Tod am S-Bahnhof Frankenstadion

11.1.2021, 17:33 Uhr
Tod am S-Bahnhof Frankenstadion

© Foto: Frederik und Luca Stiftung


„Als ich damals vom gewaltsamen Tod von Freddy und Luca erfahren habe, war ich völlig geschockt, vielmehr völlig paralysiert. Das ging so weit, dass ich den Anrufer, der mir die Botschaft übermittelte, nochmals anrufen musste und nachgefragt habe, ob er mir tatsächlich soeben von dieser Tragödie berichtet habe“, erinnert sich Jan König (CSU), der Erste Bürgermeister der Marktgemeinde Heroldsberg, wie er in einem offenen Brief an die Frederik und Luca Stiftung schreibt.
Rückblick: An jenem Abend vor zwei Jahren hatten die Jungs mit Freunden im Club „Won“ gefeiert. Als die Unter-18-Party endete, traten die Nachtschwärmer den Heimweg an, auch die Clique aus Heroldsberg lief zur S-Bahn-Station Frankenstadion. Frederik Wilke stieg die Treppen zum Gleis hoch, als sich hinter ihm ein 17-Jähriger an seinem Rucksack zu schaffen machte.
Über jenen Griff an den Rucksack wurde später, im Herbst 2019 , im Gerichtssaal der Jugendkammer I des Landgerichts Nürnberg-Fürth viel gestritten – er habe nur helfen, einen Reißverschluss schließen wollen, behauptete der 17-Jährige später über seinen Griff an den Rucksack. Während einige der Jugendlichen noch die Treppe hinaufliefen, lehnten andere oben am Geländer. Sie blickten hinab und waren sicher, gerade einen dreisten Diebstahlversuch zu beobachten. Diese Szene markierte den Beginn des Dramas am Bahnsteig. Es kam zum Streit und ausgerechnet im schmalen Bereich zwischen Treppengeländer und Bahnsteigrand entwickelte sich zwischen den Jugendlichen eine Schubserei.
Luca Ballmann und Frederik Wilke, dies zeigt die damalige Aufzeichnung einer Überwachungskamera eindeutig, versuchten, die Streithähne zu beschwichtigen und auf die anderen Jugendlichen einzuwirken – ihren Einsatz bezahlten sie mit ihrem Leben. Um 0.13 Uhr stürzte Frederik Wilke nach vorne in das Gleisbett. Sein Freund Luca Ballmann wurde mitgerissen. Frederik und Luca wurden von einem Zug erfasst. Der Personenzug fuhr außerplanmäßig durch den S-Bahnhof. Eine Lautsprecherdurchsage, die vor dem Zug hätte warnen können, gab es nicht.
Jan König stellt in seinem Brief fest: „Der Schock saß umso tiefer, weil ich selbst Kinder habe, eines davon in ähnlichem Alter wie die zwei Jungs. Als ich mit ihnen über dieses schreckliche Ereignis gesprochen habe, herrschte auch bei ihnen absolutes Unverständnis und zum Teil auch Wut, wie man so etwas anderen Menschen antun kann. Der Fall von Freddy und Luca ist einer von zahlreichen Fällen von Gewalt gegenüber anderen, die sich bedauerlicherweise in den letzten Jahren in unserem Land zugetragen haben. Er wirkt nur umso nachhaltiger und intensiver, weil die Opfer dieser Gewalttat aus dem gleichen Ort stammen wie wir.“
Kurz vor Weihnachten 2019 sprach die Jugendkammer I des Landgerichts Nürnberg-Fürth in der Urteilsbegründung von einer fahrlässigen Tat - und nicht von einem Stoß mit Tötungsvorsatz. Die beiden Täter, beide zum Tatzeitpunkt 17 Jahre alt, wurden wegen Körperverletzung mit Todesfolge zu mehr als drei Jahren Jugendstrafe verurteilt.

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