Fünf Jahre nach dem Unglück

"Hat das Geheimnis mit ins Meer genommen": Daniel Küblböcks Halbbruder spricht über das Verschwinden

Andrea Munkert

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8.3.2024, 16:25 Uhr
2015 war er noch in der Tanz-TV-Show "Let's Dance" zu sehen. Seit 2018 wird er vermisst, nachdem er über Bord eines Kreuzfahrtschiffes ging. 2021 wurde Daniel Küblböck für tot erklärt. 

© Henning Kaiser/picture alliance/dpa, NNZ 2015 war er noch in der Tanz-TV-Show "Let's Dance" zu sehen. Seit 2018 wird er vermisst, nachdem er über Bord eines Kreuzfahrtschiffes ging. 2021 wurde Daniel Küblböck für tot erklärt. 

Eine Kreuzfahrt ohne Rückkehr: 2018 verschwand Daniel Küblböck im Alter von nur 33 Jahren. Bis heute ist es ein Rätsel, was dem Musiker aus Niederbayern geschah, auch fünfeinhalb Jahre später gibt es so gut wie keine Details zum dem Vorfall. Drei Jahre nach seinem Verschwinden wurde Daniel Küblböck, der einige Jahre in Nürnberg gelebt hatte, für tot erklärt. Als Sterbeort listet Wikipedia die Labrador-See vor Neufundland.

Fans des quirligen Teilnehmers der 2003er-Staffel von "Deutschland sucht den Superstar" gedenken des Stars heute noch, die Familie ist nach wie vor in Trauer, wie die Zeitschrift "die aktuelle" in einem Interview mit Küblböcks Halbbruder Günther Küblböck nun erfuhr. Darin sagte der 30-Jährige unter anderem: "Ich vermisse Daniel bis heute und denke sehr oft an ihn. Ich konnte mich nicht von ihm verabschieden. Er war auf einmal weg und ich weiß nicht, wohin..."

Entgegen der allgemeinen öffentlichen Vermutung wisse die Familie nicht mehr über das Unglück, betont Küblböck, der wie sein älterer Bruder Daniel eine Leidenschaft für die Musik hat und in seiner Band "RoxBox" unter anderem auf Volksfesten spielt.

Verschwinden von Daniel Küblböck: Begleitet den Bruder nach wie vor

"Er hat das Geheimnis mit ins Meer genommen", wird der Hinterbliebene weiter zitiert. Dieses Unwissen, was mit dem Bruder passierte, begleite ihn nach wie vor. "Ich hatte das Gefühl, dass etwas nicht stimmt", so Günther Sebastian Küblböck im Gespräch mit der Zeitschrift. "Dass es so heftig war, konnte ich nicht ahnen", sagt er.

Er sei damals von einem "Durchhänger, wie ihn viele von uns haben" ausgegangen. "Ich hatte ein paar Tage vorher noch mit Daniel geredet und gelacht." Das Verhältnis zwischen den beiden Brüdern sei gut gewesen. "Warum er damals von uns gehen wollte, wissen wir bis heute nicht." Es habe ihn aber sehr getroffen. Vor allem die fehlende Möglichkeit, Abschied zu nehmen, sei sehr quälend. Auch, dass man die Umstände nicht kenne. "Es war und ist immer noch ein Schock für uns!"

Über Lana Kaiser, die Daniel Küblbock in Ruhe sein wollte, ist 2020 ein Kurzfilm entstanden. Im Alter von 17 Jahren polarisierte die transidentitäre Person mit ihrem androgynen Aussehen und ihrer offenen Bisexualität das Publikum in katholischen Niederbayern. 

