Positives Fazit

Zukunftsprojekt in der Region: So wird der Wald umgebaut

20.11.2022, 12:30 Uhr
Der Zukunftswald wächst in drei Stufen. Unter dem Schirm des Altbestands gedeiht Naturverjüngung, die gepflanzten Buchen und Tannen bilden die dritte Schicht.

© Foto: Günter Meermann Der Zukunftswald wächst in drei Stufen. Unter dem Schirm des Altbestands gedeiht Naturverjüngung, die gepflanzten Buchen und Tannen bilden die dritte Schicht.

2011 war der Startschuss für das Waldumbauprojekt "Zukunftswälder Rohr", das größte seiner Art im Privatwald in Bayern. Bei einer Exkursion auf Einladung des örtlichen Bundes Naturschutz (BN) haben Waldbesitzer, Jäger und Interessierte nachgesehen, wie sich die Wälder entwickelt haben, unter ihnen auch Beteiligte aus dem Landkreis Fürth. Ihr Resümee: durchweg positiv.

Im Rahmen des Gemeinschaftsprojekts von Waldbesitzern, Jägern und Förstern wurden Rotbuchen in die Kiefernwälder gepflanzt, um in der nächsten Generation einen Mischwald auf den Weg zu bringen. Die Verantwortlichen entschieden sich, Rehe in dem Gebiet schwerpunktmäßig zu bejagen und damit sicherzustellen, dass der neue Mischwald auch aufwachsen kann.

BN-Wald- und Jagdreferent Ralf Straußberger, selbst beteiligter Waldbesitzer und Jäger, skizzierte den enorm gestiegenen Handlungsdruck: "Deutschlandweit sterben Wälder, auch bei uns im Raum Schwabach-Ansbach-Fürth. Das kann man gut an den roten Nadeln der Kiefern erkennen. Wenn ,oben‘ der Wald stirbt, muss es das Ziel sein, dass ,unten‘ ein neuer Mischwald aus zukunftsfähigen heimischen Baumarten nachwachsen kann." Doch das scheitere in vielen Wäldern an den zu hohen Rehwildbeständen.

Deshalb wurde die Zahl der Abschüsse von Rehwild in den Revieren im Schwabachtal erhöht. Für das in mehreren Waldumbauprojekten verstärkt anfallende Rehfleisch wurde vor kurzem eine Vermarktungsinitiative auf den Weg gebracht.

In den Kiefernwäldern sind junge Buchen mittlerweile einige Meter hoch. Überall finden sich Eichen aus Naturverjüngung. Waldbesitzer Herbert Richter ist überzeugt: "Die Verjüngung hat sich gut entwickelt. Im Gegensatz zu vielen anderen Waldgebieten haben wir hier einen neuen Mischwald auf den Weg gebracht."

Straußberger zeigte, wie man mehrschichtige Wälder schaffen kann: "Die über 120-jährigen Kiefern dürfen auch noch älter und stärker werden, so lange sie vital bleiben. Später können sie als wertvolles Sägeholz genutzt werden." Unter dem Schirm der Kiefern seien schon viele Eichen und auch Fichten nachgewachsen. Die seit 2011 gepflanzten Buchen und Tannen bilden ihm zufolge die dritte Schicht und sollen die Wälder künftig kühl und schattig halten. Wichtig sei die schonende Nutzung der Altbäume.

Beratungsförster Peter Helmstetter vom zuständigen Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Roth hatte 2011 das Waldumbauprojekt "Zukunftswälder" in Rohr und Umgebung angestoßen. "Uns war der Gemeinschaftsgedanke sehr wichtig", so Helmstetter. Ziel sei es gewesen, Waldbesitzer und Jäger dafür zu gewinnen, "aktiv zu werden, ins Handeln zu kommen und neue Wege zu beschreiten". Das heißt für Waldbesitzer, auf Pflanzung und Naturverjüngung unter dem Schirm der Altkiefern zu setzen.

Für die Jäger habe es bedeutet, den Rehwildbestand "anzupassen". Den Erfolg dieser Strategie bestätigen etliche Folgeprojekte, die mittlerweile entstanden sind. Es haben sich so viele Waldbesitzer entschieden mitzumachen, dass mittlerweile weit über eine Million Rotbuchen in die Kiefernwälder im Landkreis Roth, der Stadt Schwabach und teilweise auch angrenzend in den Landkreisen Ansbach und Fürth gepflanzt wurden.

Wenngleich es sich bei dem Rohrer Projekt um das größte Waldumbauprojekt im Privatwald in Bayern handelt, sind die Flächen gemessen an der gesamten Waldfläche nach BN-Einschätzung noch bescheiden. "Es bleibt noch viel zu tun", sagt Straußberger.

Der Umbau braucht Geduld

Wegen der Klimakrise werde in den nächsten Jahren eine Waldverjüngung auf riesigen Flächen notwendig. Ein Zaunschutz dieser Gebiete lasse sich weder technisch noch finanziell darstellen. Zudem dauere es zehn bis zwanzig Jahre, bis eine Verjüngung gesichert ist und keiner könne heute sagen, welche Wälder in zehn Jahren vom Waldsterben betroffen sind.

"Wir werben als BN bei Waldbesitzern und bei Jägern für Projekte für mehr Naturverjüngung, mehr Waldumbau und mehr Unterstützung durch die Jagd", so Wald- und Jagdreferent Straußberger. Rohr zeige, "dass das gelingen kann, wenn alle an einem Strang ziehen".

vnp

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