Perfider WhatsApp-Betrug

"Hallo Mama!"-Betrugsmasche: Polizei gibt Einblick in den Chat mit Betrügern

Claudia Ziob

Lokalredaktion Fürth

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28.6.2023, 06:00 Uhr
Der Betrugsfall, den die Polizei schildert, begann mit einer SMS. Dann ging es auf WhatsApp weiter.

© Polizei Mittelfranken/Zacharie Scheurer/dpa Der Betrugsfall, den die Polizei schildert, begann mit einer SMS. Dann ging es auf WhatsApp weiter.

Es handle sich um ein Beispiel aus dem wahren Leben, "mit echten Betrügern", betont die Polizei Mittelfranken auf ihrer Facebook-Seite, auf der sie die Bilder veröffentlichte. Das Opfer wurde dabei zunächst per SMS kontaktiert. Die Nachricht lautete: "Hallo Mama und Papa! Mein Handy ist kaputt gegangen. Habe es zur Reparatur gegeben. Hier ist meine neue Nummer: +49 160 222 222. Die alte Nummer kannst du löschen. Schreib mir doch bitte eine WhatsApp." Daneben lächelt ein freundlicher Smiley.

Bilder zeigen, was dann folgte. Über WhatsApp antwortete die Mutter der vermeintlichen Tochter: "Hallo Angie, alles klar!" (der Name wurde von der Redaktion geändert). Daraufhin schreibt der Betrüger (wir geben die Nachrichten im Folgenden mit seinen Rechtschreib- und Grammatikfehlern wieder): "Hallo ok, du kannst meine alte nummer löschen." Und erklärt: "Mein Handy ist schon zur handy werkstatt. Die sagten ich bekomme das montag wieder. Ich dachte ich schick dir gleich eine nachricht dann kannst du mich mindestens anschreiben."

Die Mutter erwidert anteilnehmend: "Das ist aber ärgerlich." 20 Minuten später wird sie erstmals um Hilfe gebeten: "Zum glück hab ich das versichert, aber ich habe jetzt echt ein richtiges problem. Ich bin schon stunden hiermit beschäftigt, kannst du mir vielleicht eben helfen?"

"Sag dem Papa nichts davon"

Erneut reagiert die Mutter mitfühlend: "Oh Schatz – was ist passiert? Natürlich, bin immer für dich da!" Dazu ein Kuss-Smiley. Sofort folgt die Antwort: "Ich musste heute zwei bezahlungen überweisen aber weil mein handy jetzt kaput ist kan ich nicht in meine apps. Könntest du das für mich überweisen dan bekommst du das morgen sofort zurück."

Im Beispiel, das die Polizei veröffentlicht hat, hat der Kriminelle Glück, die Mutter antwortet: "Na klar, Maus!" Daraufhin erhält sie Nachrichten mit den genauen Anweisungen: den Geldbeträgen (1958,69 Euro und 1987,65 Euro), dem Verwendungszweck, den Kontodaten, an die sie das Geld überweisen soll. Wenig später folgt die Bitte um eine dritte Zahlung (2497,65 Euro) – und die Aufforderung, auf "Echtzeitüberweisung" zu drücken: "Bitte klick das an, dann wird das sofort gutgeschrieben." Mama verspricht, alles zu erledigen: "Na klar, meine Süße (mit Kuss-Smiley). Aber sag dem Papa nichts davon." Artig bedankt sich der Ganove: "Super danke".

In der Region haben bereits zahlreiche Menschen solche Nachrichten erhalten. Rund 50 Fälle wurden seit Jahresbeginn in Fürth angezeigt, sagt Polizeisprecher Marc Siegl auf Nachfrage unserer Redaktion. Etwa ein Drittel von ihnen haben ihm zufolge tatsächlich eine Überweisung getätigt. Die Polizei vermutet, dass die Zahl derer, bei denen der WhatsApp-Betrug versucht wurde, bei Weitem höher liegt. Viele hätten zum Glück schon mal von der Masche gehört und die SMS einfach gelöscht.

Diese Verhaltenstipps gibt die Polizei

Immer wieder aber fallen Menschen auf die perfide Masche herein. Die Polizei bittet daher, auch Freunde und Bekannte zu warnen. Und wie schützt man sich? Siegl rät zur Vorsicht, zu einem "gesunden Misstrauen", wenn man SMS oder WhatsApp-Nachrichten von unbekannten Kontakten erhält. Die Nummern werden vermutlich oft zufällig ausprobiert.

Der Reflex sollte sein, an die alte Nummer der Tochter oder des Sohnes zu schreiben oder das Kind anzurufen und nachzufragen, sagt Siegl (weitere Kontaktwege: E-Mail, andere Messengerdienste). In den meisten Fällen wird so schnell auffallen, dass hier jemand ein falsches Spiel treibt. Auf keinen Fall sollte man die alte Telefonnummer löschen.

Man sollte sich nicht von emotionalen Botschaften oder dringenden Bitten beeinflussen lassen, warnt die Polizei. Auf Facebook empfiehlt sie: "Fragt den Absender der Nachricht nach Dingen, die nur das echte Kind kennen kann", zum Beispiel nach dem Namen des Haustiers oder dem Mädchennamen der Mutter. Und: "Überweist auf Aufforderung niemals Geld!" Wurde es bereits überwiesen, sollte man sofort Kontakt zur Bank aufnehmen und eine Rücküberweisung veranlassen. Im Zweifel sollte man sich an die Polizei wenden.

Mehr Tipps, wie man sich vor Straftaten schützen kann, gibt es unter: www.polizei-beratung.de

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