Grüner, Humbser, Evora

Die "großen Fünf" aus Fürth: Die lange Brautradition der Kleeblattstadt

5.4.2016, 15:01 Uhr
Die Mädchen der Nürnberg-Fürther Prinzengarde kosteten in den 1960er Jahren vom berühmten Poculator der Geismann Brauerei. Anlässlich des Jubiläums 500 Jahre Reinheitsgebot blicken wir auf die lange Brautradition Fürths zurück. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts kristalisierten sich Geismann, Grüner, Humbser, Mailaender (später Bergbräu) und Evora&Meyer als die "großen Fünf" der Fürther Brauerein heraus.
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Die Mädchen der Nürnberg-Fürther Prinzengarde kosteten in den 1960er Jahren vom berühmten Poculator der Geismann Brauerei. Anlässlich des Jubiläums 500 Jahre Reinheitsgebot blicken wir auf die lange Brautradition Fürths zurück. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts kristalisierten sich Geismann, Grüner, Humbser, Mailaender (später Bergbräu) und Evora&Meyer als die "großen Fünf" der Fürther Brauerein heraus. © Knut Meyer

Die Brauerei Geismann war mit ihrer Gründung 1722 die älteste der "fünf Großen". Der absolute Renner unter ihren Bieren: der Doppelbock Poculator. Wo sich der Geismannsaal befindet, in dem früher die legendären Bierfeste gefeiert wurden, verrät seinerzeit ein Banner am Anfang der Alexanderstraße.
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Die Brauerei Geismann war mit ihrer Gründung 1722 die älteste der "fünf Großen". Der absolute Renner unter ihren Bieren: der Doppelbock Poculator. Wo sich der Geismannsaal befindet, in dem früher die legendären Bierfeste gefeiert wurden, verrät seinerzeit ein Banner am Anfang der Alexanderstraße. © Fritz Wolkenstörfer

Groß angeschrieben - im Herzen der Stadt befand sich der Geismannsaal, der 1895 erbaut wurde. Bis zu seinem Abbruch 1982 feierten die Fürther dort auf 779 Quadratmeter.
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Groß angeschrieben - im Herzen der Stadt befand sich der Geismannsaal, der 1895 erbaut wurde. Bis zu seinem Abbruch 1982 feierten die Fürther dort auf 779 Quadratmeter. © Kögler

Die Vorbereitungen zur Kichweih beginnen, aber der eigentliche Hingucker auf diesem Bild ist der Schlot des Geismann-Kamins.
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Die Vorbereitungen zur Kichweih beginnen, aber der eigentliche Hingucker auf diesem Bild ist der Schlot des Geismann-Kamins. © FN

Für eine gute Stimmung im Geismannsaal sorgten im Ferburar 1967 Jakl Strobel und seine Blasmusiker. Seit diesem Jahr wird das Bier nicht mehr im Areal der Brauerei Geismann (Bäumen- und Schirmstraße) gebraut, sondern auf dem Gelände der Humbser Brauerei in der Schwabacher Straße.
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Für eine gute Stimmung im Geismannsaal sorgten im Ferburar 1967 Jakl Strobel und seine Blasmusiker. Seit diesem Jahr wird das Bier nicht mehr im Areal der Brauerei Geismann (Bäumen- und Schirmstraße) gebraut, sondern auf dem Gelände der Humbser Brauerei in der Schwabacher Straße. © Knut Meyer

Die beiden Brauerein Humbser und Geismann schlossen sich 1967 zu einer Aktiengesellschaft zusammen. Der Schriftzug von Humbser, damals eine der ausstoßstärksten Brauereien in Fürth, wurde im Geismannsaal angebracht, in dem weiter Bockbierfeste stattfanden. Auch im März 1977 sind Feierfreudige herzlich eingeladen, die Poculatorzeit im Geismannsaal einzuläuten.
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Die beiden Brauerein Humbser und Geismann schlossen sich 1967 zu einer Aktiengesellschaft zusammen. Der Schriftzug von Humbser, damals eine der ausstoßstärksten Brauereien in Fürth, wurde im Geismannsaal angebracht, in dem weiter Bockbierfeste stattfanden. Auch im März 1977 sind Feierfreudige herzlich eingeladen, die Poculatorzeit im Geismannsaal einzuläuten. © Kögler

