Das sollten Sie lesen

Doris Dörrie, Konrad Lorenz und krumme Katzen: Unsere Buchtipps für April 2024!

8.4.2024, 12:00 Uhr
Dieses Büchlein ist wie die Dinge, von denen Doris Dörrie so herzerfrischend und voll Anhänglichkeit schreibt: Man braucht sie eigentlich nicht. Bizarre Mitbringsel wie den Zuckertotenkopf aus Mexiko, die neckische Osterhasenkanne vom Flohmarkt, die vielen japanischen Souvenirs von der sauren Pflaume bis zur Fuchsmaske! Und doch bereichern sie unser Leben, sind Erinnerungen, die Trost und tägliche Freude schenken. "Die Reisgöttin" erscheint zudem in einer reizenden neuen Reihe, genannt Diogenes Tapir. Mehr davon bitte! (24 Euro) Wolf Ebersberger
1 / 15

Dieses Büchlein ist wie die Dinge, von denen Doris Dörrie so herzerfrischend und voll Anhänglichkeit schreibt: Man braucht sie eigentlich nicht. Bizarre Mitbringsel wie den Zuckertotenkopf aus Mexiko, die neckische Osterhasenkanne vom Flohmarkt, die vielen japanischen Souvenirs von der sauren Pflaume bis zur Fuchsmaske! Und doch bereichern sie unser Leben, sind Erinnerungen, die Trost und tägliche Freude schenken. "Die Reisgöttin" erscheint zudem in einer reizenden neuen Reihe, genannt Diogenes Tapir. Mehr davon bitte! (24 Euro) Wolf Ebersberger © Diogenes; shorty_ox/pixabay/LizenzCC0; Montage: Sabine Schmid

Sie hat sich bei diesem Satz nichts gedacht. Und genau das ist das Problem. Die anderen denken nämlich sehr viel darüber nach. War das jetzt rassistisch oder nicht? Eine Germanistik-Professorin an einer fiktiven Berliner Universität empfiehlt Studentinnen aus China einen Deutschkurs zu machen. Mit den Reaktionen hat sie nicht gerechnet. Plötzlich ist sie für viele Menschen da draußen im Netz "Die Rassistin". Jana Scheerers neuer Roman ist eine Collage aus Meinungen, Äußerungen, Vermutungen, Vorurteilen und wilden Interpretationen. Recht hat ihrer Ansicht nach niemand. Und das findet am Ende auch der Leser, dem schwindlig wird in dem Strudel der Aufgeregtheiten. Zum Glück ist dieser Roman keineswegs frei von Humor – was ihn sehr sympathisch macht. (Schöffling, 22 Euro) Gabi Eisenack
2 / 15

Sie hat sich bei diesem Satz nichts gedacht. Und genau das ist das Problem. Die anderen denken nämlich sehr viel darüber nach. War das jetzt rassistisch oder nicht? Eine Germanistik-Professorin an einer fiktiven Berliner Universität empfiehlt Studentinnen aus China einen Deutschkurs zu machen. Mit den Reaktionen hat sie nicht gerechnet. Plötzlich ist sie für viele Menschen da draußen im Netz "Die Rassistin". Jana Scheerers neuer Roman ist eine Collage aus Meinungen, Äußerungen, Vermutungen, Vorurteilen und wilden Interpretationen. Recht hat ihrer Ansicht nach niemand. Und das findet am Ende auch der Leser, dem schwindlig wird in dem Strudel der Aufgeregtheiten. Zum Glück ist dieser Roman keineswegs frei von Humor – was ihn sehr sympathisch macht. (Schöffling, 22 Euro) Gabi Eisenack © Schöffling & Co.; Mariakray/pixabay/LizenzCC0; Montage: Sabine Schmid

