Als Range-Extender für den MX-30

Mazda: Comeback für den Wankelmotor

27.2.2022, 08:12 Uhr
Mazda: Comeback für den Wankelmotor

© Hersteller

Die Strategie steht fest: Mazda will zukünftig nicht nur größere Modelle wie den Crossover CX-60 bauen, sondern auch weitere rein elektrische Angebote unterbreiten. Insgesamt plant die Marke bis 2025 fünf neue Hybrid-Modelle, fünf Plug-in-Hybride und drei neue, rein elektrisch angetriebene Fahrzeuge auf den Markt bringen. Wobei bei den elektrifizierten Autos ab dem Frühjahr auch der Wankelmotor wieder zum Einsatz kommt. Aufgabe: Er soll die Reichweite des elektrischen Crossovers MX-30 verlängern. Zudem setzt die Marke weiterhin auf Verbrennungsmotoren.

Stromer mit kleiner Batterie

Den MX-30 hat Mazda im September 2020 auf den Markt gebracht und, was die Batterie betrifft, von „Rightsizing“ gesprochen. Gemeint ist eine verhältnismäßig kleine Kapazität von lediglich 35,5 kWh, die hinsichtlich Nachhaltigkeit und Gewichtsersparnis durchaus Sinn macht, aber nur für eine bescheidene Reichweite von nominell 200 Kilometern gut ist. Manchem Kunden hat das nicht ausgereicht, denn in der Praxis musste unter ungünstigen Umständen schon nach 150 Kilometern aufgeladen werden, wie es heißt.

Wankelmotor als Range-Extender

Deshalb suchte Mazda nach einer Lösung, die eine Gesamtreichweite von mindestens 500 Kilometern sicherstellt, möglicherweise – wenn auch nicht nach WLTP-Norm – sogar bis zu 700 Kilometern. Und so ergänzt nun eine technisch außergewöhnliche Version das MX-30-Portfolio. Sie setzt auf das Prinzip des Range-Extenders (zu deutsch: Reichweitenverlängerer). Genau da und als Bestandteil eines Plug-in-Hybridantriebs soll die Renaissance des Wankelmotors beginnen.

Mazda: Comeback für den Wankelmotor

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Das Konzept sieht vor, dass - anders als bei vielen anderen Hybrid-Systemen - der Antrieb immer elektrisch erfolgt. Der Wankel, der auch als Kreiskolbenmotor bezeichnet wird, dient dabei ausschließlich der bordeigenen Stromerzeugung, indem er einen Generator antreibt. Die Technik kann vor allem auf längeren Strecken ihre Vorteile ausspielen. Zudem baut der Einscheiben-Wankel kompakt und ist leichter als herkömmliche Verbrenner. Innerstädtisch läuft der Motor nicht immer mit, um den Schadstoffausstoß vor Ort auf Null zu begrenzen. Auf die Frage nach den Wirkungsverlusten beim Range-Extender hört man, dass der Motor wegen der fehlenden Verbindung zu den Rädern einfacher zu optimieren ist.

Die rein elektrische Reichweite des Plug-in-Hybriden, der wiederum mit einer relativ kleinen Batterie auskommt, werde bei rund 80 Kilometern liegen, sagt Mazda-Sprecher Jochen Münzinger. Die neue Modellvariante, die wohl die zusätzliche Bezeichnung "R-EV" führt, dürfte nicht wesentlich mehr kosten als der vollelektrische MX-30. Er startet – noch ohne Förderungen - bei 34.490 Euro.

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Interessante Konzepte

Die von Mazda angepeilte Lösung ähnelt in mancher Hinsicht dem Antrieb des 2009 vorgestellten (und inzwischen eingestellten) Opel Ampera. Er arbeitete mit einem Konzept, bei dem der Strom an Bord ebenfalls über einen Verbrennungsmotor erzeugt wurde. Der Weg ist allerdings problematisch: Durch die permanente Umwandlung von mechanischer in elektrische Energie entstehen nämlich (größere) Verluste. Trotzdem gab es für eine vergleichbare technische Lösung in den vergangenen Jahren immer wieder interessante Ansätze. So beim Audi A1, bei dem ebenfalls ein Wankelmotor in der Range-Extender-Kombination erprobt wurde. Reichweitenverlängerer gab es auch beim kleinen BMW i3 und beim BMW-Sportwagen i8, die 2013 und 2018 eingeführt wurden, mittlerweile allerdings vor dem Ende stehen (i3) beziehungsweise (i8) schon nicht mehr gebaut werden.

Mazda: Comeback für den Wankelmotor

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Lizenz von NSU

Dass sich gerade Audi auf den Wankelmotor besonnen hat und Mazda dies nun ebenfalls tut, ist kein Zufall. Der Ro 80 der NSU-Motorenwerke (ab 1969 Audi NSU Auto Union) gilt bis heute als Meilenstein der Automobilgeschichte, nicht nur seines wegweisend keilförmigen Designs wegen, sondern auch, weil er von einem Wankelmotor angetrieben wurde. Mazda wiederum hat die Wankel-Lizenz bereits 1961 von NSU erworben und später in Modellen wie Cosmo Sport, Luce, RX-5, vor allem aber im Sportwagen RX-7 und dessen Nachfolger RX-8 eingesetzt. Auch mit Wasserstoff-Lösungen wurde experimentiert. Die Produktion des RX-8 fand 2012 ein Ende.

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