Zu weit weg für irren Trubel

Hier geben sie Skifahrern Schnee- und Schönwettergarantie: Entspannt auf den Pisten Osttirols

Alena Specht

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2.1.2024, 08:00 Uhr
Das Skigebiet in St. Jakob bietet nicht nur tolles Panorama sondern auch sehr familienfreundliche Pisten. 

© Alena Specht Das Skigebiet in St. Jakob bietet nicht nur tolles Panorama sondern auch sehr familienfreundliche Pisten. 

Kaum erreicht man (nach einer Anreise, die vergleichbar ist mit der nach Südtirol) nach etwa sechseinhalb Stunden Zugfahrt von Nürnberg aus Lienz, ist Schluss mit Menschenmassen, mit Drängeln und Hetzen. Der Blick schweift nach oben zu den Bergspitzen der Lienzer Dolomiten. Zeit zum Durchatmen.

Zumindest, wenn man die Augen zusammenkneift oder noch besser, eine Sonnenbrille im Gepäck hat. Denn nicht umsonst wird die 12.000-Einwohnerstadt Lienz auch als "Sonnenstadt" Österreichs bezeichnet. Der Bezirk verfügt laut einer Erhebung von Statista Austria über die meisten Sonnenstunden des Landes. Perfekt also, um sich die Skier oder das Snowboard anzuschnallen. Dafür muss man nicht einmal weit fahren. Zur Talstation des Skigebiets "Zettersfeld" sind es nur zwölf Minuten mit dem Bus.

So ist es im Zettersfeld:

Der Parkplatz ist ziemlich voll, und auch beim Skiverleih in den Sportgeschäften sollten Gäste etwas Zeit mitbringen. Doch sobald die Gondel der Zettersfeldbahn auf 1812 Meter gefahren ist, verteilen sich die Menschen auf die 21 Pistenkilometer. "Zettersfeld ist unser Familienskigebiet", sagt Skilehrer Manfred Lobenwein. Mit nur einer schwarzen Piste zwischen zahlreichen blauen und roten sei das Skigebiet für jedes Alter und jedes Können geeignet. Kinder haben in der "Fun Area" Spaß.

Doch egal ob auf den breiten Pisten oder auf den Terrassen der Almen. Das Panorama ist überall gigantisch. Die Lienzer Dolomiten sind zu sehen, die Drei Schuster Spitze - der höchste Berg der Sextner Dolomiten in Südtirol, und wir sehen dort sogar die Drei Zinnen.

Doch während auf den Pisten kaum andere Skifahrer zu sehen sind, trifft man diese an den Liften. Drei Sessellifte und einen Schlepper gibt es, die einen auf bis zu 2278 Meter bringen. Und heißt es hier vor allem am Wochenende: Anstehen. Dennoch: "Wir haben an Spitzentagen hier 2500 bis maximal 3000 Leute am Berg", sagt Lobenwein. Natürliche gebe es beispielsweise am Arlberg auch mal ruhigere Tage, dennoch seien dort täglich durchschnittlich 30.000 bis 50.000 Leute am Berg. Doch der Genuss ist kurz, die Skisaison geht bei den Lienzer Bergbahnen nur vom 20. Dezember bis Mitte März.

Skivergnügen in Hochstein:

Etwas in die Knie gehen, den Lift mit einer Hand abfangen und dann ganz schnell hinsetzten. Der Zweier-Sessel Hochstein II kommt mit Schwung. Er ist schon etwas in die Jahre gekommen, bringt einen dennoch sicher auf eine Höhe von 1514 Metern. Im Gegensatz zu Zettersfeld muss man hier jedoch kaum anstehen. Auch die Pisten hat man so gut wie für sich allein. Doch hierfür gibt es einen Grund: Das Skigebiet Hochstein hat fast ausschließlich schwarze Pisten. Nur die höchstgelegenen, zu denen der Schlepplift fährt, sind rot. Allerdings ist der Lift geschlossen, wenn zu wenige Besucher unterwegs sind.

Nur an den Liften staut es sich etwas. 

Nur an den Liften staut es sich etwas.  © Alena Specht

Das Skigebiet hat 16 Pistenkilometer. Im mittleren Teil gibt es ein Anfängergelände, "die restlichen Teilstücke sind aber sehr schwer zu fahren", sagt Skilehrer Manfred Lobenwein. Kein Wunder, denn hier sind schließlich die Profis unterwegs. Alle zwei Jahre findet in Hochstein der Ski-Weltcup der Damen statt. Dafür wurde 2009 die Schlossbergbahn Hochstein I gebaut, seitdem führt ein kombinierter Gondel- und Sessellift vom Tal auf 1016 Meter.

