Tierische Therapie: Nürnbergerin hilft Kindern mit Alpakas

11.1.2020, 15:38 Uhr
Tierische Therapie: Nürnbergerin hilft Kindern mit Alpakas

© Foto: Nicole Schmeiß/Fotofly Fotografie

Nero lässt mich auf unserer kleinen Runde nicht aus den großen schwarzen Augen, während ich eher verstohlen einen Seitenblick auf das Alpaka werfe. Ich halte die geflochtene Leine, die Nero um die Schnauze trägt, doch uns verbindet mehr. Nero reagiert auf alles, was ich mache. Laufe ich schneller, folgt er, drehe ich mich zu meinen Begleitern um, stoppt er abrupt.

"Alpakas spiegeln", erklärt Janina Feldner wenige Minuten vor unserem Spaziergang und demonstriert es. Sie zieht Nero an der Leine, geht mit dem Oberkörper zurück. Das Alpaka zieht ebenfalls und geht mit dem langen Hals nach hinten. Sobald sie sich umdreht und gemächlich läuft, ist das Tier an ihrer Seite. Erst als Nero später auf der Wanderung die übrigen Mitglieder der Alpaka-Herde sieht, drängt er in Richtung des Geheges auf dem Feldnerhof.

Wenn Janina und Jörg Feldner sich beschenken, freuen sie sich tierisch. Ihre Präsente haben oft Schnauzen oder Schnäbel. Als sie entscheiden, nach dem viel zu frühen Tod von Jörg Feldners Eltern den Bauernhof der Familie weiterzuführen, sind Janinas Einzugsgeschenke in Großgründlach Schweine. Die Wachteln, die in ihrem Gehege herumwuseln, sind ein Muttertagsgeschenk.

Therapie für Kinder

Vor einem Jahr hat sich das Paar zusammen einen Wunsch erfüllt: eine Alpaka-Herde. Oder sind das doch Lamas? "Viele kennen den Unterschied nicht", grinst Feldner. Ihr Mann und sie haben beides. Sydney beispielsweise ist eine Lama-Stute, Coco ein Alpaka. Während der Rücken der deutlich größeren Sydney lang und flach ist, hat die kleine Malou dickes, geschmeidiges Fell. "Alpakas werden wegen der Wolle gehalten", erklärt Janina Feldner, "Lamas sind Lasttiere." Und sie sind ein wenig störrischer im Umgang als die friedlichen Alpakas.


Sanfte Schönheiten: Wie Alpakas bei Therapien helfen


Nero ist eine Alpaka-Lama-Mischung. Ihn scheint nichts aus der Ruhe zu bringen. Nero ist einer für die komplizierteren Fälle, wenn Janina Feldner mit ihrer Herde und Besuchern unterwegs ist. Denn auf dem Feldnerhof finden nicht nur Wanderungen mit den Tieren statt, Foto-Shootings (wie sie schon Hochzeitspaare gebucht haben) und Firmenfeiern. Sozialpädagogin Janina Feldner will die Tiere auch in ihre Arbeit mit Kindern einbeziehen. Sie arbeitet für den Kinderpflegedienst des Sozialdiensts katholischer Frauen, sie erlebt oft Kinder in problematischen Situationen. "Oft mangelt es ihnen an Selbstwertgefühl. Aber Tiere urteilen nicht." Alpakas eignen sich durch das Spiegeln des Verhaltens sehr gut für tiergestützte Therapie: "Wenn man ruhig bleibt, wird das Alpaka zutraulicher. Das überträgt sich." Feldner war schon mit Schulklassen unterwegs, "die haben die Lehrer so ruhig nie erlebt".

Viel Arbeit und doch ein Geschenk

Janina Feldner hat sich für Lamagestützte Interventionen ausbilden lassen, gemeinsam haben die Feldners Kurse zur Haltung von Alpakas absolviert. Für Jörg Feldner, gelernter Metzger, war wichtig zu wissen, "wie viel Licht, Platz und Futter die Tiere benötigen". Jetzt weiß er zum Beispiel, dass "ein Alpaka 1000 Quadratmeter benötigt, jedes weitere 100". Noch lerne er jeden Tag etwas dazu, "das ist wie beim ersten Kind, da kannst du viel lesen und dann sind 100 Sachen anders". Als er die Alpaka-Lama-Herde durch abgesperrte Bereiche dazu bringen will, erst hier, dann dort Gras zu fressen, hebelt die Gruppe den Zaun kurzerhand aus.

Für die Patchwork-Familie mit drei Kindern sind die neuen Bewohner ihres Hofs viel Arbeit, zumal Jörg und Janina Feldner feste Jobs haben. Und doch sind die fünf felligen Familienmitglieder auch: ein Geschenk.

Mehr auf www.feldnerhof-nuernberg.de.

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