Sommerfest, Blumenschau und Experimentierfeld

Deutschland blüht wieder auf: Die Bundesgartenschau 2023 in Mannheim ist prächtig nachhaltig

Matthias Oberth

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29.4.2023, 06:00 Uhr
"Monnem", wie Mannheim im Dialekt genannt wird, präsentiert die Buga 2023 farbenfroh und nachhaltig.  

© IMAGO/STAR-MEDIA "Monnem", wie Mannheim im Dialekt genannt wird, präsentiert die Buga 2023 farbenfroh und nachhaltig.  

Allein das Ausmaß der Fläche ist beeindruckend: 62 Hektar auf dem so genannten Spinelli-Gelände, dazu kommen noch 42 Hektar Fläche im bestehenden Luisenpark. So viel Bundesgartenschau war nie. Doch Mannheim blickt weit über das 178-Tage dauernde Spektakel, das am 14. April eröffnet wurde, hinaus. Die Stadt setzt auf Zukunft und Nachhaltigkeit.

Wichtiger Standort der US-Armee

Von 1938 bis 1945 stand hier eine Pionier-Kaserne der Wehrmacht, ehe nach Ende des Zweiten Weltkriegs die US-Armee das Gelände übernahm und immer weiter ausbaute. Die Spinelli-Baracks wurden zum Standort des größten Transportbataillons außerhalb der USA - dort wurden alle Fahrzeuge der US-Armee in Europa repariert, gewartet und für ihre weiteren Einsätze vorbereitet.

Mit dem Abzug der Amerikaner 2014 standen in Mannheim plötzlich acht Flächen zur Verfügung, eine davon das Spinelli-Gelände mit rund 82 Hektar. Mannheims Oberbürgermeister Peter Kurz weiß noch genau, dass für dieses Gelände schnell von verschiedener Seite Interesse angemeldet wurde. Seine Idee: Einen Großteil davon als Freiraum zu entwickeln und nicht für die Wohnbebauung oder als Gewerbegebiet freizugeben.

Verbesserung des Stadtklimas

Fast zehn Jahre später ist Peter Kurz stolz, dass nach der Buga 2023 hier ein Landschaftspark bestehen bleibt, der als Abkühlungs- und Frischluftenstehungsgebiet zur Verbesserung des Stadtklimas einen wesentlichen Beitrag leistet. Doch jetzt steht erst einmal die Bundesgartenschau im Mittelpunkt, die neben dem Spinelli-Gelände auch noch den Luisenpark einschließt. Dort richtete Mannheim übrigens schon 1975 eine Buga aus.

"Wir wollen die bisher nachhaltigste Bundesgartenschau sein", sagt Geschäftsführer Michael Schellbach. Rund 60 Prozent entsiegelte Fläche, 7500 Quadratmeter Photovoltaikanlage auf den ehemaligen Reparaturhallen oder die Pflanzung von 2023 Zukunftsbäumen, die der Veränderung des Klimas besser standhalten sollen - und nach der Buga in das Stadtgebiet umgesetzt werden: Die vier Leitthemen für die Buga 23 lauten: Klima, Umwelt, Energie und Nahrungssicherung.

Klassische Elemente fehlen nicht

Eine Bundesgartenschau bleibt aber eine "Schau, zu der Menschen kommen, um Garten zu schauen", verdeutlich der Geschäftsführer der Deutschen Bundesgartenschauen, Jochen Sandner. Dass es auch genug zum Schauen gibt, dafür sorgen allein 19 Blumenhallen, 1,3 Millionen gesetzte Blumenzwiebeln und über 200.000 gepflanzte Blumen. Das gastronomische Angebot darf, nicht zuletzt wegen des weitläufigen Geländes, nicht zu kurz kommen. Die Veranstalter verweisen dabei auf eine in Baden-Württemberg ansonsten nicht anzutreffende Besonderheit: Ein Biergarten, in dem der Vesper selbst mitgebracht werden darf.

Das ehemalige Militärgelände wurde für die Bundesgartenschau 2023 in Mannheim völlig umgestaltet. 

