Weltberühmter Modeschöpfer

Jeder Saal ein Spektakel: Diors Pariser Arbeitsräume wurden zum einzigartigen Mode-Museum

17.8.2022, 05:05 Uhr
Blick in die sehenswerte Schau in der Pariser Galerie Dior.

© Birgit Holzer Blick in die sehenswerte Schau in der Pariser Galerie Dior.

Der Zauber beginnt schon am Eingang. Neben der modernen Wendeltreppe, die drei Stockwerke hinaufführt, scheinen hinter einer verglasten Vitrine kleine Roben und Accessoires in der Luft zu schweben. Die 452 Miniatur-Kleider und insgesamt 1422 Taschen, Hüte und Schuhe sind farblich geordnet, beginnend mit weiß über rosa, pink, orange, rot und gelb, um weiter oben grün, blau und violett zu werden und schließlich in silbergrau zu enden.

Effektvoller Start

Es ist der effektvolle Anfang einer Schau zum Leben und Werk von Christian Dior und seinen sechs Nachfolgern als Kreativdirektoren in dem von ihm gegründeten Modehaus, das heute nicht mehr eigenständig ist, sondern zum Universum des Luxusgüter-Konzerns LVMH (Louis Vuitton Moët Hennessy) gehört.

Haute Couture par excellence: Ausstellungsstücke aus der Dior-Werkstatt.

Haute Couture par excellence: Ausstellungsstücke aus der Dior-Werkstatt. © Birgit Holzer

Als Dauerausstellung auf 2000 Quadratmetern und in 13 Sälen würdigt die Galerie Dior einen der renommiertesten Namen der Pariser Haute Couture. Sie erzählt von seinem Streben nach Perfektion, Eleganz und Verzauberung des Publikums.

Zitat an der Wand

„Modeschöpfer verkörpern einen der letzten Zufluchtsorte des Wunderbaren. Sie sind auf eine Weise Meister der Träume...“, so drückte er selbst es in seinen Memoiren „Dior und Ich“ aus. Das Zitat ziert eine der Wände.

Aufgewachsen als Sohn eines Großindustriellen in der Normandie, schloss Christian Dior zunächst eine Ausbildung im diplomatischen Dienst ab, bevor er eine Galerie eröffnete, finanziell unterstützt von seinem Vater. Als dessen Unternehmen im Zuge der Weltwirtschaftskrise Insolvenz anmeldete, arbeitete Dior als Illustrator und fertigte Modeskizzen an.

Hommage an den großen Modeschöpfer: Kleine Roben und Accessoires scheinen in der Luft zu schweben.

Hommage an den großen Modeschöpfer: Kleine Roben und Accessoires scheinen in der Luft zu schweben. © Birgit Holzer

Jahre später engagierte ihn der vermögende Textilfabrikant Marcel Boussac für die Gründung eines neuen Haute-Couture-Hauses: 1946 entstand das Unternehmen Christian Dior S.A.

Glückliche Frauen

Sein erstes Atelier richtete er in einem eleganten Stadtpalais in der Avenue Montaigne, Nummer 30, wenige Schritte von der Champs-Élysées entfernt, ein. Hier befindet sich heute die Galerie Dior, die diese Geschichte anhand etlicher Dokumente, Fotos, Skizzen und Videoausschnitte nachzeichnet.

Gleich Diors erste Kollektion im Februar 1947 schlug ein, Journalisten rühmten sie als „New Look“: die schmale Taille, die weiten, schwingenden Röcke und großzügige Verwendung wertvoller Materialien – all das stand nach den entbehrungsreichen Kriegsjahren für die Lust, aus dem Vollen zu schöpfen. Er wolle, sagte Dior, „die Frauen nicht nur schöner, sondern glücklicher“ machen.

Geschickter Geschäftsmann

Er wurde zu einem der einflussreichsten Couturiers der Welt und erwies sich zugleich als geschickter Geschäftsmann, der früh auch Parfüms anbot. Zu Dior kamen berühmte Kundinnen wie die Schauspielerinnen Marlene Dietrich, Grace Kelly oder Elizabeth Taylor, was Bilder und Videos in der Schau bezeugen.

Diese geht über die reine Darstellung vom Leben und Schaffen des Designers hinaus. Sie zeigt die ehemaligen Arbeits- und Anprobierräume, eine Schneiderin näht sogar vor Publikum, vor allem aber werden die Entwürfe Diors und seiner Nachfolger Yves Saint Laurent, Marc Bohan, Gianfranco Ferré, John Galliano, Raf Simons und Maria Grazia Chiuri auf spektakuläre Weise in Szene gesetzt.

Klassische Musik

Blüten hängen von einem abgedunkelten Raum, in dem die Kleider wie Funken aufblitzen. Ein anderer Saal, ganz in weiß gehalten, zeigt nur weiße Entwürfe, ein weiterer mit Namen „Paris“ ist ganz schwarz, während Lichter die Skyline der französischen Hauptstadt nachzeichnen.

Schließlich werden auf drei Ebenen Ballroben präsentiert und zugleich Glitzersternchen an die Wände und Decken projiziert, während im Hintergrund klassische Musik läuft.

Schon länger hat die Haute Couture als Thema Eingang in Pariser Museen gefunden. Neben der Galerie Dior gibt es Dauerausstellungen über das Werk von Yves Saint Laurent und Pierre Cardin, darüber hinaus zeigt das Modemuseum im Palais Galliera wechselnden Schauen.

Stoff für Träume

Auch der Louvre, das Centre Pompidou oder die Cinemathek befassten sich mit Mode als nicht wegzudenkendem Teil von Paris, seiner Kultur und Anziehungskraft, als Stoff, der zum Träumen bringt.



Adresse: 11, Rue François Ier
Geöffnet täglich außer Dienstag von 11 bis 19 Uhr.

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