Populisten sind bei ihren Fans immun gegen Kritik

Vorwahlen in den USA: Donald Trump ist die Präsidentschafts-Kandidatur kaum noch zu nehmen

Harald Baumer

Berlin-Korrespondent der NN

E-Mail zur Autorenseite

25.2.2024, 12:53 Uhr
Bei den Republikanern kaum noch zu schlagen: Donald Trump.

© Andrew Harnik, dpa Bei den Republikanern kaum noch zu schlagen: Donald Trump.

Warum nur? Das fragen sich viele, wenn sie die neuesten Nachrichten aus den USA hören. Wie kann ein Mensch, der nachweislich ständig lügt, ein Egomane mit eingeschränkter Konzentrationsfähigkeit ist und etliche Prozesse am Hals hat, erneut für das wichtigste politische Amt der westlichen Welt in Frage kommen?

Als Präsidentschaftskandidat der Republikaner ist Donald Trump nicht mehr aufzuhalten, das steht seit diesem Wochenende so gut wie fest. Seine Chancen, ab Januar 2025 wieder im Weißen Haus zu sitzen, sind ebenfalls sehr hoch.

Bei Trump ist ein Phänomen zu beobachten, das auch bei der AfD in Deutschland eine große Rolle spielt: Führende Persönlichkeiten des Rechts- und des Linkspopulismus sind offensichtlich immun gegen alle Vorwürfe. Ihre Anhängerschaft ist derart wütend wegen der herrschenden Verhältnisse und so misstrauisch gegenüber den Medien, dass jegliche Fakten, die gegen ihre Favoriten ins Feld geführt werden, zwangsläufig eine Lüge sein müssen.

Stets falsch verstanden worden

Die Erklärungen gleichen sich, man kennt es aus Talkshows. Werden haarsträubende Äußerungen zitiert, dann ist der Betroffene stets falsch verstanden worden, er kann nichts mehr dazu sagen oder er ist beleidigt, weil er überhaupt darauf angesprochen wird. Die eigene „Blase“ nimmt dieses Verhalten hin, steht im Zweifel sogar noch stärker zu ihrem Mann.

Einem Joe Biden, der vermutlich besser auf eine Kandidatur verzichtet hätte, wird hingegen gar nichts verziehen. Jeder Versprecher wiegt schwer. Dass auch Trump ständig Dinge durcheinander bringt - geschenkt.

Für einen Tag Diktator sein

Auch in Charakterfragen gelten höchst unterschiedliche Maßstäbe. Man stelle sich vor, Biden hätte wie Trump in einem Interview gesagt, nach seiner Wahl wolle er für einen Tag lang Diktator sein - der Mann wäre für weite Teile seiner eigenen Anhängerschaft erledigt.

Es ist ein echtes Geschenk für Populisten in allen Ländern , dass ihnen ihre Anhängerschaft so gut wie nichts übel nimmt, ja dass sie in Teilen sogar höchst erfreut ist über eine Eskalation bei der Wortwahl und derbe politische Ankündigungen (siehe die massenhafte Remigration von Menschen). Selbst Verurteilungen vor Gericht werden als eine Art Orden betrachtet.

Ungleicher Wettbewerb

Es ist deswegen ein ungleicher Wettbewerb, der da stattfindet. Gegen die Wut-Welle, auf der sich gut reiten lässt, und die gleichzeitige Grundsatzkritik an den „Etablierten“, die alles schlecht redet, ist schwer anzukommen. Vertreterinnen und Vertreter einer nichtpopulistischen Politik werden oft alleine schon für die Tatsache gehasst, dass sich die Welt verändert und sie darauf zu reagieren versuchen, wenn auch immer wieder mit untauglichen Mitteln.

Verwandte Themen


Keine Kommentare