Cannabisgeruch ist zu durchdringend

Söders Verbot ist richtig: Wer kiffen will, soll es tun - aber bitte nicht im Biergarten!

Harald Baumer

Korrespondent Berlin

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18.4.2024, 10:08 Uhr
Ein Mann hält einen Joint vor der Kulisse des Monopteros im Englischen Garten.

© Peter Kneffel/dpa Ein Mann hält einen Joint vor der Kulisse des Monopteros im Englischen Garten.

Das Kiffen ist seit dem 1. April innerhalb gewisser Grenzen in Deutschland erlaubt. Das mag man persönlich für richtig oder falsch halten, aber die Entscheidung des Gesetzgebers ist zu respektieren. Was sehr wohl diskutiert werden muss, das ist unser alltäglicher Umgang mit den Kiffenden im öffentlichen Raum.

Der Cannabis-Rauch hat, vorsichtig formuliert, etwas sehr Markantes. Er ist oft schon um mehrere Ecken zu riechen - lange, bevor man den Raucher selbst wahrgenommen hat. Nicht wenigen Menschen wird übel, wenn sie versehentlich eine Nase davon mitbekommen.

Und was ist mit dem Zigarettenrauch?

Deswegen ist es gut, dass der Freistaat Bayern nun in gewissen öffentlichen Bereichen wie in Biergärten und auf Volksfesten das Kiffen verbieten will. Gastronomen haben ohnehin die Möglichkeit des Hausrechts.

Aber Moment mal, wie ist es dann mit dem Zigarettenrauch, der ja zumindest in Biergärten in der Regel erlaubt ist? Zugegeben: Das ist ein gutes, nur sehr schwer zu widerlegendes Argument, denn viele Menschen empfinden auch den klassischen Rauch als unangenehm und hätten ihn gerne aus der Gastronomie komplett verbannt, wenn es nach ihnen ginge.

Hoher Belästigungsgrad

Der Unterschied ist allerdings, dass der Belästigungsgrad im Falle von Cannabis als extrem hoch wahrgenommen wird. Eine aktuelle Umfrage ergab, dass nur 17 Prozent der Deutschen mit Joints in Straßencafés, Biergärten und ähnlichen Einrichtungen einverstanden sind. Etwa die Hälfte der Befragten hält den Geruch des Kiffens für "sehr unangenehm" oder "eher unangenehm". Eine klare Botschaft.

Ein weiteres Argument: Zigaretten sind gesellschaftlich akzeptierte, wenn auch in ihren Auswirkungen sehr gefährliche Alltagsdrogen. Sie wurden ja bereits aus der Innengastronomie verbannt und vielleicht blüht ihnen dieses Schicksal auch mal draußen. Es ist jedem unbenommen, sich dafür einzusetzen. Der erlaubte Zigarettenrauch rechtfertigt es aber nicht, eine weitere Geruchsquelle zu schaffen.

Der Konsum von Cannabis unterscheidet sich zudem vom "klassischen" Rauchen, als er deutlich seltener stattfindet. Den Kiffern ist es besser möglich, ihren Joint abseits von Orten zu rauchen, an denen sie ihre Mitmenschen belästigen würden.

Noch ein Letztes: Den Cannabis-Freunden kommt es ja darauf an, ihre jüngst errungenen Rechte dauerhaft zu erhalten und nach Jahrzehnten der Ausgrenzung gesellschaftlich anerkannt zu werden. In der Hinsicht tun sie sich selbst den größten Gefallen, wenn sie nicht noch weitere Konfliktherde wie ein demonstratives Kiffen in gastronomischen Betrieben schaffen. Ein Appell, der sich übrigens auch an die Zigarettenraucher richtet: Sucht nach einem friedlichen Auskommen mit den Nichtrauchern. Und wenn es möglich ist, ein wenig abseits zu qualmen, dann tut es auch.

Eine Frau raucht einen riesigen Joint auf einer Hanf-Parade im brasilianischen Rio de Janeiro.

Eine Frau raucht einen riesigen Joint auf einer Hanf-Parade im brasilianischen Rio de Janeiro. © Cris Faga/dpa/NN

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