Der Poculator, ein Doppelbock-Starkbier, wurde erstmals 1884 gebraut. Bis 1913 war das Gebräu unter dem Namen "Salvator" bekannt. Ein Gericht hatte damals zugunsten der Münchner Paulaner-Brauerei entschieden, dass der Name statt einer Gattungs- eine Markenbezeichnung sei. Weil die Paulaner Marke "Salvator" bereits 1896 als Warenzeichen in die Zeichenrolle des Kaiserlichen Patentamts in Berlin eingetragen wurde, war man gezwungen dem Bier Anfang des 20. Jahrhunderts, einen neuen Namen zu geben: "Poculator".
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Der Poculator, ein Doppelbock-Starkbier, wurde erstmals 1884 gebraut. Bis 1913 war das Gebräu unter dem Namen "Salvator" bekannt. Ein Gericht hatte damals zugunsten der Münchner Paulaner-Brauerei entschieden, dass der Name statt einer Gattungs- eine Markenbezeichnung sei. Weil die Paulaner Marke "Salvator" bereits 1896 als Warenzeichen in die Zeichenrolle des Kaiserlichen Patentamts in Berlin eingetragen wurde, war man gezwungen dem Bier Anfang des 20. Jahrhunderts, einen neuen Namen zu geben: "Poculator". © Fritz Wolkenstörfer

Hoch die Krüge - der Poculator schmeckt.
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Hoch die Krüge - der Poculator schmeckt. © Fritz Wolkenstörfer

Werbung kann nie schaden. Das war wohl auch schon 1969 so.
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Werbung kann nie schaden. Das war wohl auch schon 1969 so. © Knut Meyer

Die Zutaten vermischen und fertig - so einfach ist das Brauen zwar nicht, aber am Ende landet jedes Bier in einer Flasche, in einem Fass oder in einer Dose. Interessierte konnten im November 1971 die Flaschenabfüllanlage der fusionierten Brauerei Geismann-Humbser begutachten.
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Die Zutaten vermischen und fertig - so einfach ist das Brauen zwar nicht, aber am Ende landet jedes Bier in einer Flasche, in einem Fass oder in einer Dose. Interessierte konnten im November 1971 die Flaschenabfüllanlage der fusionierten Brauerei Geismann-Humbser begutachten. © Knut Meyer

Der Kamin am alten Standort der Geismann Brauerei sinkt in sich zusammen. Weil der über 80 Jahre alte Schornstein baufällig geworden war, wurde er in den 1970er Jahren gesprengt.
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Der Kamin am alten Standort der Geismann Brauerei sinkt in sich zusammen. Weil der über 80 Jahre alte Schornstein baufällig geworden war, wurde er in den 1970er Jahren gesprengt. © Kögler

Das Geismann-Areal versinkt 1982 in dicken Staubwolken. Das Brauerei-Gebäude musste für das Fürther City-Center Platz machen.
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Das Geismann-Areal versinkt 1982 in dicken Staubwolken. Das Brauerei-Gebäude musste für das Fürther City-Center Platz machen. © Kögler

Das neue Einkaufszentrum eröffnete an dieser Stelle 1985.
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Das neue Einkaufszentrum eröffnete an dieser Stelle 1985. © Wilhelm Bauer

Dampf steigt in den 1970er Jahren aus dem kupferfarbenen Sudkessel der Brauerei Humbser. Sie gehörte zu den bekanntesten Brauereien Fürths (Gründung: 1782).
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Dampf steigt in den 1970er Jahren aus dem kupferfarbenen Sudkessel der Brauerei Humbser. Sie gehörte zu den bekanntesten Brauereien Fürths (Gründung: 1782). © FN

Das denkmalgeschütze Sudhaus-Gebäude, genannt Malzböden, steht bis heute in der Schwabacher Straße. 2014 wurde das Areal von einer Nürnberger Immoblienfirma aufgekauft.
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Das denkmalgeschütze Sudhaus-Gebäude, genannt Malzböden, steht bis heute in der Schwabacher Straße. 2014 wurde das Areal von einer Nürnberger Immoblienfirma aufgekauft. © Mark Johnston