Gabriele Tergit war die große Autorin und Reporterin der Weimarer Republik. Die Anerkennung konnte sie zu ihrer Zeit nicht genießen, denn die Nazis zwangen sie, aus Deutschland zu fliehen. Aber auch nach dem Krieg und zu ihren Lebzeiten blieb ihr der Erfolg in ihrer Heimat verwehrt. Erst in unserer Zeit wurde "die Tergit", wie man sie respektvoll einst kurz nannte, endlich wieder entdeckt: ihre Romane "Käsebier erobert den Kurfürstendamm" und vor allem "Die Effingers", jene monumentale Chronik einer deutsch-jüdischen Familie, wurden höchst erfolgreich. Tergits einzigartige Gerichtsreportagen zeigen zudem die sozialen Schattenseiten der "goldenen" Jahre, deren Zerrissenheit die Nationalsozialisten für ihren Aufstieg nutzten. Die verdienstvolle Herausgeberin der Werke hat nun auch die Biografie der quirligen Autorin mit der dicken schwarzen Brille geschrieben: Nicole Hennebergs gut lesbares Buch über "Gabriele Tergit" ist eine Zeitreise durch ein anderes Deutschland, durch die Länder des Exils und durch den ganzen literarischen Kosmos der Tergit, die im November 1933 nur knapp der Verhaftung durch die SA entging. (Schöffling, 28 Euro) Bernd Noack
3 / 15

Gabriele Tergit war die große Autorin und Reporterin der Weimarer Republik. Die Anerkennung konnte sie zu ihrer Zeit nicht genießen, denn die Nazis zwangen sie, aus Deutschland zu fliehen. Aber auch nach dem Krieg und zu ihren Lebzeiten blieb ihr der Erfolg in ihrer Heimat verwehrt. Erst in unserer Zeit wurde "die Tergit", wie man sie respektvoll einst kurz nannte, endlich wieder entdeckt: ihre Romane "Käsebier erobert den Kurfürstendamm" und vor allem "Die Effingers", jene monumentale Chronik einer deutsch-jüdischen Familie, wurden höchst erfolgreich. Tergits einzigartige Gerichtsreportagen zeigen zudem die sozialen Schattenseiten der "goldenen" Jahre, deren Zerrissenheit die Nationalsozialisten für ihren Aufstieg nutzten. Die verdienstvolle Herausgeberin der Werke hat nun auch die Biografie der quirligen Autorin mit der dicken schwarzen Brille geschrieben: Nicole Hennebergs gut lesbares Buch über "Gabriele Tergit" ist eine Zeitreise durch ein anderes Deutschland, durch die Länder des Exils und durch den ganzen literarischen Kosmos der Tergit, die im November 1933 nur knapp der Verhaftung durch die SA entging. (Schöffling, 28 Euro) Bernd Noack © Schöffling & Co.; Dominique/pixabay/LizenzCC0; Montage: Sabine Schmid

Wien in den Zwischenkriegsjahren: Er nennt das Gänseküken Martina, das ihn als Glucke ansieht. Sie weicht ihm nicht von der Seite und schläft in der Wiege neben dem Ehebett. Bis sie Ganter Martin begegnet… Ilona Jerger erzählt mitreißend die Geschichte des nicht unumstrittenen Verhaltensforschers und Nobelpreisträgers Konrad Lorenz und verdichtet sie mit allerlei kleinen Tierepisoden zum faszinierenden Roman "Lorenz". Eine Mischung aus Biographie, Biologie und Zeitgeschichte. Lesenswert! (Piper Verlag, 24 Euro) Claudia Beyer
4 / 15

Wien in den Zwischenkriegsjahren: Er nennt das Gänseküken Martina, das ihn als Glucke ansieht. Sie weicht ihm nicht von der Seite und schläft in der Wiege neben dem Ehebett. Bis sie Ganter Martin begegnet… Ilona Jerger erzählt mitreißend die Geschichte des nicht unumstrittenen Verhaltensforschers und Nobelpreisträgers Konrad Lorenz und verdichtet sie mit allerlei kleinen Tierepisoden zum faszinierenden Roman "Lorenz". Eine Mischung aus Biographie, Biologie und Zeitgeschichte. Lesenswert! (Piper Verlag, 24 Euro) Claudia Beyer © Piper Verlag; Alexa/pixabay/LizenzCC0; Montage: Sabine Schmid

