Schweizer Bergdorf

Sei so frei: Warum Engelberg im Winter "Freerider" pulverisiert

Christian Mückl

Kultur / Leben

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14.3.2023, 07:55 Uhr
Blick vom Engelberger Hausberg Titlis auf die alpine "Verwandschaft".

© imago images/Zoonar Blick vom Engelberger Hausberg Titlis auf die alpine "Verwandschaft".

Es gibt sozusagen zwei Gemeinden in Engelberg. Fragt sich nur, welche dem Himmel näher ist. Die eine ist katholisch, trägt Kutte, beherbergt die größte Kirchenorgel der Schweiz hinter ihren Mauern - die Geschichte des schmucken Bergorts ist eng mit dem 900 Jahre alten Kloster verbunden.

Schneesüchtige aus Skandinavien

Die andere Gemeinde ist eine "Community" und hat mit den - übrigens sehr sympathischen - Benediktinerbrüdern von Engelberg nichts am Hut, respektive am Skihelm. Das sind die Freerider. Was den Surfern in Nordamerika Vancouver Island und was den europäischen Wellenreitern die Winterwelle in Agadir, findet eine größere skandinavisch-stämmige Gruppe der Schneesüchtigen hier vor.

Ein Wintertraum: Klosterhof in Engelberg.

Ein Wintertraum: Klosterhof in Engelberg. © Christian Mückl

Der Grund: Von Luzern aus schlängelt sich das Tal geographisch so vorteilhaft vom "Alpenanfang" aus hoch, dass Powder vom Himmel fällt. Dieser gefrorene Puderzucker ist sonst vor allem in den Rocky Mountains ein Begriff für besonders weichen Neuschnee.

Himmlische Hänge

Unter den Freeridern sucht und findet man sein Glück, indem man in Skischulen arbeitet, an freien Tagen aber abseits der präparierten 82 Pistenkilometer rund um den Hausberg Titlis (3020 m) unterwegs ist.
Der Spaß wird ohne Altersbegrenzung praktiziert. Es gibt einen Typen namens Snowflake, 73 Jahre alt, der sich als Freeride-Millionär bezeichnet. Weil er cool genug ist, sich im Schnee lieber auf den himmlischen Hängen über Engelberg herumzutreiben, statt daheim vor dem Computer Börsenkurse zu checken.

Wer kein Pistenreiter ist, sondern eher kulturinteressiert, kann im 1904 eröffneten Hotel Kempinsky besonderen Boden betreten. Nicht nur Millionäre – und seien es solche der Pistenkilometer – wissen den denkmalgeschützten, architektonisch majestätischen Bau zu schätzen. Das beweist auch ein Pop-Album wie "Engelberg" des franko-schweizer Chansonniers Stephan Eicher beweist. Es spielte die Songs im Kursal ein, der heute zum Kempinsky gehört.

Digitaler Frühstückskorb

Natürlich gehen sie mit der Zeit in Engelberg und versuchen Experimente. Das Hotel Spannort gehört dazu, ein räumlich rustikales, doch im Service vor allem online-gespeistes Refugium, das bis hin zum Frühstückskorb digital funktioniert.

Sollte die Bestellung online nicht klappen, wird keiner verhungern. Sie reden noch! Hier im Hochtal, das weiter hinten an der Felswand endet, die "End’ der Welt" heißt. Happy end in Engelberg auf 1120 Metern.

Mehr Informationen:
Engelberg-Titlis
Tourismus, Klosterstr. 5, 6390 Engelberg, Schweiz. www.engelberg.ch
Tel.: 00 41 / 7 92 65 20 16
Anreise:
z. B. mit der Bahn über Basel und Luzern, ab Nürnberg ca. 7 Stunden.
Originell wohnen:
Hotel Spannort
Dorfstraße 28
6390 Engelberg, Schweiz. Tel..: 0041 / 4 15 00 11 33
www.spannort.ch
Luxuriös wohnen:
Kempinsky, Dorfstr. 40,
6390 Engelberg
Tel.: 00 41 / 4 16 39 75 75
www.kempinsky.com

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