Gefahr in Wald und Wiese

Fürther Apothekensprecher klärt auf: So schützt man sich vor Zecken

29.3.2024, 15:00 Uhr
Ein Schild warnt in einem Wald vor Zecken: Inzwischen zählen nahezu alle Teile Bayerns zu den Risikogebieten für die von ihnen übertragene Erkrankung FSME.

© Julian Stratenschulte/dpa, NN Ein Schild warnt in einem Wald vor Zecken: Inzwischen zählen nahezu alle Teile Bayerns zu den Risikogebieten für die von ihnen übertragene Erkrankung FSME.

Aufgrund der milden Temperaturen sind Zecken inzwischen ganzjährig aktiv, nahezu alle Teile Bayerns zählen zu den Risikogebieten für die von Zecken übertragene Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). Paul Schmitz, Sprecher der Fürther Apotheker und Apothekerinnen, rät deshalb zu einer Impfung. Im Interview erklärt er, was bei der Immunisierung zu beachten ist und wie man sich vor Zeckenstichen schützen kann.

Warum ist die Impfung so wichtig?

Die FSME ist nicht therapierbar, deshalb ist eine Impfung im Moment die einzig sichere Möglichkeit, sich davor zu schützen. Um schon im Frühjahr sicher zu sein, ist es sinnvoll, mit der Impfserie rechtzeitig zu beginnen. Bereits 14 Tage nach der zweiten Impfung besteht für die meisten Geimpften ein Schutz, der für die laufende Saison zunächst ausreichend ist.

Wo sind die Grenzen des Impfstoffs?

Er wirkt vorbeugend nur gegen die durch Viren verursachte Hirnhautentzündung und schützt nicht gegen die ebenfalls von Zecken übertragene Infektionskrankheit Borreliose. Sie kann Entzündungen an den Gelenken sowie Beeinträchtigungen des Nervensystems hervorrufen. Borreliose ist allerdings mit Antibiotika gut behandelbar.

Paul Schmitz ist Sprecher der Fürther Apotheker und Apothekerinnen. Er leitet zusammen mit Anna Klein die Ronhof-Apotheke. 

Paul Schmitz ist Sprecher der Fürther Apotheker und Apothekerinnen. Er leitet zusammen mit Anna Klein die Ronhof-Apotheke.  © Paul Schmitz/privat, NN

Wer sollte sich impfen lassen?

Es sollten sich vor allem Personen impfen lassen, die in einem Risikogebiet wohnen oder vorhaben, dort Urlaub zu machen. Besonders gefährdet sind Menschen, die berufsbedingt oder in ihrer Freizeit viel in der Natur unterwegs sind, wie beispielsweise Beschäftigte in der Landwirtschaft, Forstarbeiter, Wanderer, Radfahrer, Camper und Hundehalter.

Ab welchem Alter kann man gegen FSME impfen?

Es gibt spezielle Impfstoffe, die für Kinder ab einem Jahr zugelassen sind. Sollen Jungen und Mädchen geimpft werden, empfehle ich den Eltern aber, sich vorher ärztlich gut beraten zu lassen. Entscheidend ist immer, ob sich ein Kind in FSME-Risikogebieten viel im Freien aufhält. Da die Kleinen aber in der Regel gerne draußen spielen und toben, sind sie meist auch besonders gefährdet für Zecken-Stiche.


Wie schützt man sich vor einem Zeckenstich?

Am besten hält man sich von den Lieblingsplätzen der Zecken, wie zum Beispiel hohem Gras, fern und trägt im Wald lange, helle Kleidung, auf der man die Tiere gleich erkennen kann. Die Strümpfe sollte man, wenn möglich, über die Hose ziehen, damit die Zecken nicht unter den Hosenbeinen an die Haut gelangen. Zeckenabwehrende Mittel bieten ebenfalls einen zeitlich begrenzten Schutz. Einige Produkte können auch auf die Kleidung aufgebracht werden. Die Mittel sind jedoch nicht für jede Altersgruppe zugelassen und dürfen zum Beispiel nicht bei Säuglingen angewendet werden. Am besten sollt man sich in der Apotheke beraten lassen, welche Variante in der jeweiligen Situation geeignet ist. Wichtig ist auch, den Körper nach dem Aufenthalt im Freien gründlich abzusuchen. Zecken stechen besonders gerne unter anderem am Haaransatz, an den Ohren, am Hals, an den Achseln, im Bauchnabel, am Genitalbereich oder in den Kniekehlen.

Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen: Manchmal erwischt einen doch eine Zecke. Wie wird man sie wieder los?

Grundsätzlich gilt: Je früher man die Zecke entfernen, desto geringer ist das Risiko, dass sie Krankheitserreger weitergibt. Am Besten greift man den Parasiten mit der Pinzette, Zange oder Schlinge möglichst knapp über der Haut und zieht ihn in einer kontrollierten Bewegung senkrecht heraus. Die Zecke sollte nicht gedreht oder am vollgesogenen Körper gepackt werden. Nach vollständiger Entfernung des Tieres ist es wichtig, die Stichstelle am besten mit einer Jodsalbe zu desinfizieren. Auf keinen Fall sollte man versuchen, Zecken mit Öl, Klebstoff, Nagellack oder ähnlichem abzutöten. Denn in ihrem Todeskampf sondern sie Speichel in die Wunde ab. Dann können sie erst recht Krankheitserreger übertragen. Nach einem Zeckenstich ist es außerdem ratsam, die Hautstelle etwa sechs Wochen lang im Blick zu behalten. Bei einer roten Färbung, Fieber, Abgeschlagenheit, Kopf- oder Gliederschmerzen ist der Gang zum Arzt geboten.

Das Interview wurde von der Bayerischen Landesapothekerkammer zur Verfügung gestellt.

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