Das Problem ist seit langem bekannt. Im Roman "Acqua alta" wird nun aus dem Horrorszenario Wirklichkeit: Venedig wird durch ein extremes Hochwasser zerstört. In Rückblenden schildert Isabelle Autissier, wie Macht- und Geldgier siegen, wie sich Verantwortliche lange auf das Sturmflutsperrwerk "Moses" verlassen und die berechtigten Warnungen der Umweltschützer in den Wind schlagen. Verkörpert werden die Fronten durch eine Familie, die sich über dieser Problematik entzweit. Es entsteht ein dichtes und bedrückendes Bild der bedrohten  Lagunenstadt, die sich die Natur langsam zurückholt. Und da die Autorin als erste Frau alleine eine Segelregatta rund um die Welt gemacht hat, gelingen ihr natürlich beim Thema Wasser besonders intensive Szenen... (Mare, 23 Euro) Anja Weigmann
5 / 15

Das Problem ist seit langem bekannt. Im Roman "Acqua alta" wird nun aus dem Horrorszenario Wirklichkeit: Venedig wird durch ein extremes Hochwasser zerstört. In Rückblenden schildert Isabelle Autissier, wie Macht- und Geldgier siegen, wie sich Verantwortliche lange auf das Sturmflutsperrwerk "Moses" verlassen und die berechtigten Warnungen der Umweltschützer in den Wind schlagen. Verkörpert werden die Fronten durch eine Familie, die sich über dieser Problematik entzweit. Es entsteht ein dichtes und bedrückendes Bild der bedrohten  Lagunenstadt, die sich die Natur langsam zurückholt. Und da die Autorin als erste Frau alleine eine Segelregatta rund um die Welt gemacht hat, gelingen ihr natürlich beim Thema Wasser besonders intensive Szenen... (Mare, 23 Euro) Anja Weigmann © Mare; tmal/pixabay/LizenzCC0; Montage: Sabine Schmid

Katzen sind keine Zirkustiere. Oder vielleicht doch? Locker gesagt, lassen einen die Pfotenwesen des lustigen kleinen Fotobandes "Hilfe, meine Katze ist kaputt" an die Dehnbarkeit von Yogis, die Flauschigkeit von Bettvorlegern, die Buntheit von Punkmusikern und die Ausgelassenheit von Kindergeburtstagen denken. Was sich da auf den 144 Seiten verrenkt und versteckt, verrätselt und in fantastische Formationen bringt, heitert jede dunkle Stunde auf. Gut geeignet, um lieben Menschen eine Freude zu machen. Oder natürlich als Geschenk für sich selbst. (Dumont, 13 Euro) Christian Mückl
6 / 15

Katzen sind keine Zirkustiere. Oder vielleicht doch? Locker gesagt, lassen einen die Pfotenwesen des lustigen kleinen Fotobandes "Hilfe, meine Katze ist kaputt" an die Dehnbarkeit von Yogis, die Flauschigkeit von Bettvorlegern, die Buntheit von Punkmusikern und die Ausgelassenheit von Kindergeburtstagen denken. Was sich da auf den 144 Seiten verrenkt und versteckt, verrätselt und in fantastische Formationen bringt, heitert jede dunkle Stunde auf. Gut geeignet, um lieben Menschen eine Freude zu machen. Oder natürlich als Geschenk für sich selbst. (Dumont, 13 Euro) Christian Mückl © Dumont; Gisela Merkuur/pixabay/LizenzCC0; Montage: Sabine Schmid

Was für ein Einschnitt: Marlene zieht nach dem Studium von Hamburg auf eine Insel im nordfriesischen Wattenmeer. Dort arbeitet sie als Verkäuferin in einem Erlebnisdorf, welches das Leben von 1900 simuliert. Sie ist fasziniert von einer Inselbewohnerin - und kommt ihr immer näher. Der Roman "Leute von früher" von Kristin Höller entwickelt einen ganz eigenen Sog. Denn diese Liebesgeschichte enthält eine gewaltige Prise Spannung und Drama. Einfach und klar ist das Buch geschrieben: Als Leser liest man weiter und weiter – bis zu einem furiosen Finale. Es ist eines dieser Bücher, von denen man nicht will, dass sie enden. (Suhrkamp, 22 Euro, erscheint am 15. April) Sabine Ebinger
7 / 15

