Zahlen gehen immer weiter zurück

Neue Leitung bei fränkischem Impfzentrum, doch es gibt nur noch 51 Impfungen in einer Woche

7.5.2022, 05:55 Uhr
Der Ärztlicher Leiter des Impfzentrums Dr. Gerhard Sandig (weißes Hemd) und ASB-Geschäftsführer Erich Matthis (links) waren ein eingespieltes Team.

© e-wz-wz-20210929_173748-6.jpg, NN Der Ärztlicher Leiter des Impfzentrums Dr. Gerhard Sandig (weißes Hemd) und ASB-Geschäftsführer Erich Matthis (links) waren ein eingespieltes Team.

561 Impfungen gegen das Coronavirus in einer Woche, davon 51 im Impfzentrum des Landkreises in Baudenbach und in der Impfstation in Bad Windsheim zusammen. Die restlichen Impfdosen wurden in Arztpraxen verabreicht. Das sind die aktuellen Zahlen, die das Landratsamt Neustadt/Aisch am Freitag veröffentlicht hat. Nun gibt es einen Wechsel an der Spitze der ärztlichen Leitung des Impfzentrums.

Insgesamt wurden demnach im Impfzentrum insgesamt 85.147 Impfungen durchgeführt: 33.713 Erst-, 33.988 Abschlussimpfungen sowie 16.643 Auffrischimpfungen. Die zweite Auffrischungs-Impfung wurde 803 in Oberarme gespritzt. Bei den Arztpraxen sehen die Zaheln so aus: 132.359 Impfungen insgesamt, davon 38.773 Erst-, 43.253 Abschlussimpfungen, 47.192 Auffrischimpfungen und 3.141 zweite Auffrischimpfungen. Dadurch ergeben sich für die etwas mehr als 100.000 Einwohner des Landkreises 217.506 Impfungen.

Ratgeber und Ansprechpartner

Geleitet wurde das Impfzentrum, das zunächst im Dezember 2020 im Bad Windsheimer Kur- und Kongress-Center aufgebaut wurde, viele Monate von Dr. Gerhard Sandig. "Zu Beginn der Impfkampagne war er täglich vor Ort und war zusätzlich Ansprechpartner für eingehende medizinische Anfragen, daher wurde der ursprüngliche Plan, die Aufgabe nur für einige Monate zu übernehmen, rasch von der Realität eingeholt", heißt es in einer Mitteilung des Landratsamts. Zum 1. Mai 2022 hat Sandig das Amt an Dr. Bernhard Malcher übergeben, als Impfarzt will sich Gerhard Sandig aber weiterhin engagieren.

Das Impfzentrum in Bad Windsheim ist nun in der Brunnengasse zu finden.

Das Impfzentrum in Bad Windsheim ist nun in der Brunnengasse zu finden. © Stefan Blank

Die Hauptaufgabe des Ärztlichen Leiters bestand für Sandig darin, die Arbeit im Impfzentrum als medizinischer Sachverständiger und Ratgeber zu begleiten, außerdem Ansprechpartner bei Fragen beispielsweise von Pflegeeinrichtungen zu sein und eingehende Informationen wie die des Robert-Koch-Instituts auszuwerten. Sehr hoch sei anfangs die Zahl der zu bearbeitenden Anfragen gewesen, wird Gerhard Sandig in der Mitteilung zitiert. Zu Beginn der Impfkampagne ging es überwiegend um Unsicherheiten wegen möglicher Nebenwirkungen der Impfung und um die Priorisierung. Zuletzt gab es deutlich weniger Meldungen zu beantworten, diese drehten sich stärker um individuelle Probleme wie die Einschätzung des persönlichen Risikos einer Impfung etwa aufgrund von Allergien.