Dabei genießt man eine Aussicht, die beim Skifahren sehr selten ist. Der Lift startet mitten in der Stadt Lienz und während der gesamten Abfahrt blickt man auf das Panorama der Stadt. Und im Gegensatz zu Zettersfeld, wo einen die Gondel zurück ins Tal bringt, lässt es sich in Hochstein bis zum Parkplatz hinabwedeln. Wer vorher noch eine Stärkung oder einen Absacker braucht, sollte bei Heidi Bender in der Sternalm vorbei schauen.

Familienskigebiet St. Jakob:

St. Jakob liegt im Defereggental im Nationalpark Hohe Tauern, etwa 40 Autominuten von Lienz entfernt. Die Brunnalm-Gondel bringt einen auf 2055 Meter Höhe. Oben warten knapp 25 Pistenkilometer, inklusive zwei Talabfahrten, und insgesamt sechs Lifte plus ein Übungslift. Ein Highlight: Die noch fast neue Leppleskofelbahn. Seit Dezember 2022 führt der Sechser-Sessel auf 2683 Meter und ist damit die höchstgelegene Sesselbahn Osttirols. Die drei durch den Lift neu erschlossenen Pisten sind zwar schwarz gekennzeichnet, für den geübteren Skifahrer aber trotzdem gut zu meistern. Die restlichen Pisten des Skigebiets sind überwiegend blau und rot und dadurch sehr familienfreundlich.

Jeder Gast sollte einmal den Weg ganz nach oben wagen. Früher war das Panorama nur Skitourengehern vorbehalten, heute kann jeder von dort den Großglockner, den höchsten Berg Österreichs, und den Großvenediger sehen. Doch trotz toller Aussicht und neuer Lifte sind die Pisten ziemlich leer. "Das liegt daran, dass viele Leute die Anfahrt scheuen", vermutet Kirchlercher. Der Hauptgast komme aus Deutschland, und da gebe es auch deutlich näher gelegene Skigebiete. Und auch die Bettenzahl in dem 820 Einwohner Ort ist begrenzt. Etwa 2000 Gästebetten gibt es.

Doch die weite Anfahrt lohnt sich. Während anderswo nur die Pisten weiß und die restliche Umgebung grün ist, liegt in St. Jakob überall eine weiße Schneedecke. Der Ort befindet sich auf 1400 Metern Höhe und ist einer der kältesten Orte Österreichs. Die Skisaison geht von Dezember bis etwa eine Woche nach Ostern.

Skilehrer Manfred Lobenwein im Skigebiet Hochstein. 

Skilehrer Manfred Lobenwein im Skigebiet Hochstein.  © Alena Specht

Während in die Lifte in den vergangenen Jahren einiges investiert wurde, fehlt es an anderen Stellen. Vor einigen Jahren habe es im Ort noch drei Discos gegeben, jetzt müsse man schauen, wo man abends noch etwas trinken gehen kann, bedauert Kirchlercher. Doch auch dadurch ist St. Jakob ein Skigebiet fernab von Trubel, überfüllten Hängen und dröhnenden Après-Ski-Partys. Die urige Eggenhütte an der roten Talabfahrt Ta ist auf jeden Fall einen Einkehrschwung wert.


Mehr Informationen

Tourismusverband Osttirol, osttirol.com, Tel.: 0043/50/212212
Tourismusinformation Defereggental, defereggental@osttirol.com, 0043 50/212600

Anreise:
Entfernung vergleichbar mit Südtirol - mit dem Auto ab Nürnberg fünf Stunden/400 Kilometer über München. Mit Bahn bis Lienz etwa sechseinhalb Stunden mit Umsteigen in München und Franzenfeste, Südtirol oder Spittal-Millstättersee.
Weiter mit dem Bus.

Geheimtipp: Nur etwa 10 Autominuten von der Talstation entfernt, führt ein etwa 2,5 Kilometer langer Wanderweg hinauf zur Alpe Stalle. Ein Shuttle-Transport ist möglich. Wirt Bruno serviert österreichische Spezialitäten im urigen Flair. Die Einheimischen sind hier oben ebenfalls anzutreffen. Hinab geht es dann mit dem Schlitten, den man sich für 2 Euro ausleihen kann.

Preise: Eine Tageskarten für die Lienzer Bergbahnen kostet für Erwachsene 55 Euro, für Kinder 28 Euro. Mit der Karte kann sowohl im Skigebiet Zettersfeld als auch in Hochstein gefahren werden.

Preise: Eine Tageskarte für St. Jakob kostet 55 Euro für Erwachsene und 28 Euro für Kinder.

Möchte man mehrere Skigebiete ausprobieren, sind die Mehrtageskarten Ski Hit zu empfehlen. Hier kosten zwei Tage für Erwachsene zwischen 95 Euro und 102 Euro, je nach Saison, und für Kinder zwischen 47,50 Euro und 51 Euro.

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