Erziehung

Wenn der Nachwuchs tobt: Das können Eltern bei Wutanfällen tun

16.5.2021, 05:50 Uhr
Wenn Kinder wütend sind, hat das meistens Gründe. Eltern sollten versuchen, sich in die Lage ihres Nachwuchses zu versetzen

© imago images/Cavan Images Wenn Kinder wütend sind, hat das meistens Gründe. Eltern sollten versuchen, sich in die Lage ihres Nachwuchses zu versetzen

Es gibt viele Themen, die Eltern nervös machen. Einkaufen gehört definitiv dazu. Was tun, wenn der Nachwuchs sich auf den Boden schmeißt und zu schreien anfängt, weil er nicht die Süßigkeiten bekommt, die er gerne hätte? So schwer es auch sein mag: In solchen Situationen, erklärt Sozialpädagogin Andrea Krapf, lohne es sich immer zu überlegen, welches soziale Grundbedürfnis des Kindes vielleicht gerade nicht befriedigt wird. Laut der pädagogischen Leiterin des Nürnberger Familienstützpunkts "Zoff und Harmonie" haben Kinder vier Grundbedürfnisse. Sie wollen sich dazugehörig und geliebt fühlen. Sie möchten wichtig sein – "ich bin wer!". Sie möchten spüren, dass sie Einfluss nehmen zu können. Und sie wollen sich geborgen fühlen. Eltern sollten sich im Idealfall stets in die Lage des Kindes versetzen und überlegen, was der Auslöser für sein Verhalten sein könnte.


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Natürlich fällt das nicht immer leicht, gerade wenn die Familie im Stress ist. Auch die Expertin selbst ist, wie sie selbst einräumt, nicht vor Situationen gefeit, in denen sie sehr wütend werden kann. Krapf rät Eltern, sich zuzugestehen, dass so etwas passieren kann und ganz normal sei. Trotzdem versucht sie, auch in solchen Augenblicken respektvoll und wertschätzend gegenüber ihren zwei Kindern zu bleiben. Falls es die Möglichkeit gibt, hält sie einen Moment inne oder verlässt kurz den Raum, um sich zu sammeln und abzuregen. Eine Tasse Tee kann da Wunder wirken. Deeskalation sei wichtig, damit einem hinterher nichts leidtun müsse.

Aufs Positive besinnen

Generell sei es wichtig, sich vor Augen zu halten, was für einen das Schönste und Tollste am eigenen Kind ist. Das klingt allerdings leichter, als es ist. So stellt Krapf immer wieder fest, dass Leute sehr lange überlegen müssen, wenn sie etwas Positives nennen sollen, das sie in dieser Woche erlebt haben, während sie negative Erlebnisse sofort parat haben.

Andrea Krapf ist die pädagogische Leiterin der Beratungsstelle "Zoff und Harmonie". Die Einrichtung ist einer der sieben Familienstützpunkte der Stadt Nürnberg.

Andrea Krapf ist die pädagogische Leiterin der Beratungsstelle "Zoff und Harmonie". Die Einrichtung ist einer der sieben Familienstützpunkte der Stadt Nürnberg. © privat

Kindern geht es häufig um Aufmerksamkeit. Krapf spricht in diesem Zusammenhang gerne von "Edelsteinmomenten". Wenn sich Eltern mit ihrem Kind beschäftigen, ein Buch anschauen oder gemeinsam puzzeln, sollten sie nicht in der anderen Hand mit dem Handy ihre Mails checken. Die ungeteilte Aufmerksamkeit kann dazu beitragen, dass mit Blick auf die genannten Grundbedürfnisse erst gar kein Mangel entsteht.

"Eltern tun gut daran, selbst fest Standpunkte zu haben", sagt Krapf. Welche das sind, variiert von Familie zu Familie. Manche legen großen Wert darauf, gemeinsam mit dem Essen zu beginnen. Anderen ist es wichtig, dass alle sitzen bleiben, bis jeder fertig ist. Laut Krapf sollten Regeln klar kommuniziert werden und verständlich sein. Die Vorgabe, mit dem Bobby-Car "nicht zu weit wegzufahren", könnte falsch verstanden werden. Besser wäre es, konkret auszumachen, dass Vater oder Mutter ihr Kind vom Garten aus noch im Blick behalten können.

"Je mehr Regeln, desto schwieriger wird es", warnt Krapf und empfiehlt, sich auf weniger Vorgaben zu beschränken. Auf Verstöße mit Hausarrest zu reagieren, hält Krapf in Corona-Zeiten für kein geeignetes Mittel. Schließlich müssen die Kinder derzeit ohnehin mehr als genug Zeit zu Hause verbringen.

Weitere Infos zur Beratungsstelle und den Elternkursen „Kess erziehen“ gibt es hier.

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