Aufführung im Mai in der Hauptstadt

Ein Ritterschlag: Nürnberger Schauspiel wird erstmals zum Berliner Theatertreffen eingeladen

Thomas Heinold

Kultur/ Leben

E-Mail zur Autorenseite

26.1.2024, 12:37 Uhr
Diese Inszenierung löste für das Staatstheater Nürnberg das Ticket zum Berliner Theatertreffen: Szene aus "Übergewicht, unwichtig: Unform" von Werner Schwab in der Inszenierung von Rieke Süßkow im Nürnberger Schauspielhaus.

© Konrad Fersterer/Staatstheater Nürnberg Diese Inszenierung löste für das Staatstheater Nürnberg das Ticket zum Berliner Theatertreffen: Szene aus "Übergewicht, unwichtig: Unform" von Werner Schwab in der Inszenierung von Rieke Süßkow im Nürnberger Schauspielhaus.

Die Einladung kommt überraschend - zumindest für das Nürnberger Sprechtheater. Denn zum ersten Mal wird eine Inszenierung des Schauspielhauses zum Berliner Theatertreffen 2024 eingeladen. Werner Schwabs Stück "Übergewicht, unwichtig: Unform" wird im Mai in der Hauptstadt aufgeführt werden. Die Inszenierung von Rieke Süßkow hatte im Schauspielhaus am 6. Oktober 2023 Premiere, die Fassung stammt von der Regisseurin selbst sowie vom Dramaturgen Klaus Missbach.

Das Berliner Theatertreffen ist die wichtigste Veranstaltung dieser Art im deutschsprachigen Raum und findet im Mai statt. Die Einladungen spricht eine Kritikerjury aus. Die Jury des Theatertreffens lobt an der Inszenierung dieses "Fäkalienstücks", dass die Regisseurin dessen "pubertär kichernde Obszönität mit beglückender Perfektion" umgesetzt habe. Auch das Staatstheater Nürnberg zeigt sich in einer ersten Stellungnahme von Pressesprecherin Anna Ermann hoch erfreut: Man sei am Theater "sehr positiv überrascht worden von dieser Einladung".

Hier das vollständige Statement der Jury des Berliner Theatertreffens: "Gegen den Strich hat Regisseurin Rieke Süßkow Werner Schwabs 1991 erschienenes ,Fäkaliendrama' nicht gebürstet, im Gegenteil: Sie hat es genau gelesen und in seiner pubertär kichernden Obszönität mit beglückender Perfektion umgesetzt. Die Gastwirtschaft, in der eine Gruppe armseliger und gewalttätiger Stammgäste ein schönes Paar an Neuankömmlingen beneidet (und aufisst), ist in einem ekelhaft schmatzenden, schlürfenden Mund angesiedelt.

Die Figuren, die sich halb aufgeblasene Sexpuppen angezogen haben, sind Zielscheiben einer Jahrmarktschießbude oder eines Spielautomaten. Sie bewegen sich mechanisch, wobei jede einzelne ihrer Bewegungen von einem Geräusch unterlegt wird. Erst durch den Gewaltakt an den schönen Reichen können sie sich befreien. Süßkow wendet ein strenges Konzept an, dessen Umsetzung im Detail dennoch immer wieder überrascht. Man sieht sich also nicht satt und nimmt für einzelne Charaktere Partei – obwohl die einzige Figur, für die Schwab sich interessiert, die Sprache selbst ist."

Verwandte Themen


Keine Kommentare