Grenzen bleiben dicht

Riesige Angst vor Corona-Mutanten: Beliebtes Urlaubsland schließt Touristen noch bis 2022 aus

22.10.2021, 13:40 Uhr
Die Felsenformation Zwölf Apostel zählt zu den meistfotografierten Touristenattraktionen. 

© 12019/Pexels/Pixabay/LizenzCC Die Felsenformation Zwölf Apostel zählt zu den meistfotografierten Touristenattraktionen. 

Keine Demokratie hat bislang eine derart lange Einreisesperre verhängt wie Australien. Mindestens bis 2022 dürfen keine ausländischen Touristen ins Land, verkündete Premierminister Scott Morrison. Dafür hat die Regierung in Canberra eine Grenze gezogen, ab der die Außengrenzen wenigstens für eigene Staatsbürger und später auch für aufenthaltsberechtigte Ausländer wie Studenten geöffnet werden.

80 Prozent der Bevölkerung ab 16 Jahren müssen durchgeimpft sein, ein Ziel, das bald erreicht ist. Dann dürfen wenigstens geimpfte Bürger und Personen mit ständigem Wohnsitz in Australien ab November und somit zum ersten Mal seit März 2020 wieder per Flug aus Übersee einreisen. Wer vor der Pandemie nicht im Land war, musste so lange auf die Rückkehr warten. Nun wird der Flughafen von Sydney voraussichtlich der erste sein, der für geimpfte Reisende wieder geöffnet wird.

Andere Länder öffnen, doch Australien bleibt beinhart

Australien hat eine gewisse Tradition, seine Grenzen besonders zu schützen. Als Insel, die gleichzeitig ein eigener Kontinent ist, achtet man etwa darauf, keine Krankheitserreger für Menschen, Tiere und Pflanzen ins Land zu lassen, außerdem will man die heimische Tier- und Pflanzenwelt vor invasiven Arten schützen. Selbst ein Apfel, der aus Europa im Handgepäck eingeführt wird, ist bei der Einreisekontrolle strafbar. Ähnlich restriktiv verfährt das Land mit der Gefahr des Einschleppens von Corona-Varianten.

Auch Sydney hatte einen Lockdown, man trägt auch auf der Straße eine Maske, wie hier auf diesem Foto vom 11. Oktober 2021.

Auch Sydney hatte einen Lockdown, man trägt auch auf der Straße eine Maske, wie hier auf diesem Foto vom 11. Oktober 2021. © BIANCA DE MARCHI via www.imago-images.de, imago images/AAP

Die strengen Reisebeschränkungen, die die meisten Australier nicht ausreisen und die meisten Ausländer nicht einreisen ließen, haben nebenbei zur niedrigsten Einwanderungsrate seit dem Zweiten Weltkrieg geführt.

Doch während viele Länder strenge Lockdowns verhängten, schützt Australien zwar besonders konsequent seine Außengrenzen, ließ im Gegenzug aber der eigenen Bevölkerung deutlich mehr Freiheiten als andernorts auf der Welt. Ausgenommen sind große Metropolen wie Melbourne oder Sydney, wo signifikant höhere Zahlen zum Lockdown führten.

Normalerweise von Touristen überrannt: Die Oper von Sydney. Auch hier gelten strenge Coronaregeln.

Normalerweise von Touristen überrannt: Die Oper von Sydney. Auch hier gelten strenge Coronaregeln. © Bai Xuefei via www.imago-images.de, imago images/Xinhua

Nun wurden in einem ersten Schritt die Einreisebeschränkungen für Australier aufgehoben, bald kommen aufenthaltsberechtigte Migranten und internationale Studenten an die Reihe - noch vor den Touristen. Premier Morrison nannte aber noch keinen Termin, wann Urlauber wieder einreisen dürfen. Er sagte lediglich "Wir werden nächstes Jahr auch wieder internationale Besucher haben."