An einer Hauswand in der Weiherstraße wurde eine alte Reklame der Humbser Brauerei angebracht.
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An einer Hauswand in der Weiherstraße wurde eine alte Reklame der Humbser Brauerei angebracht. © Giulia Iannicelli

Die Brauerei Grüner zählte ebenfalls zu den "großen Fünf" der Fürther Brauereien. In der Garten- bzw. Rosenstraße hatte sie ihren Sitz. Seit Kauf des Anwesens 1709 wechselte immer wieder der Braubesitzer. 1862 erwarben die Brüder und Namensgeber Johann Georg, Johann Heinrich und Georg Heinrich Grüner die Brauerei.
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Die Brauerei Grüner zählte ebenfalls zu den "großen Fünf" der Fürther Brauereien. In der Garten- bzw. Rosenstraße hatte sie ihren Sitz. Seit Kauf des Anwesens 1709 wechselte immer wieder der Braubesitzer. 1862 erwarben die Brüder und Namensgeber Johann Georg, Johann Heinrich und Georg Heinrich Grüner die Brauerei. © Stadtarchiv

Beliebt war das Grüner Bier für seinen "einfachen" Geschmack. Über das Bier sagte man: "nicht zu malzig, aber auch  nicht zu hopfig". In der damaligen Bahnhofstraße, Ecke Fürther Freiheit, war ab 1955 die Gaststätte "Grüner Bräu" zu Hause, ehe sie 1977 einem Ämtergebäude weichen musste.
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Beliebt war das Grüner Bier für seinen "einfachen" Geschmack. Über das Bier sagte man: "nicht zu malzig, aber auch nicht zu hopfig". In der damaligen Bahnhofstraße, Ecke Fürther Freiheit, war ab 1955 die Gaststätte "Grüner Bräu" zu Hause, ehe sie 1977 einem Ämtergebäude weichen musste. © Fritz Wolkenstörfer

Die Fliege sitzt, die Haare sind frisiert und das Bier ist kalt gestellt: In den 1960er stehen Servicekräfte, gekleidet im grünen Frack, bereit, um gemeinsam mit Gästen die Bockbierfestsaison einzuläuten.
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Die Fliege sitzt, die Haare sind frisiert und das Bier ist kalt gestellt: In den 1960er stehen Servicekräfte, gekleidet im grünen Frack, bereit, um gemeinsam mit Gästen die Bockbierfestsaison einzuläuten. © Knut Meyer

"Alle 4 Sekunden wird ein Bergbräu Bier getrunken" - der bekannteste Werbespruch der Brauerei Mailaender (später Bergbräu). Auch Bergbräu gehörte zu den größten Bierbrauern in Fürth. Die Brauerei war zunächst in der heutigen Bäumenstraße zu Hause, später in der Wilhelmstraße.
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"Alle 4 Sekunden wird ein Bergbräu Bier getrunken" - der bekannteste Werbespruch der Brauerei Mailaender (später Bergbräu). Auch Bergbräu gehörte zu den größten Bierbrauern in Fürth. Die Brauerei war zunächst in der heutigen Bäumenstraße zu Hause, später in der Wilhelmstraße. © Stadtarchiv

Das Gelände der Evora&Meyer Brauerei in der Erlanger Straße - die Brauerei begann 1873 sehr erfolgreich. Doch die finanziellen Schwierigkeiten führten zum Aufkauf der Braustätte 1921 durch ein Nürnberger Brauhaus.
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Das Gelände der Evora&Meyer Brauerei in der Erlanger Straße - die Brauerei begann 1873 sehr erfolgreich. Doch die finanziellen Schwierigkeiten führten zum Aufkauf der Braustätte 1921 durch ein Nürnberger Brauhaus. © Stadtarchiv