Was für ein Einschnitt: Marlene zieht nach dem Studium von Hamburg auf eine Insel im nordfriesischen Wattenmeer. Dort arbeitet sie als Verkäuferin in einem Erlebnisdorf, welches das Leben von 1900 simuliert. Sie ist fasziniert von einer Inselbewohnerin - und kommt ihr immer näher. Der Roman "Leute von früher" von Kristin Höller entwickelt einen ganz eigenen Sog. Denn diese Liebesgeschichte enthält eine gewaltige Prise Spannung und Drama. Einfach und klar ist das Buch geschrieben: Als Leser liest man weiter und weiter – bis zu einem furiosen Finale. Es ist eines dieser Bücher, von denen man nicht will, dass sie enden. (Suhrkamp, 22 Euro, erscheint am 15. April) Sabine Ebinger © Suhrkamp; Carsten Happ/pixabay/LizenzCC0; Montage: Sabine Schmid

Didier Eribon muss man auch bei uns nicht mehr besonders vorstellen: seit seinem autofiktionalen Essay „Rückkehr nach Reims“, in dem er sich schonungslos auf Spurensuche in seine alten Heimat begibt und gleichzeitig die soziale und intellektuelle Lage Frankreichs in der 50er Jahren analysiert, wurde er als einer der neuen klugen Köpfe des Nachbarlandes gefeiert. Nochmals geht er zurück, wenn er jetzt „Eine Arbeiterin“ vorlegt, worin er vom Leben, Sterben und dem Alter seiner Mutter erzählt. Erinnerungen und Episoden, blitzgescheite philosophische Gedanken fügt der Soziologe zu einem erschreckenden Bild zusammen: Die skandalösen Lebensumstände alter Menschen werden in unseren Gesellschaften marginalisiert und verdrängt. Ein Abgesang auf die Arbeiterklasse und eine Zeremonie des Abschiednehmens: „Meine Mutter war ihr Leben lang unglücklich.“ (Suhrkamp, 25 Euro) Bernd Noack
8 / 15

Didier Eribon muss man auch bei uns nicht mehr besonders vorstellen: seit seinem autofiktionalen Essay „Rückkehr nach Reims“, in dem er sich schonungslos auf Spurensuche in seine alten Heimat begibt und gleichzeitig die soziale und intellektuelle Lage Frankreichs in der 50er Jahren analysiert, wurde er als einer der neuen klugen Köpfe des Nachbarlandes gefeiert. Nochmals geht er zurück, wenn er jetzt „Eine Arbeiterin“ vorlegt, worin er vom Leben, Sterben und dem Alter seiner Mutter erzählt. Erinnerungen und Episoden, blitzgescheite philosophische Gedanken fügt der Soziologe zu einem erschreckenden Bild zusammen: Die skandalösen Lebensumstände alter Menschen werden in unseren Gesellschaften marginalisiert und verdrängt. Ein Abgesang auf die Arbeiterklasse und eine Zeremonie des Abschiednehmens: „Meine Mutter war ihr Leben lang unglücklich.“ (Suhrkamp, 25 Euro) Bernd Noack © Suhrkamp; Pexels/pixabay/LizenzCC0; Montage: Sabine Schmid

Franz Werfel war von der Musik Giuseppe Verdis besessen, seit er, mit erst 13 Jahren, den Sänger Caruso erlebte. Beneidenswert! Und selber singen konnte Werfel ja auch wunderbar... Die Liebe zu Opern wie "Rigoletto" führte 1924 zu seinem ersten großen Roman "Verdi", mit dem der Wiener Zsolnay Verlag damals seinen Betrieb aufnahm und nun auch, als Jubiläumsausgabe, zurecht seinen 100. feiert. Das Werk, in dem es um die Konkurrenz zu Richard Wagner geht und Verdis gescheiterte Versuche, den vermeintlich moderneren Kollegen kennenzulernen (es bleibt bei einem magischen Blickwechsel in La Fenice!), lohnt für Klassikfans noch immer die Lektüre... (28 Euro) Wolf Ebersberger
9 / 15

