Gunzenhausen machte einen Rückzieher

Die Landkreis-Volkshochschule ist geplatzt

29.6.2021, 12:31 Uhr
Die Weißenburger vhs im CVJM-Gebäude Am Hof muss weiter alleine klar kommen. Aus Gunzenhausen kam jetzt eine Absage für einen landkreisweiten Volkshochschul-Zweckverband. 

© Robert Renner, NN Die Weißenburger vhs im CVJM-Gebäude Am Hof muss weiter alleine klar kommen. Aus Gunzenhausen kam jetzt eine Absage für einen landkreisweiten Volkshochschul-Zweckverband. 

„Es passt einfach nicht zusammen“, sagte Gerhard Postler, der Vorsitzende der Volkshochschule Gunzenhausen auf Anfrage des Weißenburger Tagblatts. Für ihn sieht es so aus, dass Gunzenhausen nicht in der Not ist, etwas verändern zu müssen.

Die Einrichtung in der Altmühlstadt sei mit 2,5 Stellen (davon eine halbe als Verwaltungskraft) schon seit Jahren professionell aufgestellt und betreibe ein Bildungszentrum mit eigenen Schulungsräumen. An den Kosten beteiligen sich neben der Stadt Gunzenhausen auch mehrere umliegende Gemeinden.

Für Postler geriet das Zweckverbands-Konstrukt ins Wanken, als Pleinfeld erklärte, nicht mitzumachen. Inzwischen hat auch Markt Berolzheim angekündigt, sein Ja zurückzuziehen. „Für uns war immer Bedingung, dass alle 27 Städte und Gemeinden dabei sein müssen“, erklärte Postler nun.


Pleinfelds Aus brachte das Konstrukt ins Wanken


Noch lieber hätte man es in Gunzenhausen gesehen, wenn die Aufgabe gleich komplett der Landkreis übernommen hätte. Doch das wollte das Landratsamt nicht. Immerhin kümmerte sich Kathrin Kimmich, die Leiterin der Zukunftsinitiative Altmühlfranken, um die Koordination und leistete Argumentationsarbeit in jenen Gemeinden, die nicht sofort beim Zweckverband mitmachen wollten. Das gelang in allen Fällen – mit Ausnahme von Pleinfeld. Dort hatte man Sorge, das Angebot im Bürgerhaus würde leiden, wenn sich die Gemeinde auch in einem vhs-Zweckverband engagieren würde.

Auf Nachfrage des Weißenburger Tagblatts wollte sich Kimmich zum Nein aus Gunzenhausen nicht äußern. Sie verwies darauf, dass die Landkreis-Volkshochschule Thema bei der nächsten Sitzung des Gemeindetages im Landkreis sein wird. Diese findet am Montag, 5. Juli, in Wachstein statt.

Immer auf das Ehrenamt gesetzt

Die Volkshochschule in Weißenburg war schon immer anders aufgestellt als jene in Gunzenhausen. Man setzte seit jeher sehr stark auf das Ehrenamt. Bislang kam man mit einer von der Stadt getragenen halben Stelle für eine Verwaltungskraft und einer geringfügig Beschäftigten zurecht. Doch der Volkshochschulverband hat vor einiger Zeit die Anforderungen hoch geschraubt. Fördermittel sollte es nur noch geben, wenn gewisse Kriterien erfüllt sind, die nur mit professionellen Strukturen zu machen sind.

Aus diesem Grund und weil auch sonst die Anforderungen an eine moderne Erwachsenenbildung gestiegen sind, bat die vhs zusätzlich zur Verwaltungskraft um eine halbe Stelle für eine hauptamtliche pädagogische Kraft. Diese müsse sich um Marketing, Öffentlichkeitsarbeit, neue Trends und natürlich um die Planung der Kurse kümmern und habe damit alle Hände voll zu tun, hatte Dr. Andreas Palme, Vorsitzender der Weißenburger Volkshochschule im Hauptausschuss des Weißenburger Stadtrates erklärt.

Der Stadtrat hat nun ohne weitere Diskussion einstimmig der Förderung einer hauptamtlichen pädagogischen Kraft zugestimmt. Es handelt sich um eine halbe Stelle, für die die Stadt knapp 37 000 Euro Zuschuss im Jahr gewährt.

Die Kooperation bleibt erhalten

Unabhängig davon, dass Gunzenhausen die weiteren Verhandlungen über einen landkreisweiten Zweckverband hat platzen lassen, will man an der Kooperation der beiden Volkshochschulen nicht rütteln. Die beiden Erwachsenenbildungseinrichtungen haben vor Kurzem einen Vertrag abgeschlossen und wollen künftig ein gemeinsames Programmheft herausbringen.

Dieses wird dann im ganzen Landkreis an alle Haushalte verteilt. So erfährt dann auch der Weißenburger, was in Gunzenhausen angeboten wird und umgekehrt. Der Vertrag hat eine Laufzeit von fünf Jahren. Mit diesem Verbund sichert sich Weißenburg bis auf Weiteres auch den Zugang zur Förderung.

Andreas Palme reagierte auf die Nachricht aus Gunzenhausen relativ gelassen. „Ich bedauere das natürlich sehr. Wir müssen schauen, wie wir jetzt so klar kommen.“ Dank der bestehenden Kooperation sei die Ausgangssituation für Weißenburg nun aber bedeutend besser als vor ein paar Jahren und man bekomme weiterhin staatliche Mittel und Gelder vom Volkshochschulverband.

Die Weißenburger vhs wolle auf jeden Fall an dem eingeschlagenen Weg festhalten und mehr Angebote auch im Umland machen. Angedacht ist auch, den Bereich politische Bildung auszubauen.

Räumlich besteht Nachholbedarf

Unbefriedigend ist aus Palmes Sicht nach wie vor die räumliche Situation der vhs. Die Kurse finden zum Großteil in Schulen statt und müssen deshalb in der Regel abends laufen. Die Räume im CVJM-Gebäude eignen sich für viele Angebote nicht. „Feste Kursräume, die uns auch vormittags und nachmittags zur Verfügung stehen, wären natürlich toll.“ Palmes Wunschlösung wäre noch immer das Progymnasium. Da gab es vor etlichen Jahren bereits einen Grundsatzbeschluss des Stadtrates. Allerdings müsste man in das gut 100 Jahre alte Gebäude erst einmal ordentlich Geld stecken, um es für die Erwachsenenbildung nutzen zu können.

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