Großprojekt

Millionen-Projekt: Am Nürnberger Pferdemarkt entsteht die neue Sör-Zentrale

3.11.2021, 09:12 Uhr
Auf dem Pferdemarktgelände an der Schwabacher Straße will die Stadt die neue Sör-Betriebszentrale bauen. Die bisher ansässigen Firmen und der Wertstoffhof müssen umziehen.

© Roland Fengler, NNZ Auf dem Pferdemarktgelände an der Schwabacher Straße will die Stadt die neue Sör-Betriebszentrale bauen. Die bisher ansässigen Firmen und der Wertstoffhof müssen umziehen.

Schneeräumen, Schlaglöcher stopfen, Ampeln reparieren, Parkanlagen und Bäume pflegen, Spielplätze erhalten, Radwege und Straßen bauen und reinigen - die Aufgabenvielfalt des Servicebetriebs Öffentlicher Raum (Sör) ist enorm und sie wird immer größer. Überall im Stadtgebiet sind Abteilungen untergebracht.

Das soll sich nun ändern: Die Stadt plant, auf dem 40.000 Quadratmeter großen Pferdemarkt-Areal im Stadtteil St. Leonhard nahezu alle operativen Einheiten in einer neuen Betriebszentrale zu bündeln. Läuft alles gut, könnte ein großer Teil der derzeit 1000 Mitarbeitenden dort einziehen.

Schon 2009, bei der Sör-Gründung, sei eine Zentrale vorgesehen gewesen, erinnern sich Christian Vogel, dritter Bürgermeister und Erster Sör-Werkleiter, sowie Ronald Höfler, kaufmännischer Werkleiter. Aus finanziellen Gründen wurde das Vorhaben aber immer wieder vertagt.

Verwaltung seit 2016 vereint

2016 zogen zunächst rund 320 Verwaltungsmitarbeiter und Planer in ein angemietetes Bürogebäude an der Sulzbacher Straße nahe des Rathenauplatzes. "Wir waren früher an sechs Standorten rund um den Bauhof verteilt. Für uns war es ein enormer Fortschritt, alle unter einem Dach unterzubringen", so Verwaltungsleiter Höfler. Eine gemeinsame Zentrale sollen nun auch alle technischen, weit verstreuten Sör-Einheiten bekommen: "Der Pferdemarkt steht schon lange fest. Das Grundstück gehört der Stadt, ist groß genug und liegt zentral. Wir sind schnell überall im Stadtgebiet", zählt Christian Vogel die Standortvorteile auf.

Zeitplan steht: 2023 erster Spatenstich

Stimmt der Stadtrat den Planungen zu, will die Sör-Leitung Anfang 2022 den Bauantrag stellen, 2023 den ersten Spatenstich vollziehen und 2026 einziehen. Unproblematisch ist die Räumung der Fläche zur Schwabacher Straße: Der Pachtvertrag mit den dort ansässigen Firmen läuft zum Jahresende aus, die Gebäude werden abgerissen. Für Verzögerungen könnte allerdings die Umsiedelung des Wertstoffhofs führen. Für ihn gibt es zwar einen neuen Standort an der Uffenheimer Straße, dort müssen aber unter anderem noch Altlasten beseitigt werden.

Investition von 86 Millionen Euro

Insgesamt schlägt die Investition mit 86 Millionen Euro zu Buche. "Das ist auf den ersten Blick eine enorme Summe", räumt der Bürgermeister mit Blick auf die knappen Stadtfinanzen ein. Man müsse aber auch gegenrechnen: 28,7 Millionen Euro spart die Stadt alleine bei Sanierungskosten für die zum Teil völlig maroden Bestandsgebäude ein. Mehrere Millionen Euro könnte man beim Verkauf von Grundstücken, die bislang von Sör genutzt werden, erlösen. So soll ein Teil des Sör-Betriebshofs in Großreuth hinter der Veste ein Wohngebiet werden. Auch Mietkosten fallen weg. Weil die neue Zentrale technisch auf dem neuesten Stand ist, könne man zusätzlich Betriebskosten sparen.

Einsparpotentiale von 60 Millionen Euro

Vogel rechnet mit einem Einsparpotenzial von über 60 Millionen Euro, so dass am Ende 26 Millionen übrigblieben. Weitere fünf Millionen Euro seien dem Kommunalen Außendienst zuzuschreiben, der ebenfalls am Pferdemarkt mit einziehen soll. "Die Investition ist zukunftsweisend und dringend erforderlich", findet er.

Mit den Planungen ist das Berliner Büro Bolwin & Wulf Architekten betraut, das bereits 2013 aus einem Wettbewerb als Sieger hervorging. Die Entwürfe sehen einmal ein dreigeschossiges Multifunktionsgebäude für Verwaltung, Werkstätten, Mitarbeitende und Technik vor. Weiterhin soll eine große Fahrzeughalle entstehen. Auf ihrem Dach wird ein Parkdeck untergebracht. "Das brauchen wir, denn unsere Winterdienst-Kräfte müssen zu Zeiten zum Dienst erscheinen, zu denen keine öffentlichen Verkehrsmittel unterwegs sind", berichtet Ronald Höfler. Überdacht wird das Ganze von einer Photovoltaikanlage.

Wo jetzt der Wertstoffhof am Pferdemarkt ist, könnten in einigen Jahren die Fahrzeuge von Sör in einer großen Halle stehen. 

Wo jetzt der Wertstoffhof am Pferdemarkt ist, könnten in einigen Jahren die Fahrzeuge von Sör in einer großen Halle stehen.  © Michael Matejka, NN

Ein Teil der Fläche, rund 7000 Quadratmeter, könnte ein Park werden, der den bestehenden Grünzug am Pferdemarkt erweitert. "Dieses Grün wird öffentliches Grün", verspricht Bürgermeister Christian Vogel. "Insgesamt", führt er weiter aus, "wird die Betriebszentale einen ökologischen Zukunftscharakter haben". So sollen etwa Dächer und Mauern begrünt werden, Regenwasser aufgefangen und genutzt und modernste Heiztechnik verwendet werden, berichten Vogel und Höfler.

Neue Nutzungsmöglichkeiten

Wenn Sör eines Tages tatsächlich umgezogen ist, ergeben sich für einige Flächen und Gebäude neue Nutzungsmöglichkeiten. Für zwei denkmalgeschützte Flugzeughangars auf dem Gelände in Großreuth hinter der Veste - von 1922 bis 1940 war dort der Flughafen - hat Christian Vogel schon Ideen: In einer Halle könnte man den reichen Schatz an historischen Feuerwehrfahrzeugen ausstellen, meint er. Im zweiten Gebäude könnten die am Katastrophenschutz beteiligten Organisationen ihre Spezialfahrzeuge und Geräte unterstellen. Ein weiteres Grundstück an der Braillestraße könnte laut Überlegungen des Bürgermeisters dem Volkspark Marienberg zugeschlagen werden oder ein Spielplatz werden.

Am 10. November beschäftigt sich der Sör-Ausschuss mit den Planungen und soll dem Stadtrat eine Entscheidungsempfehlung geben.