Franz Werfel war von der Musik Giuseppe Verdis besessen, seit er, mit erst 13 Jahren, den Sänger Caruso erlebte. Beneidenswert! Und selber singen konnte Werfel ja auch wunderbar... Die Liebe zu Opern wie "Rigoletto" führte 1924 zu seinem ersten großen Roman "Verdi", mit dem der Wiener Zsolnay Verlag damals seinen Betrieb aufnahm und nun auch, als Jubiläumsausgabe, zurecht seinen 100. feiert. Das Werk, in dem es um die Konkurrenz zu Richard Wagner geht und Verdis gescheiterte Versuche, den vermeintlich moderneren Kollegen kennenzulernen (es bleibt bei einem magischen Blickwechsel in La Fenice!), lohnt für Klassikfans noch immer die Lektüre... (28 Euro) Wolf Ebersberger © Zsolnay; Dobby310/pixabay/LizenzCC0; Montage: Sabine Schmid

Es ist eine unschöne Zukunft, welche die Biologin und Autorin Jasmin Schreiber im Roman "Endling" entwirft. Artensterben, Klimakrise, Repressalien gegen Frauen durch die Regierung: Die Wissenschaftlerin Zoe, die sich auf Insektenkunde spezialisiert hat, muss im Jahr 2041 gegen so manche Krise kämpfen. Und da ist noch die Familie: Ihre alkoholkranke Mutter geht auf Kur - und Zoe muss sich um ihre pubertierende Schwester Hanna und die wunderliche Tante Auguste kümmern. Die Tante hat als Haustier eine Weinbergschnecke, welche ein "Endling" ist, also das letzte Exemplar dieser Art. Als Augustes gute Freundin verschwindet, macht sich die Tante mit ihren Lieben auf die Suche. Es beginnt ein unglaublicher Road-Trip. So unterhaltsam das Buch ist, so ist die Botschaft klar: Wir können nicht leben, als wäre das Morgen egal. Wir müssen uns jetzt für die Demokratie, für die Natur einsetzen. Witzig und zugleich eindringlich geschrieben! (Eichborn, 23 Euro) Sabine Ebinger
10 / 15

Es ist eine unschöne Zukunft, welche die Biologin und Autorin Jasmin Schreiber im Roman "Endling" entwirft. Artensterben, Klimakrise, Repressalien gegen Frauen durch die Regierung: Die Wissenschaftlerin Zoe, die sich auf Insektenkunde spezialisiert hat, muss im Jahr 2041 gegen so manche Krise kämpfen. Und da ist noch die Familie: Ihre alkoholkranke Mutter geht auf Kur - und Zoe muss sich um ihre pubertierende Schwester Hanna und die wunderliche Tante Auguste kümmern. Die Tante hat als Haustier eine Weinbergschnecke, welche ein "Endling" ist, also das letzte Exemplar dieser Art. Als Augustes gute Freundin verschwindet, macht sich die Tante mit ihren Lieben auf die Suche. Es beginnt ein unglaublicher Road-Trip. So unterhaltsam das Buch ist, so ist die Botschaft klar: Wir können nicht leben, als wäre das Morgen egal. Wir müssen uns jetzt für die Demokratie, für die Natur einsetzen. Witzig und zugleich eindringlich geschrieben! (Eichborn, 23 Euro) Sabine Ebinger © Eichborn; wal_172619/pixabay/LizenzCC0; Montage: Sabine Schmid

Kaum ein anderer Schriftsteller hat leidenschaftlicher versucht, die Passion des Westens für die orientalische Kultur zu beschwören, wie Mathias Enard in seinem grandiosen Roman „Kompass“, für den er den Prix Goncourt und den Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung erhielt. Mit „Tanz des Verrats“ begibt sich der Franzose jetzt auf ein ganz anderes Terrain. Auf einem Kongress zu Ehren des Mathematikers und KZ-Überlebenden Heudeber lernt dessen Tochter die privaten und politischen Verwicklungen ihrer Familie von einer ganz neuen Seite kennen. Diese Irina findet sich wieder in einer Welt, die von Widerstand, Liebe, Verrat und dem Trost mathematischer Schönheit bestimmt ist, die über alle Zeiten und Zonen hinweg von Gewalt erschüttert wird. Enard komponiert das Komplizierte meisterhaft und seine unvergleichliche Sprache findet am Ende sogar noch Worte für die Möglichkeit einer Hoffnung. (Hanser Berlin, 25 Euro) Bernd Noack
11 / 15

