Straßenkunst braucht neuen Anstrich
Freiwillige gesucht: Schönheitskur für alte Hydranten-Männchen
7.4.2022, 05:55 UhrDietenhofen ist ein besonderer Ort. Denn in der Gemeinde im Kreis Ansbach mit seinen knapp 6000 Einwohnern sehen die Hydranten anders aus als im Rest der Region. Sie sind bunt bemalt, haben Gesichter, tragen Hosen und Jacken. Doch die Kunstwerke sind in die Jahre gekommen. Bürgermeister Rainer Erdel hat daher Freiwillige gesucht, die zu Pinsel und Farbe greifen.
Der Aufruf war erfolgreich: Fünf Frauen und Männer aus Heilsbronn, Schwabach, Rothenburg, Petersaurach und Dietenhofen haben sich bisher bei ihm gemeldet. "Die Marktgemeinde hat schon immer einen Hang zu kleinen Männern", sagt der Rathauschef augenzwinkernd. Er spielt damit auf den Produktionsstandort des fränkischen Spielwarenherstellers Playmobil an.
Erdel sitzt in seinem Büro im Rathaus und versucht, die grobe Zahl der Hydranten-Männchen zu schätzen. Er kommt auf rund 50 Stück. "In jedem der 28 Ortsteile von Dietenhofen steht mindestens einer", sagt er. "Es ist nicht nötig, dass die Hydranten klassisch rot sind, da die Feuerwehr weiß, wo sie stehen."
Der ortsansässige Künstler Leonhard Schwarz hatte Mitte der 1990er Jahre die Idee, die Hydranten bunt anzustreichen. Ohne großen Aufwand gab der Wasserversorger grünes Licht dafür. Schwarz ist vor ein paar Jahren verstorben. "Die Männchen haben mittlerweile eine gewisse Patina und sind farbtechnisch nicht mehr im besten Zustand", sagt Rainer Erdel.
Theresa Dietterle hat den Hilferuf der Enkelin des verstorbenen Künstlers, Simone Schwarz, bei Facebook gesehen. Die beiden Frauen gingen zusammen zur Schule in Heilsbronn. Lange überlegt hat die Mediengestalterin nicht. Sie hat auch schon ein Männchen bemalt – allerdings nur für einen Fernsehbeitrag. Im Moment sei es einfach noch zu kalt und die Farben platzten bei den Temperaturen, sagt Theresa Dietterle.
Nach den Eisheiligen im Mai geht es für sie los. Sie hat ein ehrgeiziges Ziel: Mindestens zehn Hydranten möchte die Mediengestalterin neues Leben einhauchen. Ihr Plan ist, sich möglichst an das Original zu halten: "Ein paar bekommen aber Playmobil-Gesichter, da es gut zu Dietenhofen passt."
Judith Schuler lebt seit einigen Jahren mit ihrer Familie in Dietenhofen. Sie ist eine der fünf Freiwilligen. Sobald es das Wetter zulässt, möchte sie zur Tat schreiten. "Ich bin schon jetzt künstlerisch tätig, aber Hydranten sind Neuland für mich", erzählt sie. "Ich mag auch buntbemalte Hauswände. Sie machen die Welt ein bisschen schöner." Die junge Frau hat sich vorgenommen, mindestens zwei Hydranten in Angriff zu nehmen: einen, um ihn zu erhalten, den zweiten möchte Schuler, neu gestalten. "Mir schwebt eine Giraffe vor", erzählt sie.
Die Marktgemeinde übernimmt die Kosten für das anfallende Material der Freiwilligen, die Feuerwehr kümmert sich um die Pflege der Hydranten.
Rainer Erdel überlässt es der Kreativität der Hobby-Künstler, ob sie den ursprünglichen Zustand erhalten oder neue Hydranten-Männchen schaffen. "Vielleicht sind unsere Hydranten eine Idee auch für andere Kommunen und wir machen einen Wettbewerb daraus, wer den schönsten Hydranten in Mittelfranken hat?"
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