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Rätsel-Auflösung: Das Pferd vom Fraveliershof

Matthias Boll

Lokalredaktion Fürth

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29.4.2023, 17:40 Uhr
Immer schön mit der Ruhe: Offenbar ist das Pferd als Lastentier im Einsatz. Welche Fracht wird in diese Straße gebracht oder von dort abgeholt? Und was hat es mit der Druckerei auf sich?

© Stadtarchiv Fürth/A 10160 Immer schön mit der Ruhe: Offenbar ist das Pferd als Lastentier im Einsatz. Welche Fracht wird in diese Straße gebracht oder von dort abgeholt? Und was hat es mit der Druckerei auf sich?

Nicht bitterernst gemeint war die Frage, ob es Pferdekenner gibt, die uns die Rasse verraten können. Die gab es nicht – jedoch einen Leser, der im Tonfall völliger Überzeugung verriet, dass es sich hier um Stute Emma handelt. Auf Nachfrage gab er jedoch zu, beim Verfassen seiner Mail im Münchhausen-Modus gewesen zu sein.

Das würde Lothar Berthold nicht im Traum einfallen, der Vize-Stadtheimatpfleger trägt abermals die Bescheidwisser-Krone davon. Das Pferd, so Berthold, steht vor der ehemaligen Lilienstraße 7, wo bis in die dreißiger Jahre die "Fürther Lumpensortiererei Markus Mandel, gegr. 1905" residierte. Mandel war ab 1926 Hauseigentümer und wurde wohl im Rahmen der "Arisierung" um 1938 zwangsenteignet. Im Zuge der Flächensanierung im Viertel um den Gänsberg wurde das Haus um 1975 abgerissen. Heute steht hier der Neubau Beim Liershof 5.

Der Giebel links gehört zum heute noch stehenden "Fraveliershof". Zwischen beiden Häusern ging es einst zum Hofgebäude Lilienstraße 5, dessen Eigentümerin ab 1920 die Buchdruckerei-Chefin Franziska Weber war.

Alle Hofgebäude wurden während der Flächensanierung abgerissen, nur die Vordergebäude Beim Liershof 1, 3 und 3a (vormals Lilienstr. 1-3) sind erhalten geblieben – dank des jugendforschen Engagements der Jungen Union (CSU), Jungsozialisten (SPD) und Jungdemokraten (FDP) in letzter Minute Mitte der siebziger Jahre.

Und das Alter des Fotos? Bedenkt man, dass Markus Mandel unter den Nazis seinem Gewerbe nicht mehr lange nachgehen durfte und das Pferd eindeutig eine Last zieht, also in Mandels Diensten steht, dann liegt man mit der Vermutung "späte zwanziger, frühe dreißiger Jahre" sicher nicht falsch.

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