Forschungsteam der FAU

National das größte seiner Art: Das Schlaganfall-Register in Erlangen wird 30 Jahre

11.6.2024, 17:30 Uhr
Ein Schild mit der Aufschrift "Notfallzentrum" in der Notaufnahme eines Klinikums.

© Lino Mirgeler/dpa Ein Schild mit der Aufschrift "Notfallzentrum" in der Notaufnahme eines Klinikums.

Das Erlanger Schlaganfall-Register feiert sein 30-jähriges Bestehen. Seit seiner Gründung hat es sich nicht nur zum größten bevölkerungsbasierten Register in Deutschland entwickelt, bei dem die Daten von Erlanger Schlaganfall-Patientinnen und -Patienten fortlaufend aus der Bevölkerung erhoben werden. Es ist auch eines der weltweit ältesten wissenschaftlichen Register zur Versorgungsforschung über die Volkskrankheit Schlaganfall, so eine Pressemitteilung.

Seit 1994 erfasst das Forschungsteam der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) um den Neurologen Prof. Dr. Peter Kolominsky-Rabas Daten zu Epidemiologie, Krankheitsverlauf, Versorgung und den Kosten zum Schlaganfall. Aufgrund des Alleinstellungsmerkmals wird das Erlanger Register seit 2000 vom Bundesgesundheitsministerium (BMG) gefördert. Die Anschubfinanzierung erfolgte 1995 durch das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention.

Patientinnen und Patienten im Schnitt 75 Jahre alt

"In Deutschland müssen wir anhand der epidemiologischen Berechnungen des Erlanger Schlaganfall-Registers von rund 270.000 neuen Schlaganfällen pro Jahr ausgehen. Rund 66.000 davon sind Schlaganfälle, die sich bei den Betroffenen wiederholt haben", sagt der Neurologe Prof. Kolominsky-Rabas, Gründer und wissenschaftlicher Leiter des Erlanger Schlaganfall-Registers. "Die Patientinnen und Patienten, die einen erstmaligen Schlaganfall erleiden, sind im Durchschnitt 75 Jahre alt. Mit der Alterung der Gesamtbevölkerung wird sich die Zahl der neuen Schlaganfälle in den nächsten Jahrzehnten mehr als verdoppeln."

Nach Herz- und Krebserkrankungen ist der Schlaganfall mit jährlich rund 63.000 Toten die dritthäufigste Todesursache in Deutschland (Stand 2022). Die Erkrankung ist außerdem die häufigste Ursache für lebenslange Behinderung bei Erwachsenen. Je nach Ausprägung des erlittenen Schlaganfalls kann es zu bleibenden Schäden kommen, die hohe Versorgungskosten nach sich ziehen. Hinzu kommt noch die sehr hohe körperliche und emotionale Belastung der pflegenden An- und Zugehörigen.

Wie verbreitet ist Schlaganfall, wie verläuft die Erkrankung, wie hoch ist die Sterblichkeit und wie hoch sind die Behandlungskosten? Auf die Fragen nach den Auswirkungen, die ein Schlaganfall hat, gab es lange Jahrzehnte keine Antworten. Erst die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der FAU haben – als erste in Deutschland – belastbare Zahlen vorgelegt. Damit haben die Forschenden vor genau 30 Jahren völliges Neuland betreten, denn bis zur Gründung des Erlanger Schlaganfall-Registers wurde eine derartige Forschung in Deutschland nicht betrieben.

Geburtsstunde des Erlanger Schlaganfall-Registers

Weshalb das Erlanger Schlaganfall-Register gegründet wurde, hat einen guten Grund. Krankenkassen stellten sich damals die Fragen: Wie viele Schlaganfall-Patientinnen und -Patienten müssen in Deutschland voraussichtlich versorgt werden? Wie viele dieser Patientinnen und Patienten überleben und mit welchen Behinderungen? Denn danach richtete sich die Planung für die ersten Schlaganfall-Spezialstationen (Stroke Units) in den Krankenhäusern, die ab 1994 entstanden.

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