CSU-Chef antwortet offen

Söder bei Caren Miosga zur K-Frage: Will er doch nochmal ran?

Alexander Jungkunz

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4.3.2024, 04:55 Uhr
Doch wieder offen? Söder deutete am Sonntagabend an, dass es nicht ganz ausgemacht sei, ob Friedrich Merz Kanzlerkandidat werde.

© Screenshot: ARD Doch wieder offen? Söder deutete am Sonntagabend an, dass es nicht ganz ausgemacht sei, ob Friedrich Merz Kanzlerkandidat werde.

Erst einmal konfrontierte die Moderatorin Söder mit seinen zahlreichen Online-Auftritten, präsentierte ein Foto, das er postete: Der CSU-Chef in einem Bundeswehr-Kampfjet, seine Unterschrift: „Top Gun“. Er wolle die sozialen Netzwerke nicht der AfD überlassen, erklärte Söder seine vielen Posts. Es gelte, immer auch eine Portion Optimismus zu zeigen und einen „Schuss Humor“, der oft zu kurz komme in der Politik.

"Eine fürchterliche Woche"

Am Ende einer „fürchterlichen Woche“ sei er zu Gast bei Caren Miosga, so Söder mit Blick auf die Zuspitzung des diplomatischen Konflikts mit Russland. „Bei den Russen ist, glaube ich, gar nichts Zufall“, sagte er zur Veröffentlichung der Abhör-Affäre bei der Bundeswehr. Als „fürchterlich“ schilderte er die Kluft zwischen Frankreich und Deutschland, was den Kurs gegenüber Putin angeht. „Da wird viel Freundschaftsporzellan zerdeppert“, so Söder.

Ihm sei die Strategie von Olaf Scholz nicht klar. Der Krieg der Ukraine gegen den Angreifer Russland drohe „verloren zu gehen“. Da sei es „empörend, dass wir uns zurückziehen“. Der CSU-Chef plädierte für die Lieferung der Taurus-Marschflugkörper – was Scholz ablehnt. Söders Warnung: „Geht dieser Krieg verloren, wird uns das einholen ohne Ende.“

Klar, dass auch Caren Miosga Söder die K-Frage stellte. Ob er denn wirklich nicht noch einmal antreten wolle? Oder sei die Sache wirklich klar – werde also Friedrich Merz Kanzlerkandidat der Unionsparteien? Den grüßte Söder erst einmal – er schaue ja sicher zu – und stellte dann fest: „Die CDU will einfach keinen Bayern als Kanzler“, das habe er 2021 gelernt beim Kampf gegen Armin Laschet. Nun sei Merz „natürlich der Favorit".

"Eine sehr, sehr, sehr lange Zeit"

Dann aber deutete Söder an, dass seine Ambitionen nicht erledigt seien. Er sagte: „Sollte die Ampel halten, ist das eine sehr, sehr lange Zeit.“ Es gebe da in der CDU „noch andere, die wollen“. Und in der CSU einen, der „theoretisch könnte“ – also, unausgesprochen: ihn. Ob er Verteidigungs- oder Superminister unter Merz werden wollte, fragte Miosga. „In Berlin gibt es nur einen Superjob: Kanzler“, entgegnete Söder. Er sei „ausbefördert“, sein Platz in Bayern. Eine eindeutige Absage an eine Kanzlerkandidatur sieht anders aus.

Dann ging es um Söders Verhältnis zu den Grünen. Und es kamen zwei Gäste dazu, die Söder da deutlich kritisierten, was seine teils heftige Grünen-Schelte angeht – die „Zeit“-Journalistin Mariam Lau und die Politikwissenschaftlerin Julia Reuschenbach. Er sei „sehr enttäuscht von den Grünen“, verkündete Söder. Die ersten Monate der Ampel habe er „sehr positiv“ gesehen, aber „irgendwann begann ein ideologischer Return“. Er finde, „die Grünen sollten nicht mehr verlängert werden“.

Die Grünen "sollten mal in sich gehen"

Dann zeigte Miosga Bilder aus Hirschaid bei Bamberg, wo die Grünen kürzlich nicht tagen konnten, weil Bauern lautstark protestierten. Söder hatte danach von „Mimosenhaftigkeit“ der Grünen gesprochen. Sie müssten „ertragen, dass jemand eine andere Meinung hat“, sagte er nun. Und sie sollten „überlegen: Was leisten sie selbst für einen Beitrag, dass so viele sie ablehnen?“ Sein Rat: Sie sollten „mal in sich gehen, da ist bisher Fehlanzeige“.

Da konterte Mariam Lau: Wenn irgendjemand vor Zerknirschung nicht mehr gerade aus laufen könne, dann seien es die Grünen. Aktuell sei ihre Politik höchst pragmatisch. „Die Grünen werden für eine Politik gehasst, die sie sich seit Jahren nicht mehr zu machen trauen.“ Julia Reuschenbach verwies darauf, dass in der Ampel nur FDP und SPD abrutschen, nicht aber die Grünen.

Eine Art Entschuldigung an Steffi Lemke

Söder wurde mit seinen heftigen Aussagen vom Politischen Aschermittwoch konfrontiert, als er Umweltministerin Steffi Lemke mit Margot Honecker verglich. Da lieferte er nun eine Art Entschuldigung: „Es tut mir leid, wenn es sie verletzt hat.“ Das sei aber eben keine „Zeit-Matinee“ gewesen, sondern der Aschermittwoch.

Worauf Julia Reuschenbach wissen wollte, ob er denn seinen Vergleich für einen Fehler halte – darauf gab es keine Antwort. Die Politologin weiter: „Eigentlich sprechen wir darüber, dass wir ständig politischen Aschermittwoch haben - und währenddessen das Vertrauen draußen sinkt.“ Sie beklagte die „Permanenz der Auseinandersetzung“. Söder sagte später etwas genervt: Man möge ihm doch bitte einen "Moralkodex" aufschreiben, den könne er dann "auswendig lernen".

Zum Abschluss gab es noch ein überraschendes Eingeständnis von Markus Söder. Miosga konfrontierte ihn mit der Aussage von Friedrich Merz, der sich Schwarz-Grün vorstellen kann. „Das hat mich überrascht“, sagte Söder. Und: „Wer mit den Grünen koaliert, verliert“ – aber wenn es nicht anders geht, dann könne er natürlich auch nichts ausschließen – also auch eine Koalition mit grüner Beteiligung nicht.

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