Ab diesem Termin darf man wieder nach Australien einreisen

Der wichtige Australian Tourism Export Council, der mit Touristen aus aller Welt vor der Pandemie immerhin 45 Milliarden australische Dollar (28.5 Milliarden Euro) pro Jahr umsetzte, ist ob der Ungewissheit schwer frustriert. Er drängt aber darauf, dass internationale Besucher ab März wieder ins Land dürfen.

Nun plant die Regierung, dass wenigstens Menschen aus "bestimmten Ländern wie Neuseeland vollständig quarantänefrei einreisen können, wenn dies sicher ist", so Morrison. Doch auch hier nannte er keinen Zeitpunkt. Den Nachbarn nannte er deshalb explizit, weil Neuseeland ähnlich tickt. Beide Länder gestanden sich zwischenzeitlich sogar gegenseitig quarantänefreies Reisen zu, als beide Länder nur sehr geringe Covid-19-Zahlen hatten.

"Wir öffnen derzeit nicht für jeden, der nach Australien kommen will"

Der australische Bundesstaat New South Wales mit der Millionenmetropole Sydney wird ab 1. November erstmals wieder seine internationalen Grenzen öffnen. Die vorgeschriebene 14-tägige Hotelquarantäne falle dann für vollständig geimpfte Reisende weg, kündigte Regionalpremier Dominic Perrottet am Freitag (15. Oktober) überraschend an. "Für doppelt geimpfte Menschen auf der ganzen Welt sind Sydney und New South Wales dann wieder geöffnet", sagte er. Nötig seien dann nur noch ein Impfpass und ein negativer PCR-Test. In New South Wales sind mittlerweile mehr als 80 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft.

Der australische Regierungschef Scott Morrison präzisierte aber wenige Stunden später, die neuen Regeln würden zunächst nur für australische Staatsbürger und Menschen mit Wohnsitz in Australien gelten. Hoffnungen auf einen baldigen Australien-Urlaub für Touristen aus aller Welt machte er damit zunächst zunichte.

"Wir öffnen derzeit nicht für jeden, der nach Australien kommen will, das möchte ich ganz klar sagen. Wir werden dies schrittweise und vorsichtig vorantreiben", sagte Morrison. "Die Bundesregierung entscheidet, wann die Grenze auf internationaler Ebene geöffnet und geschlossen wird."

Neuseeland setzt Quarantäneregel wieder in Kraft

Aber Neuseeland führte die Quarantäne wieder ein, weil die australischen Behörden versagten, als eine US-Flugbesatzung die Delta-Variante des Coronavirus im Juni via Sydney einschleppten. Neuseeland wollte auf keinen Fall diese Variante im Land haben.

Die Behörden hatten vor eineinhalb Jahren die Grenzen des Landes geschlossen und Australien weitgehend vom Rest der Welt abgeschottet. Sie verfolgten eine "Null-Covid-Strategie", was bis zur Ausbreitung der Delta-Variante auch gut funktioniert hat. Lange genossen die Bürger viele Freiheiten, die in anderen Staaten undenkbar schienen.

Selbst Australier können nicht in die Heimat reisen

Die Kehrseite: Viele Australier können seit Pandemiebeginn nicht mehr in die Heimat reisen und Verwandte und Freunde besuchen, weil die Kosten für Flüge und Quarantäne extrem hoch und die Genehmigungen schwer zu bekommen waren. Umgekehrt sitzen die rund 25 Millionen Einwohner Australiens weitgehend im Land fest.

Mittlerweile verabschiedet sich Australien allerdings von der Null-Covid-Strategie, die geimpften Bewohner von Sydney erleben gerade eine Lockerung der Coronaregeln. Museen und Kinos dürfen etwa wieder öffnen. "New South Wales führt die Nation aus der Pandemie", sagte der Ministerpräsident des Bundesstaats, Dominic Perrottet. Grundlage für das Ende des Lockdowns nach 106 Tagen ist eine Impfquote von mehr als 70 Prozent.

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