Kaum ein anderer Schriftsteller hat leidenschaftlicher versucht, die Passion des Westens für die orientalische Kultur zu beschwören, wie Mathias Enard in seinem grandiosen Roman „Kompass“, für den er den Prix Goncourt und den Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung erhielt. Mit „Tanz des Verrats“ begibt sich der Franzose jetzt auf ein ganz anderes Terrain. Auf einem Kongress zu Ehren des Mathematikers und KZ-Überlebenden Heudeber lernt dessen Tochter die privaten und politischen Verwicklungen ihrer Familie von einer ganz neuen Seite kennen. Diese Irina findet sich wieder in einer Welt, die von Widerstand, Liebe, Verrat und dem Trost mathematischer Schönheit bestimmt ist, die über alle Zeiten und Zonen hinweg von Gewalt erschüttert wird. Enard komponiert das Komplizierte meisterhaft und seine unvergleichliche Sprache findet am Ende sogar noch Worte für die Möglichkeit einer Hoffnung. (Hanser Berlin, 25 Euro) Bernd Noack © Hanser Berlin; Markus Spiske/pixabay/LizenzCC0; Montage: Sabine Schmid

Eine nicht mehr ganz junge Niederländerin, die sich sozial engagiert, ein Flüchtling aus einem arabischen Land und ein ehemaliger Soldat, der in einem politischen Lager ebenfalls im Nahen Osten gearbeitet hat: Die Wege dieser drei Menschen kreuzen sich und trennen sich wieder, in Rückblenden wird von ihrer Vergangenheit erzählt, ihren weitreichenden Lebensentscheidungen und von der Schuld, die sie auf sich geladen haben. Aber auch der Umgang miteinander und mit Migranten, mit "Ausgestoßenen" wird thematisiert. "Die goldene Stunde" von Wytske Versteeg ist keine leichte, aber vielleicht wichtige Lektüre, da sie den Leser immer wieder auch mit notwendigen Fragen des eigenen Verhaltens konfrontiert. (Wagenbach, 26 Euro) Anja Weigmann
12 / 15

Eine nicht mehr ganz junge Niederländerin, die sich sozial engagiert, ein Flüchtling aus einem arabischen Land und ein ehemaliger Soldat, der in einem politischen Lager ebenfalls im Nahen Osten gearbeitet hat: Die Wege dieser drei Menschen kreuzen sich und trennen sich wieder, in Rückblenden wird von ihrer Vergangenheit erzählt, ihren weitreichenden Lebensentscheidungen und von der Schuld, die sie auf sich geladen haben. Aber auch der Umgang miteinander und mit Migranten, mit "Ausgestoßenen" wird thematisiert. "Die goldene Stunde" von Wytske Versteeg ist keine leichte, aber vielleicht wichtige Lektüre, da sie den Leser immer wieder auch mit notwendigen Fragen des eigenen Verhaltens konfrontiert. (Wagenbach, 26 Euro) Anja Weigmann © Wagenbach; lmaresz/pixabay/LizenzCC0; Montage: Sabine Schmid

Eigentlich will sie das gar nicht: "Das Haus verlassen". Ist es nicht wie ein Lebewesen selbst? Ein Mensch fast, der atmet, ächzt und wohlig stöhnt, ein längst intimer Freund? Und dann lässt Jacqueline Kornmüller, die Wiener Regisseurin, doch die Riege befremdlicher Interessenten antanzen, die das von ihr mühevoll restaurierte alte Bauernhaus mit dem riesigen Garten sehen wollen... Jessas! Mit Kat Menschiks freien, fantastisch angehauchten Bildern wird daraus eine richtige Liebes- und Krisengeschichte - natürlich samt häuslichem Happy End! (Galiani, 22 Euro) Wolf Ebersberger
13 / 15