Selbst an den Impfdosen

Von Beginn an war Sandig zusätzlich zu seiner Funktion als Impfarzt im Einsatz, er wollte die Abläufe vor Ort kennen, aber auch mit den Impfwilligen ins Gespräch kommen. Interessant fand er zum Beispiel die Beweggründe bei vergleichsweise späten Erstimpfungen, die ganz unterschiedlich ausfielen. Mit Impfskepsis, teils wegen ungeklärter Ängste bekam es der Mediziner zu tun, aber auch mit dem Gefühl, selbst nicht gefährdet zu sein sowie der Entscheidung für eine Impfung aufgrund der berufsbezogenen Impfpflicht oder auf Drängen des Arbeitgebers. Mit entschiedenen Impfgegnern gab es dagegen wenig Berührungspunkte, da diese vermutlich den Impfzentren fernblieben, wird Sandig zitiert. 16 Monate nach den ersten Impfungen schätzt er die Impfquote als „nicht ganz befriedigend“ ein, es besteht nach seiner Einschätzung die Gefahr, dass neue Virus-Varianten entstehen, die bei hoher Infektiosität mit gefährlicheren Verläufen als die Omikron-Variante einhergehen.

Dr. Bernhard Malcher folgt Dr. Gerhard Sandig als Ärztlicher Leiter des Impfzentrums nach.

Dr. Bernhard Malcher folgt Dr. Gerhard Sandig als Ärztlicher Leiter des Impfzentrums nach. © Christine Berger/Landratsamt

Mit manchen Problemen wurde die Arbeit im Impfzentrum konfrontiert, dazu zählt Gerhard Sandig gekürzte oder gar ausfallende Impfstoff-Lieferungen zu Beginn der Impfkampagne, diese hätten die Arbeit erheblich zurückgeworfen. Auch das im Freistaat genutzte Portal zur Dokumentation hatte nach Einschätzung des Mediziners Mängel, die unterm Strich den Aufwand eher erhöhten. Dem steht für ihn das große Engagement der Mitarbeitenden rund um das Impfzentrum gegenüber.

Großes Lob an die niedergelassenen Kollegen

Dass innerhalb von gut zwei Monaten allen priorisierten Gruppen im Landkreis ein Impfangebot gemacht werden konnte, wertet der Ärztliche Leiter als großen Erfolg der beteiligten Mediziner, Mitarbeitenden des Landratsamtes und der Rettungsdienste. Einen entscheidenden Anteil an den Erfolgen der Impfkampagne hatten parallel zum Impfzentrum vor allem viele niedergelassene Ärzte, insbesondere die Hausärzte, jedoch auch Fach- und Betriebsärzte. Dass im noch nicht dagewesenen Tempo Impfstoffe gegen das Virus entwickelt wurden, hebt Gerhard Sandig ebenfalls positiv hervor.

Am 26. Dezember 2020 nahmen Landrat Helmut Weiß (links) und ASB Geschäftsführer Regionalverband Bad Windsheim Erich Matthis (rechts) die ersten 100 Impfdosen vom THW Baiersdorf für das Impfzentrum Bad Windsheim entgegen.

Am 26. Dezember 2020 nahmen Landrat Helmut Weiß (links) und ASB Geschäftsführer Regionalverband Bad Windsheim Erich Matthis (rechts) die ersten 100 Impfdosen vom THW Baiersdorf für das Impfzentrum Bad Windsheim entgegen. © HANNIBAL HANSCHKE, NN

Als Impfarzt will er weiterhin einen Beitrag für die Impfkampagne im Landkreis leisten, die Aufgaben des Ärztlichen Leiters des Impfzentrums hat er nun aber an Bernhard Malcher übergeben. Dieser wurde im Sommer 2017 nach 28 Jahren als Chefarzt der Anästhesie an der Klinik Bad Windsheim in den Ruhestand verabschiedet. Die Verbindung zu den Kliniken im Landkreis ist seitdem nicht abgerissen, Bernhard Malcher fährt Notarztdienste und auch als Impfarzt brachte er sich von Beginn an ein und impfte anfangs „im Minutentakt“. Seiner neuen Aufgabe sieht er mit Spannung entgegen, einerseits ist der Impfbetrieb eingespielt, andererseits gibt es Befürchtungen eines erneuten Anstiegs der Infektionszahlen im Herbst.

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