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Jüdisches Museum Franken in Schwabach: Das bewegende Schicksal der Familie Tuchmann

24.4.2024, 08:24 Uhr
Der Autoliebhaber Walter Tuchmann: Die Ausstellung präsentiert viele unbekannte, noch nie gezeigte Fotografien.

© Firmenarchiv Drei-S-Werk Der Autoliebhaber Walter Tuchmann: Die Ausstellung präsentiert viele unbekannte, noch nie gezeigte Fotografien.

Sobald wie möglich „judenfrei“ zu werden – dieses Ziel verfolgte die Stadt Schwabach wie so viele andere Städte mit Beginn der NS-Diktatur. Die Lage für die jüdischen Bürgerinnen und Bürger änderte sich dramatisch. So auch für den Schwabacher Grammophonnadelhersteller Walter Tuchmann. Ihm ist die Wechselausstellung Tuchmann verschwindet gewidmet, die das Leben und Schicksal der Familie Tuchmann im Detail nachzeichnet. Noch 1922 verkaufte Walter Tuchmann seine berühmten Grammophonnadeln in der ganzen Welt.

Seine Fabrik, das Drei-S-Werk, zählte fast 150 Beschäftigte. 1930 wurde er aufgrund seiner unternehmerischen Leistungen zum Honora­konsul von Honduras ernannt. Sieben Jahre später flüchtete er mit seiner Frau Elise überstürzt vor den Nationalsozialisten nach Prag. Die drohende Beschlagnahmung seiner Fabrik zwang ihn, diese unter Wert zu verkaufen.

Auf der Treppe vor dem eindrucksvollen Eingangsportal des Drei-S-Werks entstanden zahlreiche Fotografien wie dieses 1939 von Walter Tuchmann und einer Besuchergruppe des Staatswissenschaftlichen Seminars der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen. 

Auf der Treppe vor dem eindrucksvollen Eingangsportal des Drei-S-Werks entstanden zahlreiche Fotografien wie dieses 1939 von Walter Tuchmann und einer Besuchergruppe des Staatswissenschaftlichen Seminars der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen.  © David M. Harrow, Drei-S-Werk

1939 mussten die Tuchmanns erneut fliehen. Nach einer einjährigen Odyssee durch Europa und Amerika endete ihre Flucht in Mexiko. Tuchmanns konnten sich dort keine neue Zukunft aufbauen. Einen Tag nach seinem 51. Geburtstag starb Walter Tuchmann 1942 an den Folgen einer Nierenentzündung und Herzschwäche. Elise starb ein Jahr später an Mangelernährung. Ihre Geschichte steht exemplarisch für das Schicksal vieler jüdischer Familien.

Bisher noch nicht gezeigtes Foto von Walter Tuchmann, um 1920

Bisher noch nicht gezeigtes Foto von Walter Tuchmann, um 1920 © Stadtarchiv Nürnberg

In der Ausstellung werden bisher unbekannte O-Töne zu Tuchmanns Leben im Exil sowie noch nie gezeigte Fotografien, persönliche Dokumente und Objekte aus dem Drei-S-Werk gezeigt. Diese sind noch bis zum 8. September im Jüdischen Museum Franken Schwabach zu sehen. Die bis dahin stattfindenden offenen Führungen am ersten Sonntag im Monat, um 14 Uhr, sowie die Führung anlässlich der Woche der Brüderlichkeit (17. März, 14 Uhr) rücken die Tuchmanns und das Drei-S-Werk mit unterschiedlichen Schwerpunkten in den Fokus (Anmeldung unter schwabach@juedisches-museum.org). Die Ausstellung endet mit einer Finissage
(8. September, 11 Uhr), in der ein Sammelband mit Ausstellungskatalog vorgestellt wird. Um 14 Uhr findet eine Kuratorinführung statt.

https://juedisches-museum.org

Dieser Text ist in der Museumszeitung erschienen, einer Kooperation zwischen dem Verlag Nürnberger Presse und den Museen.

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