Abzocke statt Urlaub

Opfer bezahlten 420.000 Euro: Betrüger lockten mit Fake-Reiseangeboten - Spur führt nach Fürth

Claudia Ziob

Lokalredaktion Fürth

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26.3.2024, 17:35 Uhr
Betrug mit Fake-Reiseangeboten: Die Internetseite "Hays Travel Europa" kann man immer noch aufrufen. Die Fürther Kriminalpolizei ist den Tätern auf der Spur.

© IMAGO / Pond5 Images/ Screenshot FN Betrug mit Fake-Reiseangeboten: Die Internetseite "Hays Travel Europa" kann man immer noch aufrufen. Die Fürther Kriminalpolizei ist den Tätern auf der Spur.

Die Fürther Kriminalpolizei, die eigens die Arbeitsgruppe „AG Ferien“ eingerichtet hat, konnte nun mehrere Tatverdächtige festnehmen. Geschädigt wurden Menschen aus ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz, sagte eine Polizeisprecherin auf Nachfrage der Redaktion.

Wie das Präsidium Mittelfranken erst jetzt publik machte, führte die Fürther Kripo seit Anfang März 2024 in enger Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth intensive Ermittlungen gegen ein Netzwerk von Kriminellen, die ihre Opfer mit gefakten Reisebüroseiten täuschten. „Die Bande betrieb auf ihrer Homepage sowie auf Social-Media-Plattformen wie Facebook und Instagram diverse Fakeseiten, auf denen sie reale Online-Reisebüros vortäuschten“, heißt es in einer Pressemitteilung der Polizei. Unter den Unternehmensnamen „Tropical Beach Tours“ und „Hays Travel Europa“ boten die Täter Reisen an, „die teilweise nur halb so viel kosteten wie bei vergleichbaren Anbietern“.

Auf Tiktok ist der Account von "Tropical Beach Tours" noch zu finden.

Auf Tiktok ist der Account von "Tropical Beach Tours" noch zu finden. © Screenshot: FN

Die damals wenigen, jedoch durchwegs positiven Bewertungen der beiden „Firmen“ im Internet – sie haben laut Polizei Verbindungen nach Fürth, deswegen ist die Fürther Kripo zuständig – überzeugten viele der späteren Kunden, sodass diese per WhatsApp bzw. E-Mail Kontakt zu den Anbietern aufnahmen. „Die weitere Kundenbetreuung erfolgte auf demselben Weg und erweckte einen professionellen und seriösen Eindruck“, erklärt die Polizei-Pressestelle. Die vermeintlichen Angebote wurden mit der Einschränkung versehen, dass sie nur einen sehr begrenzten Zeitraum gültig seien – dadurch „ließen sich viele der Kunden dazu verleiten, die Reisen ohne größeren Zeitverzug zu buchen“.

Die jeweils fälligen Anzahlungen, die im Bereich von 20 bis 50 Prozent des Reisepreises lagen, beglichen die Kunden in den Anfangszeiten der Betrugsmasche meist per PayPal, die Restzahlung wurde per Banküberweisung bezahlt. Im weiteren Verlauf akzeptierten die Anbieter laut Polizei lediglich noch eine Bezahlung per Banküberweisung, da hier der Käuferschutz nicht greift und die Betrogenen ihr Geld nicht mehr zurückfordern konnten.

Es wurde extra eine Arbeitsgruppe eingerichtet: die „AG Ferien“

Auf Grund der Vielzahl der zur Anzeige gebrachten Fälle wurde bei der Kriminalpolizei die Arbeitsgruppe (AG) „Ferien“ eingerichtet. Den Beamten gelang es in enger Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth, wie es heißt, innerhalb nur weniger Wochen drei Tatverdächtige zu ermitteln und festzunehmen.

Das Amtsgericht hatte zuvor, basierend auf den vorliegenden Erkenntnissen, Haftbefehle gegen einen 19-jährigen Mann und eine 25-jährige Frau erlassen, wie das Präsidium weiter erklärt. „Den 19-Jährigen nahmen die Beamten bei seiner Einreise aus dem Ausland am 18. März 2024 am Flughafen München fest. Die 25-Jährige identifizierten Zivilbeamte im Umfeld des Nürnberger Hauptbahnhofs, wo sie sich in Begleitung eines ebenfalls tatverdächtigen 28-Jährigen aufhielt.“ Bei beiden klickten ebenfalls die Handschellen.

Ein Ermittlungsrichter entschied später, dass der 28-Jährige auf freien Fuß gesetzt wurde, die 19- und 25-jährigen Tatverdächtigen jedoch in Untersuchungshaft kamen.

„Der Vermögensschaden ist immens“, schreibt das Präsidium Mittelfranken: „Insgesamt bezahlten rund 200 bislang bekannte Geschädigte, in der Hoffnung auf ein Reiseschnäppchen, rund 420.0000 Euro, ohne jemals in den Genuss eines Urlaubs gekommen zu sein. Teilweise mussten die Betrogenen erst am Flughafen feststellen, dass sie einer Betrugsmasche aufgesessen waren.“

Gibt es weitere Opfer, die auf die Fake-Reisebüroseiten hereinfielen?

Die Ermittler arbeiten daran, weitere Beteiligte des Betrugsnetzwerks zu identifizieren. Zudem arbeiten sie mit Hochdruck an der Umsetzung zur Abschaltung der betreffenden Webseiten. Derzeit eruieren die Beamten auch weitere Geschädigte, die ihre zukünftigen Urlaube bereits gebucht und angezahlt haben. Durch eine zeitnahe Verständigung und Aufklärung über die Betrugsmasche sollen nun zahlreiche weitere Betrogene davon abgehalten werden, erhebliche Restzahlungssummen an die Firmen zu überweisen, so das Polizeipräsidium Mittelfranken.

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