Eigentlich will sie das gar nicht: "Das Haus verlassen". Ist es nicht wie ein Lebewesen selbst? Ein Mensch fast, der atmet, ächzt und wohlig stöhnt, ein längst intimer Freund? Und dann lässt Jacqueline Kornmüller, die Wiener Regisseurin, doch die Riege befremdlicher Interessenten antanzen, die das von ihr mühevoll restaurierte alte Bauernhaus mit dem riesigen Garten sehen wollen... Jessas! Mit Kat Menschiks freien, fantastisch angehauchten Bildern wird daraus eine richtige Liebes- und Krisengeschichte - natürlich samt häuslichem Happy End! (Galiani, 22 Euro) Wolf Ebersberger © Galiani; meineresterampe/pixabay/LizenzCC0; Montage: Sabine Schmid

Eine fantastische, unglaubliche Geschichte – doch wenn man sich darauf einlässt, dann hat man den größten Spaß: "Hier gibt's nix zu sehen" des amerikanischen Autors Kevin Wilson. Lilian hangelt sich in Amerika von Nebenjob zu Nebenjob, bis ihre einstige Schulfreundin Madison sie um Hilfe bittet. Diese scheint das perfekte Wohlstandsleben an der Seite eines Politikers führen – wenn da nicht die Stiefzwillingskinder ihres Mannes wären, die bei der kleinsten Aufregung zu brennen anfangen... ja, zu brennen! Hört sich verrückt an, ist aber ein wunderbares Buch über Vertrauen, Liebe und Familiensinn. (btb, 12 Euro) Sabine Ebinger
14 / 15

Eine fantastische, unglaubliche Geschichte – doch wenn man sich darauf einlässt, dann hat man den größten Spaß: "Hier gibt's nix zu sehen" des amerikanischen Autors Kevin Wilson. Lilian hangelt sich in Amerika von Nebenjob zu Nebenjob, bis ihre einstige Schulfreundin Madison sie um Hilfe bittet. Diese scheint das perfekte Wohlstandsleben an der Seite eines Politikers führen – wenn da nicht die Stiefzwillingskinder ihres Mannes wären, die bei der kleinsten Aufregung zu brennen anfangen... ja, zu brennen! Hört sich verrückt an, ist aber ein wunderbares Buch über Vertrauen, Liebe und Familiensinn. (btb, 12 Euro) Sabine Ebinger © btb; Pexels/pixabay/LizenzCC0; Montage: Sabine Schmid

Als Erzähler von geradezu barocker Sprach- und Fabuliermacht ist Wolf von Niebelschütz (1913-1960) stets ein unzeitgemäßer Sonderfall geblieben. Den Autor von Großwerken wie "Der blaue Kammerherr" nun von einer einfacher zugänglichen Seite kennenzulernen, erlaubt ein neuer Band der Anderen Bibliothek: Unter dem schönen Titel "Ein Geisterfrühstück" vereint er kürzere Texte, die seine Liebe zu Frankreich, zu Stendhal, Paris oder der kargen Landschaft der Provence belegen, die aber auch spontan ganz persönlich werden. Als Niebelschütz nach dem Zweiten Weltkrieg als Soldat heimkehrte, hat er die eigene kleine Tochter nicht mehr erkannt. Sie ihn aber schon... ein berührender Moment, ohne Kitsch geschildert. (44 Euro) Wolf Ebersberger
15 / 15

Als Erzähler von geradezu barocker Sprach- und Fabuliermacht ist Wolf von Niebelschütz (1913-1960) stets ein unzeitgemäßer Sonderfall geblieben. Den Autor von Großwerken wie "Der blaue Kammerherr" nun von einer einfacher zugänglichen Seite kennenzulernen, erlaubt ein neuer Band der Anderen Bibliothek: Unter dem schönen Titel "Ein Geisterfrühstück" vereint er kürzere Texte, die seine Liebe zu Frankreich, zu Stendhal, Paris oder der kargen Landschaft der Provence belegen, die aber auch spontan ganz persönlich werden. Als Niebelschütz nach dem Zweiten Weltkrieg als Soldat heimkehrte, hat er die eigene kleine Tochter nicht mehr erkannt. Sie ihn aber schon... ein berührender Moment, ohne Kitsch geschildert. (44 Euro) Wolf Ebersberger © Andere Bibliothek/Aufbau; nenadbo/pixabay/LizenzCC0; Montage: Sabine Schmid

Verwandte Themen