Neues Gesetz

"Alle vier sind akut bedroht": Fürths OB kämpft für Fürths Wasserwerke

Armin Leberzammer

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18.5.2022, 18:04 Uhr

© Foto: Hans-Joachim Winckler

"Die Abwägung ,Artenschutz vor Klimaschutz' ist falsch", erklärte Jung am Mittwoch bei einem Pressetermin. Er weist die Argumentation zurück, kleine Kraftwerke würden mehr schaden als nützen.

Die Bundesregierung folgte damit der Einschätzung von Naturschützern. So erklärte etwa der Vorsitzende des Bundes Naturschutz, Sascha Maier, die "Kleine Wasserkraft" trage mit ihrer geringen Stromproduktion kaum zum Klimaschutz bei, habe aber erhebliche negative Auswirkungen auf die Gewässer, weil sich dort zu viele Sedimente ablagern und die Bewegungsfreiheit von Fischen beschränkt werde.

Mit Blick auf die Zenn widerspricht Jung, wobei er aber einräumt, letztlich keine fundierten Daten darüber zu haben: "Hier gibt es seit Jahrzehnten Aale, Hechte oder Barben. Die fühlen sich sehr wohl hier, auch wenn ich sie natürlich nicht befragen kann."

Die Wasserkraft der Zenn treibt an der Flexdorfer Mühle eines von insgesamt vier Kraftwerken im Stadtgebiet an. Die übrigen laufen an der Vacher Mühle (Regnitz), Wolfsgrubermühle (Pegnitz) und Foerstermühle (Rednitz).

"Falsches Signal"

"Alle vier sind akut bedroht", warnt Jung, denn keines erwirtschafte Strom über der Schwelle von 500 Kilowatt. In Anbetracht der aktuellen Energieversorgungslage sieht der OB in der Gesetzesnovelle ein völlig falsches Signal: "Die mutwillige Zerstörung der Wasserkraft in Deutschland und Fürth" bedeute einen unverständlichen Rückschritt auf dem Weg zur Klimaneutralität.

Gemeinsam mit dem bayerischen Städtetag und dem Bundesverband Deutscher Wasserkraftwerke werde er nun alle Hebel in Bewegung setzen, damit das Gesetz nicht in der vorliegenden Fassung im Bundestag beschlossen wird. Damit positioniert sich der Sozialdemokrat Jung in diesem Punkt gegen die SPD-geführte Bundesregierung – ebenso wie der Freistaat Bayern: "Es ist für mich schon gewöhnungsbedürftig, dass ich hier die Staatsregierung unterstützen und den eigenen Leuten in Berlin ‚nein‘ zurufen muss."

Alleine in der rund 100 Jahre alten Anlage in der Flexdorfer Mühle werden pro Jahr rund 60 000 Kilowattstunden Strom produziert. Diese Zahl nennt der Eigentümer, die WBG-Tochter wohnfürth. Sie hatte das Anwesen 2018 erworben, unter anderem, um dort Wohnraum zu schaffen. "Die Wasserkraftanlage würden wir gerne erweitern, aber nun droht uns die Refinanzierung über das EEG wegzubrechen", sagt Jürgen Kastner, der kaufmännische Leiter der Wohnungsbaugesellschaft.

Etwa 400.000 Euro plane man zu investieren, um die Jahresleistung künftig mehr als zu verdoppeln und damit Strom für mindestens 25 Haushalte zu erzeugen. "Wir wollten hier ein energietechnisch autarkes Wohnquartier schaffen", unterstreicht Kastner.

Unabhängig vom Wetter

Mit der Erweiterung des Kraftwerks wäre auch eine Fischtreppe gebaut worden, die die Situation für die Tierwelt verbessern würde. Aus einem anderem Grund kann Kastner das Vorhaben der Bundesregierung ebenso wenig verstehen: "Um die von uns anvisierte Strommenge von 128 000 Kilowattstunden zu produzieren, würden etwa 255 Photovoltaikmodule benötigt werden, was einer überbauten Fläche von rund 1200 Quadratmetern entspricht", rechnet er vor. Dies hätte ebenfalls erhebliche Auswirkungen auf die Natur – zudem sei die Wasserkraft unabhängiger von Witterung, Jahres- oder Tageszeiten.

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