Partnerstädte hoffen noch auf die Fürther Kirchweih

5.5.2020, 21:00 Uhr
Partnerstädte hoffen noch auf die Fürther Kirchweih

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Es waren ganz besonders herzliche Zeilen, die Hilde Langfeld Anfang April in die Partnerstädte Paisley, Limoges, Xylokastro und Marmaris verschickte. Denn diesmal waren die Ostergrüße der Fürther Partnerstadt­Beauftragten nach Schottland, Frankreich, Griechenland und die Frühlingsgrüße in die Türkei verknüpft mit der bangen Frage, wie es den Kommunen in der aktuellen Krise geht.

"Es war uns wichtig zu sagen, dass wir in diesen schweren Zeiten an unsere Freunde in der Ferne denken und ihnen Kraft wünschen", sagt Langfeld, die nicht lange auf Antwort warten musste. Alle vier zum Teil seit Jahrzehnten mit der Kleeblattstadt verbundenen Städte meldeten sich – mit Berichten darüber, wie es bei ihnen aussieht.

Aus dem schottischen Paisley etwa schrieb die Bürgermeisterin, dass sie sich gerade doppelt gestraft fühlt. Zum einen durch den Brexit, den dieser Teil Großbritanniens nach wie vor entschieden ablehnt, zum anderen durch die Pandemie, die ihnen geliebte Menschen nehme.

Man versuche dennoch, so heißt es in dem Brief weiter, positiv zu bleiben und darauf zu vertrauen, dass die Regierung auch diese Krise meistere. Auch in Paisley gebe es Fälle von Corona, erzählt Langfeld, doch weil die Gegend eher ländlich geprägt ist, seien dort weniger Infektionen zu vermelden als in den Metropolen.

Etwas dramatischer ist die Lage im französischen Limoges. Zwar ist auch diese Region weniger stark von der Pandemie betroffen als etwa der Nordwesten des Landes oder gar Paris, doch treffen die besonders strengen Ausgangssperren auch die Region Limousin hart.

"Das belastet die sonst so geselligen Menschen natürlich besonders", weiß Langfeld, die im regelmäßigen Kontakt mit Frank Massy steht, der seit vielen Jahren den Limoges-Stand mit Gastronomie auf der Fürther Kirchweih organisiert. Er und seine Kollegen freuten sich schon unbändig auf einen weiteren Trip in die Kleeblattstadt, oft denken sie jetzt an die schönen Momente dort zurück. Falls die Kärwa heuer doch noch stattfinden kann, wäre das wohl die nächste Gelegenheit, die alten Freunde aus Limoges wiederzusehen. Zwar war am 14. Juli, dem französischen Nationalfeiertag, ein afro-französisches Konzert in Zusammenarbeit mit der Fürther Volkshochschule und Besuchern aus dem Limousin geplant – doch auch das wird gestrichen.

Die Schüleraustausch-­Programme mit dem Nachbarland entfallen in diesem Jahr ebenfalls. Damit sie aber in Zukunft fortgesetzt werden können und nicht den Sparmaßnahmen zum Opfer fallen, die die angespannte Wirtschaftslage mit sich bringt, wurde bereits ein deutsch-französischer Bürgerfonds eingerichtet. Das begrüßt auch Langfeld, die sich vorstellen könnte, damit das erst kürzlich ins Leben gerufene Austauschprogramm von Lehrlingen zu finanzieren.

Auch der nächste Besuch aus dem griechischen Xylokastro fällt flach. Im Rahmen des (mittlerweile abgesagten) Fürth Festivals hätte ein griechisches Fest stattfinden sollen. Zugleich wäre dies der Antrittsbesuch des neuen Bürgermeisters der Küstenstadt auf dem Peloponnes in Fürth gewesen. Vergangenen Sommer wurde er gewählt.

Seit Ende März galten indes auch in Griechenland strikte Beschränkungen. Besonders hart getroffen habe die Griechen, dass es auch zum orthodoxen Osterfest keine Ausnahmen gab. Langfeld erinnert sich gerne daran, wie sie die Feierlichkeiten vor einigen Jahren einmal begleiten durfte; wie feierlich die Umzüge an Karfreitag waren und wie die Menschen um Mitternacht am Ostersonntag in Massen in die Kirchen strömten. "Beim Gedanken daran, dass dies nun alles ausfallen musste, blutet mir das Herz."

 

Touristen bleiben aus

 

Auch um die wirtschaftliche Situation im Land, das schon vor Corona in der Rezession steckte, macht sie sich Sorgen. Die Region um Xylokastro immerhin ist nicht so stark vom Tourismus abhängig, sondern eher landwirtschaftlich orientiert. Sie, so Langfelds Hoffnung, kann sich nun auch selbst versorgen.

Der erneute Einbruch des Tourismus wird ihrer Einschätzung nach das türkische Marmaris weit härter treffen als die anderen Partnerstädte. Die Küsten- und Badestadt im Südwesten des Landes hatte erst vergangenes Jahr die Pleite der Fluggesellschaft Germania verkraften müssen, in deren Folge es auch vom Nürnberger Flughafen aus keine Direktverbindungen mehr in die Region gab.

Zwar hat Langfeld über ihre Kontakte dort vernommen, dass zumindest deren Familien gesund seien. Sie vermutet jedoch, dass viele um ihr wirtschaftliches Überleben kämpfen. Die türkische Höflichkeit, so vermutet es die Fürther Partnerstadt-Beauftragte, verbiete es jedoch, die Freunde in der Kleeblattstadt mit Klagen darüber zu behelligen.

Bleibt auch hier die – natürlich sehr vage – Hoffnung auf die Fürther Kärwa: Um dem Tourismus in und um Marmaris zumindest einen kleinen Kick zu bescheren, hat Hilde Langfeld sich unlängst zusammen mit dem Marktamt Gedanken gemacht, wie sich der Stand der Türken auf der Kärwa noch ansprechender gestalten ließe . . .

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