Über Lana Kaiser, die Daniel Küblbock in Ruhe sein wollte, ist 2020 ein Kurzfilm entstanden. Im Alter von 17 Jahren polarisierte die transidentitäre Person mit ihrem androgynen Aussehen und ihrer offenen Bisexualität das Publikum in katholischen Niederbayern.  © Courtesy BQ

Die Spekulationen damals trieben viele Blüten. Daniel Küblböck soll auf Hochsee mit seelischen Notlagen und Depressionen gekämpft haben. Soll auf dem Weg nach New York gewesen sein, um dort ein neues Leben als Lana Kaiser zu beginnen. Am 9. September 2018 ist er um 4 Uhr morgen über das Geländer des Kreuzfahrtschiffes in den nördlichen Meeresarm des Atlantischen Ozeans gestürzt - und wurde nicht mehr gefunden.

Zum Leben von Daniel Küblböck

Der Niederbayer war 2002/2003 in der Staffel von "Deutschland sucht den Superstar" dabei und wurde Drittplatzierter, die Medien stürzten sich damals auf den vermeintlich "schrägen Vogel", wie ihn unter anderem die "Bild" bezeichnete.

Nach dem Ausscheiden aus dem Casting-Format veröffentlichte er unter der Federführung Dieter Bohlens den Song "You drive me crazy", der flott an die Spitze der Charts kletterte. Im September 2003 brachte er nicht nur ein Album, sondern auch seine Biografie auf den Markt.

Neben vielen Konzertauftritten war Küblböck nach DSDS unter anderem in einer Folge der TV-Sendung "St. Angela" und in einem Molkerei-Werbespot zu sehen. 2004 nahm er am Dschungelcamp teil. Im Februar 2004 verursachte Küblböck, der zu diesem Zeitpunkt noch keinen Führerschein besaß, bei Pfarrkirchen (Niederbayern) einen Unfall, bei dem das Auto, in dem er und zwei Bekannte saßen, mit einem Lkw zusammenstieß, der Gurken transportierte. Nachdem ihn die Feuerwehr aus dem Autowrack befreit hatte, wurde er noch am Unfallort vom Notarzt in Narkose versetzt, er erlitt multiple Verletzungen. Der Vorfall ging damals als "Gurken-Laster-Unfall" in die Chroniken der Medien ein.

Daniel Küblböck lebte drei Jahre in Nürnberg

2005 entschied sich der damals 22-Jährige für einen Umzug in die Frankenmetropole Nürnberg, weil sie ein "strategisch guter Punkt" sei. Von hier aus kam der Musiker schnell nach München, Frankfurt oder Leipzig. In München hatte ihm die Schickeria, in Berlin die "Scheinwelt" nicht gefallen, erzählte er damals.

Zudem hatte er in Nürnberg eine gute Bekannte, eine Kiefernorthopädin, die auch bei seinem berüchtigten Gurken-Verkehrsunfall auf dem Rücksitz saß. Der Niederbayer soll die fränkische Mentalität gemocht haben. Und das Essen: "Bei Kartoffelknödel und Schäufela werde ich schwach."

Daniel Küblböck gründet damals seine eigene Musikagentur "Positive Energie GmbH" mit angeschlossenem Fan-Artikel-Sortiment in der Bauerngasse 5 in Gostenhof, in einem früheren Laden für Orthopädietechnik.

"Ich bin ein Freund von positiven Energien. Und dieser Wahlspruch soll das Konzept meines Unternehmens abrunden", so Küblböck damals. Sein Stammplatz: ein grün-blauer Drehstuhl, der einmal für TV-Entertainer Stefan Raab gemacht wurde. Auf ihm steht in gelber Schrift: "Stefan setzt auf Daniel."

Die Angst Küblböcks vor dem Ableben

Bis 2008 lebte er in Nürnberg. In einem Gespräch mit unserem Medienhaus sagte Küblböck: "Die größte Angst habe ich davor, dass ich irgendwann in den Spiegel schaue und mich frage: Wo ist der lebensfrohe Daniel geblieben?". Im September 2008 hatte Küblbock in Nürnberg im Gespräch über ein späteres Ableben folgendes geäußert: "Ich will auf jeden Fall einmal verbrannt werden und dann über dem Meer verstreut werden. Ganz theatralisch von meiner großen Liebe!"

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