Entschlackter Klassiker

Dieser „Hamlet“ geht unter die Haut: In Fürth geht’s um Sein oder Nichtsein

Matthias Boll

Lokalredaktion Fürth

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24.4.2024, 11:29 Uhr
Der Dänenprinz der Fürther Bagaasch: Rike Frohberger.

© Hans-Joachim Winckler/NN Der Dänenprinz der Fürther Bagaasch: Rike Frohberger.

Das nennt man wohl "gesucht und gefunden": Als Intendant hatte Werner Müller nicht für alle Bühnentiere der hiesigen freien Szene ein Herz, wohl aber viele Jahre lang für die Fürther Bagaasch. Unter deren Chefin Ute Weiherer entstanden in Kooperation mit dem Stadttheater Theaterabende wie "Kinder der Sonne", "Warten auf Godot" und zuletzt - noch von Weiherer inszeniert, aber mit Premierentermin nach ihrem Tod - "Mein Kampf".

2023 aber fanden das Amateur-Ensemble der Bagaasch und Müller auf einem ganz neuen Weg zueinander. Erstmals führte der Theaterchef, der er bis Ende vorigen Jahres war, Regie bei einem Bagaasch-Abenteuer - und dieses war ein ganz besonderes Abenteuer, denn William Shakespeares "Hamlet" stemmen weder die Bauernbühne Klingelshausen noch das Burgtheater im Vorübergehen.

Frei von zentimeterdickem Klassikerstaub entstand im Hof des Kulturforums eine in weiten Teilen packende Deutung der Königstragödie - was maßgeblich an der zeitgemäßen Übersetzung von Angela Schanelec und Jürgen Gosch lag, am schlanken Textgewand und dem aufregenden Einschub von Ausschnitten der "Hamletmaschine" von Theatergott Heiner Müller. Just diese Fassung hatte vor wenigen Jahren bei den Ruhrfestspielen einen riesigen Erfolg, in der Hauptrolle: Sandra Hüller.

Auch die Bagaasch wartet mit einem androgynen, männlich-weiblich schillernden Titelhelden auf: Rike Frohberger ließ mit energiegeladener Gangart das Premierenpublikum jubeln. Jetzt bieten sich zwei Gelegenheiten, diesen "Hamlet" noch einmal anzuschauen, Schauplatz ist am Donnerstag und Freitag jeweils ab 19.30 Uhr das Stadttheater. Es gibt noch reichlich Tickets unter Tel. 9742400 und an der Abendkasse.

Die gemeinsame, 2023 begonnene Reise von Fürther Bagaasch und Unruheständler Werner Müller geht übrigens weiter. Friedrich Dürrenmatts Schauspielklassiker "Die Physiker" hat am 25. Juli Premiere - abermals im Kulturforum-Hof. Weitere Aufführungen folgen am 26. und 27. Juli.

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