Pandemie

Rückzug wegen Corona: Kein neues Hotel für Cadolzburg

26.10.2021, 21:00 Uhr
Rückzug wegen Corona: Kein neues Hotel für Cadolzburg

© Foto: Hans-Joachim Winckler2

Die Pläne des Architekten lagen fertig auf dem Tisch: Ein Business-Hotel mit 150 Zimmern und Turm sollte es sein, markant an der Kurve der Staatsstraße 2409 im Gewerbegebiet Schwadermühle gelegen – direkt am Abzweig nach Seckendorf und nahe der B8, die den nördlichen Landkreis Fürth durchzieht. Doch jetzt kommt alles anders.

Harald Peelen und ein Geschäftspartner hatten das Grundstück kurz zuvor gekauft. Das Landratsamt hatte das Fehlen von Hotelbetten ausgerechnet. Der Cadolzburger Gemeinderat gab dem Projekt im November 2019 grünes Licht. Als nächster Schritt sollte eine Firma gefunden werden, die das Hotel betreibt.

Doch dann kam die Corona-Pandemie und mit den Einschränkungen endeten Mobilität, Messen und Reisefreude der Menschen. "Die Resonanz auf unsere Pläne waren gut gewesen", sagt Peelen heute. Doch plötzlich habe niemand mehr in ein Hotel investieren wollen. Mit einigen Interessenten hätte es vielversprechende Gespräche gegeben, erzählt der Geschäftsführer des benachbarten Autohauses Konrad Schmidt. Doch Verträge waren noch keine geschlossen.

Reiseverhalten änderte sich

Mit dem Lockdown und den Folgen der staatlichen Maßnahmen in der Pandemie änderte sich das Reiseverhalten. "Dienstreisen gingen auf ein Minimum zurück", meint Peelen. Messen fanden zunächst gar nicht mehr statt. Die Aussichten waren schlecht. "Es nutzt nichts, wenn wir ein Hotel bauen lassen und keiner zieht ein." Die beiden Geschäftspartner legten das Projekt gezwungenermaßen zu den Akten.

Dass in die Fläche kurz darauf doch investiert wurde, sieht Peelen mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Das Autohaus Feser bietet seit Anfang 2021 in Cadolzburg Gebrauchtwagen zum Verkauf an. Mittelfristig, "länger als fünf Jahre", habe sich die Feser-Graf-Gruppe laut Peelen eingemietet. Der selbst ernannte "Marktführer im Raum Süddeutschland" hat den Schwerpunkt seiner 53 Standorte in der Metropolregion Nürnberg.

Für Harald Peelen bedeutet die Kooperation aber auch, dass sein Autohaus Konrad Schmidt keine Neu- oder Gebrauchtwagen mehr verkauft. Seit einigen Monaten besteht von dem Traditionsbetrieb nur noch die Werkstatt. Mehrere Gründe gibt Peelen für die Änderung an.

Die Pandemie war einer davon: Die Verkaufszahlen gingen "total zurück", die laufenden Kosten blieben bestehen. Der Betriebsteil Verkauf geriet in eine Schieflage. Und die Aussichten für die Zukunft waren nicht rosig: Die Volkswagen AG habe ihre Vertriebsstrategie geändert, wie Peelen weiß. Kleinere Händler sollen mittelfristig aussortiert werden. Und dazu zählt das Autohaus Konrad Schmidt.

Feser-Graf stieg ein

Doch Harald Peelen hatte Glück im Unglück, fand mit der Feser-Graf-Gruppe einen "renommierten" Geschäftspartner, der schnell einstieg und gleich in das Grundstück investierte. Mittlerweile reihen sich hier Seat an Skoda und Audi an VW. Die Fläche wurde eingefasst und begradigt.


Gäste fehlen: Manche Hotels sperren zu


Nach Kraut und Rüben sieht es hier jedenfalls nicht mehr aus, wie es die Mitglieder des Cadolzburger Gemeinderats jahrelang beklagt hatten. Mit dem Autohaus Konrad Schmidt wackelt jedoch ein weiterer Cadolzburger Traditionsbetrieb. Im Juni hat der benachbarte Gartenbaubetrieb Schönmann und Weiß den Betrieb eingestellt. Seit dem Jahr 1968 waren auf der Fläche auf der anderen Straßenseite des Autohauses Heidepflanzen großgezogen worden. Auf dem Areal will die Marktgemeinde nun, wie bereits berichtet, das Gewerbegebiet erweitern

Als das Autohaus Konrad Schmidt 1987 einzog, gab es zwar die Gärtnerei, aber das Gewerbegebiet Schwadermühle noch nicht. "Alles war eine grüne Fläche", erinnert sich Peelen. Er selbst hatte das Unternehmen von Anfang an begleitet, das seit 1976 in Nürnberg Fahrzeuge repariert und sich besonders im Rallye- und Motorsport einen Namen gemacht hat.

Mit dem Umzug nach Cadolzburg wurde Harald Peelen Geschäftsführer und die Volkswagen AG Vertriebspartner. Sein "Baby" führt der heute 67-Jährige nun seit über dreißig Jahren. Er trennt sich ungern von ihm. Wie es weiter geht mit dem Autohaus Konrad Schmidt, ist noch offen.

Peelens Tochter Julia arbeitet im Betrieb. Doch wenige kennen die Herausforderungen der Branche besser als ihr Vater. Eine "Zeit des Wandels" sieht er kommen. Elektromobilität und Leistungsdruck als Partner großer Autofirmen nennt er als Stichwörter. Was auch immer die Zukunft bringt, die Liebe zu Autos und Oldtimern wird sich Harald Peelen erhalten.

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