Künftiger Standort für Pharmazie-Großhandel?

Verkehrsbelastung bleibt Knackpunkt bei Bauvorhaben in Eltersdorf

19.11.2021, 21:30 Uhr
Auf dem ehemaligen Günther-Gelände in Eltersdorf finden derzeit Abrissarbeiten statt. Die Thelen-Unternehmensgruppe will hier bauen.

© Harald Sippel, NN Auf dem ehemaligen Günther-Gelände in Eltersdorf finden derzeit Abrissarbeiten statt. Die Thelen-Unternehmensgruppe will hier bauen.

Das passiert den Eltersdorfern nicht alle Tage: Gleich zweimal kurz hintereinander war ihr Ort ausführliches Gesprächsthema der Politik - erst im Umwelt-, Verkehrs- und Planungsausschuss (UVPA) am Dienstag, dann noch einmal im Gesamtstadtrat am Mittwoch.

Es ging um das ehemalige Günther-Gelände und um das, was die Unternehmensgruppe Thelen mit Sitz in Essen - deren Bauantrag von der Stadt gerade geprüft wird - dort aufziehen will. Aber im Grunde ging es um mehr: Darum, wie Eltersdorf und sein Gewerbegebiet ganz grundsätzlich entwickelt werden können. Um die seit Jahren schwierige Verkehrssituation in dem Erlanger Ortsteil. Und auch darum, dass die Bürgerinnen und Bürger aus Eltersdorf im Erlanger Rathaus mit ihrem Anliegen wahrgenommen werden.

Initiative "Stoppt die Blechflut"

Wie sehr sie das Ganze umtreibt, hat sich an beiden Tagen schon allein daran gezeigt, dass viele von ihnen als Zuhörer in die Ladeshalle kamen. Auch die Tatsache, dass sich zwei Initiativen gegen das hohe Verkehrsaufkommen in Eltersdorf wenden, beweist, dass das Thema vielen unter den Nägeln brennt. Innerhalb von zwei Tagen kamen bei der neu gegründeten Initiative „Stoppt die Blechflut“ über 200 Unterschriften zusammen.

Dass den Stadträten und auch der städtischen Verwaltung die Problematik durchaus bewusst ist, zeigt die Veränderungssperre, die vor zwei Jahren erlassen und erst vor wenigen Wochen verlängert wurde. Denn damit wird dem bestehenden Bebauungsplan für das ehemalige Günther-Gelände beziehungsweise den Entwicklungsmöglichkeiten für das Gelände ein Riegel vorgeschoben. Man hat sich selbst städtebauliche Ziele gesetzt, die ganz unmissverständlich formuliert sind: „Betriebe, die (...) negative Auswirkungen verkehrlicher Art (. . .) verursachen, sollen ausgeschlossen werden.“ Dazu gehören ausdrücklich Logistikunternehmen.

Pharmazie-Großhandel versorgt die Metropolregion

Wolfgang Thelen, Gründer und geschäftsführender Gesellschafter der Thelen-Gruppe mit mittlerweile 65 Unternehmen und bundesweit 6000 Mitarbeitern, kann nun sagen, dass er - auch wenn das eines seiner Hauptstandbeine ist - kein Logistikunternehmen in Eltersdorf ansiedeln will. Denn der Pharmazie-Großhandel Alliance Healthcare, der in Deutschland an 20 Standorten vertreten ist und den Nürnberg-Standort mit 200 Mitarbeitern nach Eltersdorf verlagern will, wird nicht als Logistikunternehmen geführt.

Dennoch lässt sich nicht abstreiten, dass das, was die Thelen-Gruppe bauen will, eine Logistik- und Speditionshalle ist. „Wir sind ein Familienunternehmen, kein Finanzinvestor“, hob Wolfgang Thelen einleitend hervor, als er im UVPA das Bauvorhaben auf zwei Dritteln der Fläche von 50.000 Quadratmetern, die er 2009 erworben hat, und den künftigen Mieter vorstellte. Die Alliance Healthcare Deutschland AG liefere an Apotheken und Krankenhäuser und werde von Eltersdorf aus die Metropolregion Nürnberg versorgen.

"Das ist wirklich gar nichts"

Aus Thelens Sicht sind es „keine Massenbewegungen“, die dadurch erzeugt werden: zehn Lkw und sechs Kleintransporter tagsüber, zwei Lkw nachts und 15 Kleintransporter, außerdem noch 167 Autos für den Auslieferverkehr. Nicht enthalten sind die Fahrzeuge der Mitarbeiter, für die ein großer Parkplatz eingeplant ist. Thelens Fazit: „Das ist wirklich gar nichts“.

Das sah FDP-Stadtrat Lars Kittel ganz anders. „Ich tue mich verdammt schwer, mir vorzustellen, wie wir das genehmigen können“, sagte er. „Dieser Standort braucht keinen Medizinlogistiker.“ Und Walter Preidel, UVPA-Beiratsmitglied und zugleich stellvertretender Vorsitzender des Ortsbeirats, wies darauf hin, dass man hier den „Faktor 2“ anwenden müsse, da jedes Fahrzeug sowohl hin- als auch wegfährt.

Verkehrsgutachten wird überarbeitet

Der Knackpunkt, das wurde in beiden Sitzungen noch einmal sehr deutlich, ist der Verkehr. Thelen wird, so das Ergebnis aus dem UVPA, das von ihm bereits vorgelegte Verkehrsgutachten noch einmal überarbeiten. Und im Gesamtstadtrat wurde - einem FDP-Antrag folgend - beschlossen, dass die Verwaltung den Bauantrag nicht genehmigen kann, bevor die Politik zugestimmt hat.

Man sei froh, dass klargestellt worden sei, dass die Stadträte „das gemeindliche Einvernehmen zur Genehmigung des Bauantrags von Thelen verweigern können“, hieß es hinterher von Seiten der Grünen/Grüne Liste. Damit könnten sie selbst abwägen, „ob der Bauantrag gegen die vom Stadtrat beschlossenen städtebaulichen Ziele läuft oder eine Ausnahme zur Veränderungssperre erteilt werden kann“.

Noch keine Entscheidung zur Ortsumgehung

Offen bleibt, wie es mit der Umgehungsstraße weitergehen wird. Als „nicht dringlich“ wurde ein Grünen-Antrag eingestuft, der darauf abzielte, dass die Planungen zur Ortsumgehung eingestellt werden und das neue artenschutzrechtliche Gutachten veröffentlicht wird.

In den Augen einiger Stadträte und auch Bürger wäre eine Entscheidung zur Ortsumgehung aber der notwendige Schritt A, bevor in Schritt B über die Gewerbeansiedlung entschieden wird.

Wolfgang Thelen hingegen machte deutlich: „Was wir nicht vertragen können, ist, wenn wir eine Verzögerung reinbekommen.“

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