1972 bildet sich unter Zusammenlegung von 16 Brauereien, darunter Geismann-Humbser und Grüner, der Einheitsgigant Patrizier Bräu.  Dahinter steht die Schickedanz-Gruppe. Sie erlangte bereits in den 1930ern die Mehrheit an der Geismann Brauerei, später auch an Humbser und Grüner. Zwei Jahre lang produziert die Patrizier Biere unter den bisherigen Brauereimarken, ab 1974 kommen sie unter dem Gruppennamen "Patrizier" auf den Markt. Kurz darauf folgt die Übernahme der letzten selbstständigen Fürther Brauerei, der Bergbräu.
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1972 bildet sich unter Zusammenlegung von 16 Brauereien, darunter Geismann-Humbser und Grüner, der Einheitsgigant Patrizier Bräu. Dahinter steht die Schickedanz-Gruppe. Sie erlangte bereits in den 1930ern die Mehrheit an der Geismann Brauerei, später auch an Humbser und Grüner. Zwei Jahre lang produziert die Patrizier Biere unter den bisherigen Brauereimarken, ab 1974 kommen sie unter dem Gruppennamen "Patrizier" auf den Markt. Kurz darauf folgt die Übernahme der letzten selbstständigen Fürther Brauerei, der Bergbräu. © Knut Meyer

Patrizier bekommt Ende der 1970er neue Gärtanks. Die Brauerei war zu dieser Zeit nicht sonderlich beliebt. Schuld am schlechten Ruf ist Patrizier selbst. Die Schließungen der Brauerein Grüner und Bergbräu und die Tilgung aller Fürther Traditionsbrauerein verärgerte die Bürger. Absatzmengen und Umsatz nahmen ab. 1996 folgt die Übernahme durch die Tucher Bräu.
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Patrizier bekommt Ende der 1970er neue Gärtanks. Die Brauerei war zu dieser Zeit nicht sonderlich beliebt. Schuld am schlechten Ruf ist Patrizier selbst. Die Schließungen der Brauerein Grüner und Bergbräu und die Tilgung aller Fürther Traditionsbrauerein verärgerte die Bürger. Absatzmengen und Umsatz nahmen ab. 1996 folgt die Übernahme durch die Tucher Bräu. © Günter Kögler

Tucher braute lange auf dem alten Humbser-Areal in der Schwabacher Straße Bier, im Februar 2008 wurde dann der Rohbau des neuen Tucher-Gebäudes fertiggestellt, sieben Monate später wurde es in Betreib genommen.
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Tucher braute lange auf dem alten Humbser-Areal in der Schwabacher Straße Bier, im Februar 2008 wurde dann der Rohbau des neuen Tucher-Gebäudes fertiggestellt, sieben Monate später wurde es in Betreib genommen. © Hans-Joachim Winckler

So modern sehen die Braukessel der Tucher Brauerei aus.
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So modern sehen die Braukessel der Tucher Brauerei aus. © hge

Sowohl Nürnberger als auch Fürther Biere laufen unter der Marke Tucher. Der Mann in blauer Latzhose rückt die Bierkästen an der Flaschenwaschanlage zurecht.
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Sowohl Nürnberger als auch Fürther Biere laufen unter der Marke Tucher. Der Mann in blauer Latzhose rückt die Bierkästen an der Flaschenwaschanlage zurecht. © Hans-Joachim Winckler

Seit 2011 bietet die Brauerei Tucher zur Freude der Fürther wieder Grüner Bier an. Tucher-Chef Fred Höfler mit einer Flasche.
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Seit 2011 bietet die Brauerei Tucher zur Freude der Fürther wieder Grüner Bier an. Tucher-Chef Fred Höfler mit einer Flasche. © Hans-Joachim Winckler

In großer Schrift wurde das Reinheitsgebot am Tucher-Gebäude angebracht. Die Arbeiter vervollständigen gerade das Logo der Brauerei.
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In großer Schrift wurde das Reinheitsgebot am Tucher-Gebäude angebracht. Die Arbeiter vervollständigen gerade das Logo der Brauerei. © Thomas Scherer

Zwei Städte, eine Brauerei: Vier Jahre nach der Eröffnung treffen sich die Oberbürgermeister von Nürnberg (Ulrich Maly) und Fürth (Thomas Jung) im Tucher Sudhaus. Die Linie zeigt die Stadtgrenze, das Sudhaus liegt genau darauf.
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Zwei Städte, eine Brauerei: Vier Jahre nach der Eröffnung treffen sich die Oberbürgermeister von Nürnberg (Ulrich Maly) und Fürth (Thomas Jung) im Tucher Sudhaus. Die Linie zeigt die Stadtgrenze, das Sudhaus liegt genau darauf. © Hans-Joachim Winckler

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