet den gesamten Horst.

Großes Zeltlager am Wochenende

Fast 60 Millionen Pfadfinderinnen und Pfadfinder sehen auf dem gesamten Globus die Natur als bedeutendes Lernumfeld an - lediglich in Andorra, China, Kuba, Laos und Nordkorea hat sich das berühmte Motto „Be Prepared“ („allzeit bereit“) auch in der Landessprache noch nicht etabliert.

Sein Jubiläum feiert der Eckentaler Horst an diesem Wochenende mit einem großen Zeltlager in Eschenau. Zahlreiche befreundete Pfadfindergruppen reisen zu dem Fest an, bei dem unter anderem Workshops, Geländespiele und eine Theateraufführung vorgesehen sind. Auf der Homepage www.pbw-fuechse.de sind weitere Informationen zu den Weltenbummlern aus Eckental und Umgebung zu finden.

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