Das ehemalige Militärgelände wurde für die Bundesgartenschau 2023 in Mannheim völlig umgestaltet.  © Matthias Oberth

Seilbahn als Attraktion

Spektakulär ist zudem die Seilbahn, die eigens für die Buga aufgebaut wurde und die das Spinelli-Gelände und den Luisenpark verbindet. In acht Minuten schaukeln die Besucher gemütlich über die Neckar-Auen und genießen den Blick in die Weite. Rund 7,9 Millionen Euro lässt sich Mannheim diese Attraktion kosten, die nach Ende der Buga abgebaut und in Italien oder Österreich eine neue Heimat finden wird.

Die eigens für die Buga errichtete Seilbahn transportiert die Besucher in acht Minuten vom Spinelli-Gelände in den Luisenpark und umgekehrt.

Die eigens für die Buga errichtete Seilbahn transportiert die Besucher in acht Minuten vom Spinelli-Gelände in den Luisenpark und umgekehrt. © Matthias Oberth

"Sommerfest, Blumenschau, Experimentierfeld" – diese Trilogie soll bis zum 8. Oktober rund 2,1 Millionen Besucher zur Buga locken. "Diese Buga hat auch einen kulturpolitischen Auftrag", macht OB Peter Kurz deutlich und erinnert daran, dass aus der Buga in Kassel im Nachgang die Documenta entstanden ist. Mannheim hat also einiges vor.

Der Luisenpark stand bei der Bundesgartenschau 1975 im Mittelpunkt und ist auch 2023 Teil des Gesamtprojekts. Das original chinesische Teehaus inmitten des Parks wurde 2001  eröffnet.

Der Luisenpark stand bei der Bundesgartenschau 1975 im Mittelpunkt und ist auch 2023 Teil des Gesamtprojekts. Das original chinesische Teehaus inmitten des Parks wurde 2001 eröffnet. © Matthias Oberth

Veränderung im städtebaulichen Denken gehört da genauso dazu wie innovative Konzepte für Vertikalbegrünung oder eine an den Klimawandel angepasste Gestaltung privater Gärten. Zu sehen sind vorwiegend Pflanzen, die wenig Wasser und Dünger benötigen und klimaresilient sind. Mit 5000 geplanten Veranstaltungen in und um die Buga bietet Mannheim neben viel Unterhaltung auf der Seebühne auch Ausstellungen und Fachvorträge, die sich um das Thema Nachhaltigkeit drehen.

Superlativ auch bei den Kosten

Einen weiteren Superlativ dürfte Mannheim auch bei den Kosten für die Bundesgartenschau aufstellen. Derzeit wird mit 135 Millionen Gesamtkosten gerechnet, von denen die Stadt 62 Millionen Euro selbst aufbringen muss. Der Oberbürgermeister rechnet mit "60 bis 70 Prozent Zuschüssen aus verschiedenen Töpfen". Und selbst wenn die angestrebte Besucherzahl nicht erreicht wird, dann gilt die Buga schon heute für die Verantwortlichen als Erfolg.

Der Panoramasteg in der Feudenheimer Au bietet einen spektakulären Ausblick.

Der Panoramasteg in der Feudenheimer Au bietet einen spektakulären Ausblick. © Buga 2023, Daniel Lukac

"Im Alltag der Kommunalpolitik wird es oft nach hinten gestellt, eine solch große Fläche zu entwickeln. Es braucht eine Finanzierung, ein Datum und damit den Druck, fertig zu werden", so Peter Kurz. Das alles habe in Mannheim ineinandergegriffen. Zum Glück für seine Stadt und als Reaktion auf den Klimawandel mit Signalwirkung.


Weitere Infos zur Buga 2023:
Tageskarte: 28,- Euro für Erwachsene / Zwei-Tages-Karte: 43,- Euro
Weitere Infos unter: https://www.buga23.de/
Anreise:
Mit der Bahn von Nürnberg mit dem ICE über Frankfurt/Main rund 3 Stunden Fahrtzeit. Vom Hauptbahnhof fährt die Straßenbahnlinie "Buga-Express" direkt zum Spinelli-Gelände.
Mit dem Pkw über die A6 nach Mannheim. Parken auf dem Maimarktgelände. Von dort fahren kostenlose Shuttlebusse zum Buga-Gelände. Am Buga-Gelände gibt es keine Parkmöglichkeiten.
Übernachtung:
Familiär: Hotel Kleiner Rosengarten, www.kleiner-rosengarten.com/
Traditionell: Gasthaus zum Ochsen in Feudenheim, www.ochsen-mannheim.de/
Modern: The Niu Square, www.the.niu.de/hotels/deutschland/mannheim/the-niu-square

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