Der "Spezi" wird 80

Tiefseeforscher der fränkischen Seele: Viel Applaus für Klaus Schamberger

Anette Röckl

NN-Redaktion Gesellschaft

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11.3.2022, 18:58 Uhr
Fränkisches Understatement zeichnet ihn aus: Kolumnist Klaus Schamberger, der bald runden Geburtstag feiert, war im Presseclub zu Gast.

© Roland Fengler, NNZ Fränkisches Understatement zeichnet ihn aus: Kolumnist Klaus Schamberger, der bald runden Geburtstag feiert, war im Presseclub zu Gast.

So voll hat man den Presseclub am Gewerbemuseumsplatz in letzter Zeit selten erlebt: Zum einen war das natürlich der Pandemie geschuldet, aber es lag schon auch am Gast des Abends: Kolumnist Klaus Schamberger, der auch über Nürnberg hinaus eine Institution in Franken ist.

„Ich bin fast freiwillig dou“, schickte der „Spezi“, der öffentlich ungern im Mittelpunkt steht, dem Abend voraus und erntete damit die ersten Lacher. Über sein neu erschienenes Buch, sein Leben, Nürnberg und natürlich auch über den „Glubb“ – laut ihm bekanntlich „a Debb“ – plauderte Schamberger, der am Montag 80 Jahre alt wird, mit Gastgeber Siegfried Zelnhefer. Und legte dabei die, seiner Ansicht nach, wichtigste mittelfränkische Charaktereigenschaft an den Tag: die Untertreibung. Wie man sein halbes Leben lang regelmäßig Kolumnen (rund 35 Jahre für die Abendzeitung, seit 2014 für die Nürnberger Zeitung) zu Papier bringen kann? „Na ja, des schreibt ma halt . . .“

"A weng rumbfoffbern"

Nürnberg, seine Stadt, "die brauch ich", betonte er. Auch um a weng "rumbfobbern" zu können, ein beliebtes fränkisches Hobby. "Heimat ist Sprache, das sind Freunde, Gebäude, Menschen, Geografie", definiert er es für sich. Völkisch will er den Begriff Heimat aber bloß nicht erklärt haben. "Da hört der Spaß auf!", betonte er. "Ich mag die Stadt so bunt wie sie heute ist und nicht immer war. 1939 hätte ich in der Stadt nicht leben wollen."

Ein paar Kostproben gab der „Spezi“ dann aus seinem Buch mit Kindheitserinnerungen und aus seiner Kult-Kolumne „Ich bitte um Milde!“ – das Publikum lachte Tränen. Unter den rund 45 Gästen waren viele prominente Nürnberger, etwa Thomas Grethlein, Aufsichtsratsvorsitzender des 1. FCN, oder Nürnbergs früherer Oberbürgermeister Ulrich Maly. Seine Beschreibung von Schambergers Person und Wirken bringt es auf den Punkt: „Er ist der beste Tiefseeforscher in der fränkischen Seele.“

Info: "Wie ich einmal nicht der Morlock geworden bin", Klaus Schamberger bei Ars Vivendi.