Im Dschungel der Labels

Nachhaltig reisen: Grün gewaschen statt grün gereist

21.5.2024, 09:00 Uhr
Große Auswahl: Vom Hotelbuffet bleibt oft zu viel übrig. Diese Reste verwerten nachhaltig denkende Hotels sinnvoll.

© Eugenio Marongiu/dpa Große Auswahl: Vom Hotelbuffet bleibt oft zu viel übrig. Diese Reste verwerten nachhaltig denkende Hotels sinnvoll.

Ende März machte das Hotelportal Booking einen abrupten Rückzieher. Der Online-Zimmervermittler gab über Nacht sein Öko-Label auf. Mit maximal drei grünen Blättern konnten sich bis dato Tausende von Unterkünften auf der Booking-Website schmücken, wenn sie den hausgemachten Öko-Kriterien des Unternehmens entsprachen.

So ganz freiwillig hat Booking natürlich sein Öko-Siegel nicht aufgegeben. Die niederländische Verbraucherschutzbehörde (ACM) musste schon mit einem Prozess drohen, um das Hotel-Portal in die Defensive zu drängen. Greenwashing ist im besten Fall ein bisschen Augenwischerei und im schlechtesten Irreführung, also Betrug.

Mittlerweile gehört Greenwashing zum guten Ton. Viele Hotels und vor allem große Bettenkonzerne haben sich ambitionierte Umweltkonzepte in die Unternehmensleitlinien geschrieben. Unverändert erinnern kleine Schilder oder Sticker am Spiegel in Hotelbädern daran, bitte das Handtuch öfter zu benutzen. Booking ist nicht die einzige Firma, die Hotels mit eigenen Öko-Auszeichnungen einen grünen Anstrich verliehen hat.

Keine einheitlichen Standards

Wer sich aber wegen des rapide fortschreitenden Klimawandels auf zuverlässige Umweltsiegel verlassen möchte, stößt auf ein ernsthaftes Problem. Denn gegenwärtig existieren weder deutschlandweit noch europaweit einheitliche Mindeststandards für eine verbindliche Umweltzertifizierung. So gibt es weltweit Hunderte hübsch gestalteter Signets - die Schätzungen schwanken zwischen 150 und 400 -, die Gästen das gute Umweltgewissen suggerieren. Die von der Verbraucher Initiative e. V. betriebene Website label-online.de, die Gütesiegel checkt und bewertet, listet längst nicht so viele Labels als "besonders empfehlenswert" auf. Lediglich Ecolabel, Green Globe, Green Key, Green Sign und Tourcert gehören zur grünen Siegel-Elite.

Darunter stechen drei Auszeichnungen noch einmal heraus: Green Globe und Tourcert werden wegen der hohen Ansprüche, Unabhängigkeit und Transparenz gelobt. Zudem haben diese Label keine Probleme, das Siegel zu widerrufen, wenn der Betrieb die Vorgaben nicht erfüllt. Das Gleiche gilt auch für das Gütezeichen Ecolabel, dem offiziellen Prüfsiegel der EU. Doch so seriös diese Öko-Siegel sein mögen, sie sind kaum verbreitet. Green Globe hat bis dato rund 600, Tourcert etwa 320 und Ecolabel circa 500 Hotels akzeptiert.

Reisende werden also noch lange warten müssen, bis sie dank verbindlicher internationaler Standards Öko-Labeln vertrauen können. Die Europäische Verbraucherzentrale (EVZ) rät daher, bei unbekannten Umweltsiegeln selbst zu prüfen, woher das Hotel die Auszeichnung hat.

Nicht selten hilft ein einfacher Online-Test, indem man auf das Prüfsiegel auf der Hotel-Website klickt. Meist öffnet sich dann das Zertifikat, auf dem der Aussteller sich legitimiert und die Kontrollpunkte sowie das Testverfahren beschreibt. Führt ein Klick auf dem entsprechenden Logo nicht zum Ziel, sucht man anhand des offiziellen Namens des Labels im Internet nach der Firma, dem Amt oder der Stelle, die zertifiziert. Eine noch bequemere Möglichkeit bietet neben label-online.de die Website www.siegelklarheit.de vom Wirtschaftsministerium.

Weitere Informationen:

Website Ecolabel der EU: https://eu-ecolabel.de/fuer-verbrauchende/beherbergungsbetriebe

Europäischen Verbraucherzentrale: https://www.evz.de/reisen-verkehr/reiserecht/nachhaltig-reisen/umwelt-label-beim-reisen.html

Umwelt-Labels: https://www.siegelklarheit.de und https://label-online.de/

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