Neues aus den Museen
Neues Museum: Tapetenwechsel hinter der großen gläsernen Fassade am Klarissenplatz
15.4.2024, 07:59 UhrDie Gestaltung von Innenräumen mit Tapeten hat eine lange kulturgeschichtliche Tradition. Zahlreiche Künstlerinnen vom Jugendstil, über das Bauhaus bis hin zur Gegenwart haben mit ihren Entwürfen dazu beigetragen. Als eigenständiges Sujet hat die Künstlertapete jedoch wenig Beachtung erfahren. Die Kooperationsausstellung Tapetenwechsel. Künstlertapeten aus der Sammlung Goetz bietet nun die Möglichkeit, sechs unterschiedliche Entwürfe von Martin Boyce, Robert Gober, Rodney Graham, Andy Hope 1930, Abigail Lane und Sarah Lucas aus der Zeit von 1989 bis 2009 kennenzulernen.
Die Vielfalt ist groß, die Bezüge reichen von Körpern über Kinderbücher bis hin zu Kunstwerken. Sarah Lucas zum Beispiel experimentiert mit der Umkehrung von Rollenzuschreibungen. Auf ihrer Tapete mit dem humorvollen Titel Tits in Space hat sie auf einen schwarzen Untergrund Kugeln aus Filterzigaretten gedruckt, die an weibliche Brüste erinnern. Den direkten Bezug zum menschlichen Körper zeigt Abigail Lane: Ihre Komposition Bottom Wallpaper besteht aus einer Reihe von Abdrücken eines Gesäßes, die von einem großen Stempelkissen direkt auf das Papier übertragen wurden.
Eine herabwürdigende Szene aus einem illustrierten Kinderbuch des 19. Jahrhunderts greift Rodney Graham in seinem Entwurf auf. Er zeigt, wie ein elegant gekleideter Dandy einen Mann aus der Provinz in den Hintern tritt. Noch provokanter ist das Muster von Robert Gober, der das Motiv eines gehängten Schwarzen mit einem schlafenden weißen Mann kombiniert.
Die Tapete von Andy Hope 1930 ist in enger Verbindung zu seiner Einzelausstellung 2009 in der Sammlung Goetz entstanden. Auf ihr sind 27 seiner Gemälde abgebildet, die sich im Sammlungsbestand befinden. Wesentlich minimalistischer wirkt hingegen der Beitrag von Martin Boyce: Ein gleichmäßiges Raster aus weißen Linien legt sich wie ein Gitter über den dunklen Untergrund.
Ein echtes Highlight der Ausstellung ist, dass man dank der architektonischen Besonderheit des Neuen Museums die unterschiedlichen künstlerischen Entwürfe auch durch die gläserne Fassade vergleichend von außen betrachten kann.
Dieser Text ist in der Museumszeitung erschienen, einer Kooperation zwischen dem Verlag Nürnberger Presse und den Museen.
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