Feine Weine, moderate Preise
Wer Ski fährt, will auch gut essen: Im Südtiroler Skiort Alta Badia ist beides gleich wichtig
12.12.2023, 08:00 UhrWow! Was für ein Weinangebot. Wenn Markus Valentini in den Keller der Bioch-Hütte bittet, ahnt er die Reaktion seiner Gäste bereits vorher. Meist herrscht großes Erstaunen - darüber welch breites Sortiment an Südtiroler Weinen hier auf 2079 Metern Höhe gelagert wird. Ein Stockwerk weiter oben in der Gaststube steht fast an jedem Tisch eine Flasche Wein bereit - die Skifahrer und Wanderer, die auf den Gipfel des Bioch kommen, nehmen sich mehr Zeit als auf einer Fast-Food-Hütte.
"Und trotzdem betrinkt sich hier keiner, das sind Genießer", erläutert Markus Valentini. Vor 30 Jahren, als sein Vater den Vorläufer der Bioch-Hütte als kleinen Bergkiosk betrieben hatte, war das noch anders. Damals wurde die zehnfache Menge Schnaps verkauft. Heute sind es feine Weine.
Die Bioch-Hütte passt zur Region Alta Badia. Die Großgemeinde in den Dolomiten hat sich zu einem Genuss-Standort in den Alpen entwickelt. Die heimische Küche wird beispielsweise hochgehalten. Das fängt bei Hotels wie dem Posta Zirm unten in Corvara an, das jeden Abend ein ladinisches Menü anbietet.
Ladinische Küche - was ist denn das?
Und das geht bei Bauernhöfen wie dem Maso Runch weiter. Der Agriturismo-Betrieb von Enrico Valentini kocht jeden Abend ladinisch. Längst hat sich die exzellente und gleichermaßen bodenständige Küche herumgesprochen, Reservierung ist unbedingt notwendig! Wer dann einen der Plätze ergattert, reibt sich die Augen: Ein sechsgängiges Menü für 44 Euro in einem tollen Ambiente. Serviert werden die Gerstensuppe, die hausgemachten Teigtaschen, die Spinat-Ricotta-Ravioli und all die anderen Köstlichkeiten in den Stuben eines über 300 Jahre alten Bauernhauses.
Ein wird Abend, der in Erinnerung bleibt. Wie die Skitage in Alta Badia. Das Angebot an Pistenkilometern ist fast unüberschaubar groß und die Aussicht, gleich welche Abfahrt man auswählt, phänomenal. Das Weltnaturerbe Dolomiten nimmt jeden Gast ein, schöner kann ein Panorama in den Bergen kaum sein. Um sich auf die Natur konzentrieren zu können und nicht permanent im Pistenplan nach dem nächsten Lift suchen zu müssen, empfiehlt es sich, eine der gut ausgeschilderten Rundtouren auf Skiern zu machen.
Der Klassiker hier: die Sellaronda um ein legendäres Bergmassiv
Berühmt ist der Klassiker, die Sellaronda. Die wohl bekannteste Alpentour für Skifahrer führt rund um das mächtige Sellamassiv. Ob die vier Dolomitenpässe wie das Grödner- oder das Pordoijoch oder einer der sechs Talorte wie Wolkenstein und Corvara, es gibt viel zu sehen auf der 40-Kilometer-Rundreise. Geübte Skifahrer schaffen die Runde locker in vier Stunden, offiziell wird die Tour mit sechs Stunden ausgeschrieben.
Auf jeden Fall bleibt Zeit genug, um eine Pause einzulegen. Beispielsweise auf der Bioch-Hütte, die zwar nicht direkt an der Sellaronda liegt, mit wenigen Liftumwegen von Corvara aus aber leicht zu erreichen ist. Oben auf 2079 Metern dürften nicht nur Weinfans überrascht sein. Auch Freunde gehobener Küche kommen auf ihre Kosten.
Denn als eine von insgesamt acht Berghütten in Alta Badia bietet die Bioch-Hütte eine von einem Sternekoch kreierte Komposition an. Nach Norbert Niederkoflers Rezept, der im Tal für seine Kochkünste mit drei Michelin-Sternen ausgezeichnet wurde, standen in der Saison 2022/23 Gnocci und Pütscha-Brot mit Graukäsecreme und Speckragout (23 Euro, drei davon werden für einen sozialen Zweck gespendet) auf der Karte.
In der Wintersaison 23/24 geht der Genuss in eine neue Runde
Im bevorstehenden Winter geht die Aktion in eine neue Runde. Alta Badia lässt sich als Genussregion erleben, allerdings als eine, in der das skifahrerische Angebot ebenfalls vollen Genuss verspricht. Für weniger geübte Alpinisten wie auch für Könner. Die einen carven auf den breiten blauen Pisten, die anderen wählen eine der skifahrerischen Herausforderungen. Die Seilbahn auf das Pordoi-Joch zählen ebenso dazu wie die Lagazuoi-Seilbahn, die vom Falzarego-Pass aus startet (Auffahrt auf den Pass mit Sammeltaxis für sieben Euro pro Person). In beiden Fällen warten wunderbare Abfahrten auf unpräparierten Hängen.
Und - ganz nebenbei - Geschichtsunterricht der besonderen Art. Denn durch die Region verlief im Ersten Weltkrieg eine hartumkämpfte Frontlinie, von der noch heute Forts, Wehrgänge und Flurnamen zeugen. Auch dazu gibt es eine eigens konzipierte Gebirgsjäger-Skitour, ausgeschildert unter anderem ab Corvara als "Grande Guerra".
Mehr Informationen:
Unter www.altabadia.org finden sich zahlreiche Hinweise für einen Aufenthalt in der Dolomitenregion.
Anreise:
Die Anfahrt im Pkw dauert von Nürnberg aus rund fünf Stunden, mit dem Zug nach Bruneck und dem Bus dauert es gut sieben Stunden.
Beste Reisezeit:
Die Wintersaison in den Skigebietenn beginnt im Dezember und dauert in der Regel bis zum Ende der bayerischen Osterferien.
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