Gastronomie wieder in der Krise
Corona: Nürnbergs Wirte beklagen Umsatzrückgang
21.11.2021, 15:23 UhrZwölf Uhr am Samstag im Zentrum: Im Café Katz am Hans-Sachs-Platz sind fast alle Tische besetzt, das Personal hat gut zu tun. Alles so wie immer also? Geschäftsführer Thomas Mutzke sagt: "Die Stimmung ist ganz gut. Bei manchen Gästen kommt es mir so vor, sie wollen es noch mal ausnutzen, dass sie ins Lokal gehen können."
Corona sorgt für strenge Kontrollen in der Gastronomie. In Restaurants und Lokale dürfen nur Geimpfte und Genesene. Eine weitere Maßnahme kommt ab Mittwoch, 24. November: Dann gibt es ab 22 Uhr eine Sperrstunde. Mutzke befürchtet: "Ich rechne mit weiteren Verschärfungen. Ich schließe nichts aus."
Die Pandemie prägt das Leben. Ein Besucher, der einen Kaffee in dem Lokal trinkt, sagt: "Ich bin mir bewusst, welches Risiko ich hier eingehe - aber deswegen habe ich mich impfen lassen." Der 31-Jährige versteht nicht, dass sich viele nicht impfen lassen: "Wenn man in den Urlaub fliegt, haut man sich ja auch alles mögliche, etwa gegen Malaria, rein: Und jetzt wird das mitten in der pandemischen Lage groß hinterfragt."
Schwierige Planung
Auf der Burg genießen Touristen und Besucher den Blick auf die Stadt und erkunden die Anlage - doch ins neu eröffnete Burg-Café Beer verirren sich mittags nur wenige. Chefin Leila Rößler sagt: "Wir merken Corona extrem. Ich muss immer wieder Personal früher heim schicken." Und auch an diesem Samstagmittag bespricht sie sich mit ihrem Vater Martin Rößler, der das beliebte Café Beer in der Breiten Gasse führt: Sie beschließen, eine Bedienung mangels Auslastung in den Feierabend gehen zu lassen.
Café Beer eröffnet eine Filiale auf der Nürnberger Burg
Martin Rößler sagt von sich: "Ich denke sehr positiv. Die Zeiten werden sicher wieder gut für uns werden. Doch jetzt bin ich müde, es ist so zermürbend." Für die Sicherheitsmaßnahmen hat er Verständnis, doch kosten diese eben auch Kraft. In den beiden Beer-Filialen müssen die Gäste der Servicekraft, die für sie zuständig ist, vor der Bestellung ihren 2G-Nachweis plus ein Ausweisdokument vorzeigen. Seitdem dieser Nachweis Pflicht ist, verzeichnet Rößler in seinem Café Beer in der Innenstadt Umsatzeinbrüche von etwa 30 Prozent. Ein kleiner Trost: "Wir profitieren von den abgesagten Weihnachtsfeiern: Immer wieder rufen Firmen an, die ihre Feiern abgesagt haben. Sie ordern jetzt Lebkuchen."
Ärger über Impfverweigerer
Das Burg-Café füllt sich langsam. Gut gelaunt genießen Brigitte Roth, ihre Enkelin Isabell Krautmann und die neunjährige Urenkelin Jasmin Torte plus Kaffee und heiße Schokolade. Die Seniorin Brigitte Roth hat ihre Booster-Impfung schon erhalten und sagt: "Mich ärgert die Unvernunft der Impfverweigerer." Großmutter und Enkelin finden die Corona-Vorgaben richtig. Isabell Krautmann, die in einer Arztpraxis arbeitet, ergänzt: "Wenn es nach mir geht, können die Regeln nicht scharf genug sein."
Die Straßen sind voll an diesem Samstag, auch in vielen Lokalen wie im Bratwurst Röslein ist der Andrang groß. Doch das seien nur Momentaufnahmen, wie Wirt Thomas Förster sagt. Seitdem die Krankenhausampel in Bayern auf rot stehe, sei "das Geschäft deutlich ruhiger". Der Vizepräsident des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes Dehoga hat sich bei den Wirten umgehört: Diese müssen Umsatzrückgänge von bis zu 50 Prozent hinnehmen. "Es ist eine Katastrophe."
Förster betont: Er habe Verständnis für Ärzte und Pflegepersonal und auch für die Corona-Sicherheitsmaßnahmen. Doch die Politik, so meint er, müsse ihre Hausaufgaben machen und in der Pandemie vorausschauender planen.
Im Röslein muss man gleich beim Eingang Impf- oder Genesungsnachweis plus Ausweis vorzeigen. "Das ist ein erheblicher Kontrollaufwand", sagt Förster. Die meisten akzeptieren die Regel. Doch ein Gast sei neulich laut und unverschämt geworden. Förster habe den Uneinsichtigen des Hauses verwiesen. In solchen Situationen müsse man sich als Chef vor seine Mitarbeiter stellen, sagt er.
Christkindlesmarkt abgesagt: Budenbeschicker sind entsetzt
Die kurzfristige Absage des Christkindlesmarktes habe ihn schockiert: "Ich bin fassungslos. Die Schausteller haben alles aufgebaut und geschmückt. Mir blutet das Herz. Da geht‘s um Existenzen. Das sind Kleinunternehmer, die brauchen jetzt schnelle Unterstützung von der Regierung. Es ist ein Trauerspiel, die Schausteller tun mir so leid."
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