NN-Kunstpreisträgerin

Technisch brillant und mit ganz eigenem Stil: Die fränkische Künstlerin Chris Bruder ist tot

15.1.2024, 18:03 Uhr
Stille Beobachterin: Die Malerin, Zeichnerin und Bildhauerin Chris Bruder,  hier beim NN-Kunstpreis 2001, ist im Alter von 77 Jahren gestorben.

© Günter Distler Stille Beobachterin: Die Malerin, Zeichnerin und Bildhauerin Chris Bruder,  hier beim NN-Kunstpreis 2001, ist im Alter von 77 Jahren gestorben.

Ihr Werdegang war erstaunlich gradlinig: 1966 bis 1973 Studium an der Kunstakademie Nürnberg. Nur kurz war sie, 1946 als Christa in Fürth geboren, als Fachlehrerin für Kunsterziehung tätig; schon 1978 entschied sie sich für ein Leben als freischaffende Künstlerin.

1976 gab es einen Förderpreis der Stadt Fürth, dem zahlreiche weitere Auszeichnungen im In- und Ausland folgten. Bruder war geschätztes Mitglied der Nürnberger Künstlergruppe „Der Kreis“. Die Stadt Kronach widmete ihr 2007 eine große Werkschau.

In ihrer oft großformatigen Kunst verweigerte sich die vielseitige Künstlerin mit bewundernswerter Konsequenz allen modischen Torheiten, mied den Lärm und die Umtriebe der sogenannten Szene.

Mit grellen Spektakeln und vordergründiger Effekthascherei hatte sie nichts am Hut, lieber widmete sie sich mit stiller Hingabe und Ernsthaftigkeit den lebenden Wesen und ihrer Rätselhaftigkeit.

Mensch und Tier waren ihr Thema

Mensch und Tier weckten gleichermaßen ihr Interesse. Heraus kam dabei stets eigenständige, unverwechselbare Kunst, die durch technische Brillanz bestach und der Kritiker altmeisterliche Züge beschieden.

"Dieser Künstlerin geht es nicht um handwerkliche Spielereien", hieß es in einer Laudatio auf sie. "Ästhetische Artistik um der Artistik willen ist nicht ihre Sache. Chris Bruders hohes Können, ihr genauer Blick für die Details des Lebens und ihre stilsichere Umsetzung der präzisen Beobachtungen sind nur Mittel zum Zweck."

Chris Bruder und ihr Refugium in Kirchröttenbach

1997 wurde Chris Bruder der Kunstpreis der "Nürnberger Nachrichten" verliehen und 2001 der Sonderpreis des Verlegers der "Nürnberger Nachrichten", damals noch Bruno Schnell.

Seit 1980 lebte und arbeitete die versierte Künstlerin in Kirchröttenbach in der Nähe von Schnaittach: in ihrem eigenen Haus, an dem sie eines Tages vorbeigefahren war und das Schild "Zu verkaufen" erblickt hatte ("Da bin ich hineingegangen und habe es gekauft") und wo sie oft vom Morgengrauen bis tief in die Nacht hinein im Atelier anzutreffen war.

Jetzt haben Freunde sie dort tot aufgefunden. Und sind - es bleibt spannend - auch auf der Suche nach möglichen Erben.

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